Sicherheit in der Logistik ist auch in diesen Zeiten ein wichtiges Thema. Nach Angaben des TAPA-Verbands (TAPA steht für Transported Asset Protection Association) im Februar 2021 wurden in den vergangenen Monaten Produkte im Wert von 4,1 Mio. € in der Region Europa, Naher Osten und Afrika gestohlen. Das Fazit des Verbands: „Ladungsdiebe ließen sich weder von den anhaltenden Einschränkungen in Folge der Covid-Pandemie noch von den schwierigen Wetterbedingungen in einigen Ländern abschrecken.“
Ein enges Stückgutnetzwerk sorgt für Sicherheit in der Logistik
Vor einem guten Teil der kriminellen Akte sind Unternehmen wie DB Schenker allerdings gefeit: Planenschlitzer beispielsweise räumen auf Rasthöfen die Ladung aus. Der Logistikdienstleister betreibt jedoch ein engmaschiges Stückgutnetzwerk. Und dank der räumlichen Dichte der Hubs sind die Fahrzeiten schlicht zu kurz für riskante Stopps auf Rasthöfen. „Wir haben den Vorteil schneller Umschlagzeiten und hoher Volumina an Sendungen – das führt zu Anonymität und Geschwindigkeit“, erklärt Jürn Börstinghaus, der bei DB Schenker für das Thema Security verantwortlich ist.
Anders dagegen bei Transporten außerhalb des Netzwerks: Hier kommt es auf die jeweils vorab vereinbarten Sicherheitsmaßnahmen an. „Einige Kunden verlangen besondere Sicherheitsmaßnahmen“, sagt Börstinghaus. Das stellt DB Schenker durch Standard GPS-Tracking, DB Smartboxes oder ausgefeilte Sicherheitskonzepte sicher. „Bei bestimmten Produktarten – zum Beispiel im Bereich Consumer Electronics – erwarten die Kunden höchste Sicherheit und schauen sich unsere Maßnahmen vor Ort genau an.“ Einige Standorte sind deshalb TAPA-zertifiziert und weisen eine besonders hohe Sicherheit auf. „Die TAPA-Facility Security Requirements legen verschiedene Sicherheitslevel fest. Dabei geht es um bestimmte Qualitätsstufen zum Beispiel bei der Video- oder Einbruchsanlage oder bei unseren Sicherheitsprozessen“, erläutert Börstinghaus.
Standards und Automatisierung
DB Schenker hat außerdem eigene Minimum Security Standards aufgesetzt, die in allen Geschäftsstellen weltweit gelten. Börstinghaus vermittelt diese Standards in Deutschland und sorgt für die Zertifizierungen von Standorten. Seit September 2019 ist der 34-jährige Hauptmann der Reserve bei DB Schenker tätig. Das nötige Rüstzeug hat er durch ein MBA Security Management an der TH Ingolstadt erworben.
„Der richtige Weg zu mehr Sicherheit ist das kontinuierliche Anheben des Security-Niveaus in einem Unternehmen, verbunden mit einer strikten Kontrolle“, weiß Börstinghaus. Dabei nutzt der Logistiker auch die Vorteile der Digitalisierung. „Viele einzelne Schritte, zum Beispiel der aktuelle Zustand der Plomben, sind heute sicherer und besser dokumentiert, weil sie in die automatisierten Abläufe in den Geschäftsstellen integriert wurden. Anders funktioniert es nicht“, so der Security-Experte. Noch sicherer könnten Transporte werden, wenn diese digitalen Dokumentationen künftig mit Künstlicher Intelligenz analysiert werden.
Kontrolle über die IT-Schnittstellen
Sicherheit in der Logistik geht aber weit über die reine Transportsicherheit hinaus. Sondern sie ist auch eine Frage der IT, die beispielsweise beim Thema Produktpiraterie eine große Rolle spielt. Lieferketten bringen oft viele unterschiedliche Beteiligten zusammen, dennoch darf niemand in die IT-Prozesse eindringen können. „Es ist für uns wichtig, dass wir die Schnittstellen kontrollieren. So vermeiden wir Situationen, in denen Täter gefälschte Produkte in Umlauf bringen können“, sagt Börstinghaus. Er stellt derzeit in der gesamten Branche ein zunehmendes Bewusstsein für mehr Cybersecurity fest.
Und schließlich zählt der Faktor Mensch: Gerade in einer Branche, die auf qualifizierte Mitarbeitende angewiesen ist, können diese zum schwächsten Glied in der Kette werden. In einigen Bereichen wie der Luftfracht oder anderen sicherheitsrelevanten Bereichen werden Mitarbeiter besonders überprüft. Weil DB Schenker zugelassener Wirtschaftsbeteiligter ist – der Status erleichtert den Handel mit den USA – müssen Partner schriftlich für die Sicherheit ihrer Mitarbeiter bürgen.
Intelligenter Informationsfluss
Grundsätzlich arbeitet DB Schenker auf einer so genannten Need-to-Know-Basis: „Mitarbeiter erhalten nur die Informationen, die für sie und ihre Tätigkeit unmittelbar relevant sind“, erläutert Börstinghaus. „So haben Unberechtigte keinen Zugang zu Informationen über unsere Fracht.“
Mit solchen Maßnahmen und grundlegen Konzepten kann DB Schenker Schäden denkbar gering halten. „Durch unsere Prozesse und das Ineinandergreifen von Abfolgen sind wir ein sehr, sehr sicheres Unternehmen“, so Börstinghaus. Zu einem durchdachten Sicherheitsmanagement gehören jedoch zwei weitere Dinge: Kurze Wege im Schadensfall und vor allem der Austausch über Schäden und Vorgehensweisen der Täter. „Sicherheit ist vor allem eine Frage der Kommunikation“, sagt Börstinghaus. „Wir können nur das wirksam bekämpfen, was wir kennen.“
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Axel Novak ist freier Journalist in Berlin. Seit mehr als einem Jahrzehnt beschäftigt er sich mit der Logistik-Branche und den Veränderungen, denen sie unterworfen ist. Axel Novak schreibt für Zeitungen, für Zeitschriften und für Unternehmen. Seine Schwerpunkte sind allgemeine Wirtschaftsthemen mit dem Fokus auf Mobilität, IT, Energie und Finanzen.