In der Industrie sorgt der exakte Überblick über volle und leere Mehrwegbehälter für stabile Versorgungsketten. Die Rede ist beispielsweise von genormten Kunststoffbehältern für Teile und Komponenten, die Zulieferer an die Bänder der Automobilhersteller schicken. Bei diesem „Pfandsystem ohne Pfandabgabe“ kommen die Gebinde leer zurück, manche nehmen noch schnell den Umweg über eine Reinigungsanlage. „Im Prinzip ist das ein einfacher Prozess, trotzdem hapert es immer wieder an der Verfügbarkeit“, sagt Markus Linke. Er ist Experte für solche Themen bei DB SCHENKER | europac, einer auf Transportverpackungen spezialisierten Geschäftsstelle der Schenker Deutschland AG mit Sitz in Coburg.
„Container der Antike“
Auch wenn „Mehrweg“ modern klingt: Das Prinzip dahinter ist keine Erfindung unserer Zeit. Die Römer benutzten für den Transport auf dem Seeweg robuste Amphoren, die immer wieder neu auf Tour gingen. Die bauchigen und enghalsigen Tongefäße mit zwei Henkeln besaßen oft ein Fassungsvermögen von üppigen 50 Litern, weshalb man ihnen Jahrhunderte später die Ehrenbezeichnung „Container der Antike“ andichtete. Heutzutage denken wir beim Stichwort Mehrweg zuallererst an Getränke. Wen wundert’s? 1.500 Brauereien in Deutschland halten vier Milliarden Glasflaschen im Umlauf. Trotz dieser ungeheuren Menge wird immer wieder im Sommer das Leergut knapp, wenn der Bedarf an kühlenden Flüssigkeiten zusammen mit dem Thermometer in die Höhe steigt. Das kann zu Lieferengpässen führen.
So viel wie nötig, so wenig wie möglich
Bei umweltfreundlichen Mehrwegbehältern in Diensten der Industrie kommen solche Engpässe auch vor. Oft ist den Produktions- und Prozessverantwortlichen schlichtweg nicht klar, wo sich ihre Behälter gerade befinden. Zudem gehört es zum Alltag, dass größere Mengen von Kisten außerplanmäßig zwischengelagert werden. Etwa wenn Lieferanten auf Vorrat produzieren und die Behälter dann nicht direkt zum Abnehmer gehen, weil der gerade Betriebsferien hat. Da jedem Lieferanten für seine Teile bestimmte Standardkisten vorgegeben sind, kann er nicht einfach auf eine andere Ausführung zurückgreifen. Sollte man deshalb ein paar Tausend Ladungsträger mehr auf Lager halten? „Besser nicht“, empfiehlt Markus Linke. „Zu einem nachhaltigen und ökonomischen Einsatz von Mehrwegverpackungen gehört es, dass man nicht zu viele davon produziert. Aber auch auf keinen Fall zu wenig.“
“Zu einem nachhaltigen und ökonomischen Einsatz von Mehrwegverpackungen gehört es, dass man nicht zu viele davon produziert. Aber auch auf keinen Fall zu wenig”
Der Unterschied zwischen eigentlich und tatsächlich
Ein zusätzliches Problem beim Behältermanagement besteht darin, dass Leergut bei den Lieferanten oft nicht in den Mengen eintrifft, wie es auf dem Lieferschein steht. Die Folge: Der buchhalterische Bestand weicht von dem tatsächlichen ab. Dann sind bestimmte Behältermengen offiziell verfügbar, in Wirklichkeit aber unauffindbar. Das kann dazu führen, dass Ware zwar fertig ist. Aber niemand weiß, wie man sie für den Versand verpacken soll.
IT-gestütztes Behältermanagement für Überblick in Echtzeit
Hier hilft ein besserer Überblick. Mit IT-Unterstützung von DB SCHENKER | europac führen Hersteller eine permanente Inventur ihres Bestandes an Mehrwegverpackungen durch. „Man ist stets in Echtzeit im Bilde und muss sich nicht auf veraltete Daten stützen, die man bei der letzten Zählung vor einer Woche oder womöglich vor noch längerer Zeit ermittelt hat“, erläutert Linke.
Wie das IT-gestützte Behältermanagement konkret aussieht? „Die eingesetzte Software deckt aufgrund ihrer ausgereiften Standardisierung nahezu alle Anforderungen ab, wobei kundenindividuelle Wünsche natürlich berücksichtigt werden“, sagt Linke. In den Eckpfeilern sind sich die Konzepte für das Behältermanagement gleich: Analyse, Implementierung, Überwachung. Bei DB SCHENKER | europac kommen noch spezifische Dienstleistungen von DB Schenker hinzu, die das Behältermanagement abrunden. „Unsere Kollegen aus Transport und Logistik befördern die Mehrwegbehälter, sie organisieren ihre Reinigung und sie lagern sie ein“, so Linke. „Der Nutzen für einen Kunden besteht zum Beispiel darin, dass wir sein Leergut zentral in einem Lager sammeln, ihn jederzeit über seine Bestände informieren und seinen Fabriken die Behälter bedarfsgerecht zustellen.“ – Also digitales Behältermanagement plus das physische Geschehen drumherum.
About the Author
Der freie Journalist Andreas Pietsch ist auf Logistik-Themen spezialisiert. Er schreibt seit 1992 für DB Schenker beziehungsweise für die Vorgängergesellschaften. Am meisten angetan haben es ihm die Themen aus Landverkehr, Seefracht und Kontraktlogistik. Aber auch bei der Luftfracht weiß er, wie man einen Sachverhalt treffend auf den Punkt bringt.