Wenn die Anuga ihre Tore öffnet, dreht sich alles um die neuesten Trends in der Nahrungsmittelindustrie. Mehr als 7.800 Aussteller zeigten vom 5. bis 9. Oktober 2019 auf der globalen Leitmesse für die Ernährungswirtschaft, was Konsumenten in aller Welt kaufen und essen wollen. Doch für den Erfolg der Messe sind nicht nur Hersteller, Händler, Trendforscher und Werbeleute verantwortlich – entscheidend sind auch die Fahrer, Disponenten und Logistiker, die der Fachwelt das versprochene Erlebnis ermöglichen.
Köln, im Oktober. Es ist halb sieben Uhr morgens, der Wind frischt auf. Yildirim Kayisi, Messelogistiker in der Geschäftsstelle Köln der Schenker Deutschland AG, ist schon lange hellwach. Seit einer halben Stunde liest er die E-Mails, die in der vergangenen Nacht eingetrudelt sind. Der gebürtige Kölner sitzt im Messeoffice von DB Schenker und verschafft sich einen Überblick, was in den kommenden Stunden geliefert und an welchen Ort gebracht werden muss. Lieferscheine und Aufträge laufen per E-Mail ein. Pünktlich ab sieben stehen die ersten Fahrer an seinem Desk und fragen nach konkreten Lieferanweisungen.
Komplexe Planung für die Anuga
Damit das alles funktioniert, planen Messe und Logistiker die Abläufe minutiös und genau – DB Schenker ist immerhin seit vielen Jahren offizieller Logistikdienstleister der Messegesellschaft Koelnmesse. Die Zufahrt aufs Gelände ist nicht nur aus Sicherheitsgründen penibel geregelt: Lkw werden nur nach Voranmeldung und in begrenzter Anzahl auf das Gelände gelassen. Kleinere Laster bis zu 3,5 Tonnen und andere Zulieferer müssen die Messe nach zwei Stunden wieder verlassen haben, sonst verfällt die hinterlegte Kaution.
So vermeiden die Organisatoren zu dichtes unkontrolliertes Gedränge auf dem sehr engen Messeplatz. Auch in anderen Bereichen ist DB Schenker auf die gute Zusammenarbeit mit der Abteilung Geländesicherheit und Logistik der Messe Köln angewiesen. Umberto Doppelgatz und Josef Scharn stehen hier als verantwortliche Mitarbeiter zur Verfügung. Gerade die Anuga mit ihren vielen kleinen Ausstellern sorgt für viele Anlieferungen. Alle zwei Jahre findet die Messe in Köln statt, und in diesem Jahr feierte sie ihren 100. Geburtstag.
Hohe Anforderungen an die Logistiker
„Die Anuga ist die komplizierteste Messe in Köln, weil so viele unterschiedliche Aussteller dort sind“, sagt Kayisi. „Viele tausend kleinere Anbieter mit geringen Sendungsvolumina und jeweils eigenen Erwartungen – das ist für uns sehr anspruchsvoll.“
4.000 Sendungen im Ein- und Ausgang hat DB Schenker allein zur Anuga 2019 bearbeitet. Hinzu kommt, dass manche Zulieferer die Regeln des Messegeschäfts nicht so genau nehmen. Adressfelder sind ungenau oder fehlerhaft ausgefüllt. Oft muss Kayisi bei den Ausstellern und Messebauunternehmern telefonisch nachhaken, weil die Angaben unverständlich oder unvollständig sind.
Digitale, automatisierte Lösungen helfen hier nicht immer weiter. „90 Prozent unserer Abläufe sind schon digital. Aber bei einer Veranstaltung wie der Anuga kommen alle Systeme an ihre Grenzen“, sagt Kayisi. Kommunikation, Austausch und geduldiges Zuhören sind deswegen die Tugenden, mit denen die rund 200 Mitarbeiter des Logistikdienstleisters der herandrängenden Frachtfluten Herr werden. Ist die Messe wirklich das Meisterstück eines jeden Messelogistikers alter Schule?
Lesen Sie mehr in Teil 2 der Reportage über die Anuga-Vorbereitung.
About the Author
Axel Novak ist freier Journalist in Berlin. Seit mehr als einem Jahrzehnt beschäftigt er sich mit der Logistik-Branche und den Veränderungen, denen sie unterworfen ist. Axel Novak schreibt für Zeitungen, für Zeitschriften und für Unternehmen. Seine Schwerpunkte sind allgemeine Wirtschaftsthemen mit dem Fokus auf Mobilität, IT, Energie und Finanzen.