Disruptive Trends in der Logistik
Die Logistik steht vor enormen Umbrüchen. Der Grund: disruptive Technologien. Einige von ihnen hat die RWTH Aachen in einer Studie untersucht. © Markus Mainka / fotolia.com

Viele der Technologien mit „4.0“-Kontext haben das disruptive Zeug dazu, die Transportlogistik grundlegend zu verändern. Zu diesen Megatrends gehören technologiegetriebene Neuerungen genauso wie technologische Weiterentwicklungen. Die Studie „Alles 4.0 oder doch nur Hype“ der RWTH Aachen hat sich mit diesen Schlüsseltechnologien auseinandergesetzt. Wir stellen Ihnen die Ergebnisse vor.

1. Megatrend: dezentrale Organisation über Plattformen

Die Logistikbranche war seit jeher durch eine hohe örtliche Verteilung ihrer Prozesse geprägt. Die Organisationstruktur jedoch war eher zentralisiert aufgestellt. Die Forscher der RWTH Aachen glauben, dass dies ein Auslaufmodell sei. Vielmehr würden in Zukunft Netzwerkstrukturen entstehen, deren Akteure gemeinsam und kooperativ planen. Der Vorteil dieser dezentralen Organisationsweise liege – gerade für kleine Unternehmen – in einer effektiveren Planung und der wirtschaftlicheren Durchführung von Transporten.

Basis dafür seien Plattformen, die es erlauben, Wissen zu bündeln und dem Nutzer eine einfache Organisation und Abwicklung ermöglichen. Realisierbar sei eine solche Plattformkultur in mehreren Schritten:

  1. Erleichterung der Auftragsvergabe durch Kommunikationslösungen
  2. Entwicklung von Strukturen zur Verwaltung kooperativer Netzwerke
  3. Einsatz von Optimierungsstrategien zur ganzheitl. Verbesserung
  4. Übergreifende Planung und Handlungsempfehlungen

2. Megatrend: Big Data und deren Analyse

Die Datenmenge, die jeden Tag gesammelt wird, nimmt rasant zu. In der Transportlogistik können die gewonnenen Informationen genutzt werden, um aus ihnen Handlungsempfehlungen abzuleiten. Die Potenziale dieser Big-Data-Methoden werden von den Forschern aus Aachen als sehr hoch eingestuft.

Ein gutes Beispiel dafür bietet das „Anticipatory Shipping“ von Amazon. Es sieht die frühzeitige Belieferung von Logistikzentren auf Basis von Informationen vor, die durch vergangene Bestellungen gesammelt wurden.

Für eine funktionierende Vorhersage bedarf es jedoch nicht nur der Sammlung von Daten, sondern vielmehr auch ihrer Bereinigung, Aufbereitung und Zusammenfassung. Erst nach dieser Umwandlung von rohen Datensätzen zu Smart Data – also harmonisierten, aggregierten Datenmengen – lassen sich Entscheidungen treffen und verlässliche Ergebnisse herleiten. Diese Kausalitätsketten lassen sich letztlich auch automatisieren und in selbstlernenden intelligenten Netzwerken verarbeiten.

3. Megatrend: autonomes Fahren

Einer der weitreichendsten Megatrends sei, laut den Forschern, das autonome Fahren. Die Technologie betreffe nicht nur das Mobilitätsverhalten der Menschen, sondern auch die gesamte Logistik. Verständlicherweise gewinne sie in der politischen Diskussion und der technischen Umsetzung immer weiter an Bedeutung.

Mit dem Platooning, so die Studie, gebe es in der Logistik bereits erste Anwendungsbeispiele, die nicht mehr weit vom Praxisbetrieb entfernt sein dürften. Daneben befasse sich die Branche bereits mit den sozio-ökonomischen Einflüssen des autonomen Fahrens: Dazu gehört insbesondere die veränderte Rolle der Arbeitnehmern im Transportgewerbe. Für Frachtführer sowie Frachtbegleiter ergebe sich ein entspannteres Arbeitsumfeld, das zu mehr Sicherheit im LKW führe. Zwar nähme durch autonome Transporter die Bindung zwischen Fahrer und LKW ab, so die Forscher, auf der anderen Seite stünden aber regelmäßigere Arbeits- und Pausenzeiten. Für die Fahrer stelle das wichtige Vorteile dar.

4. Megatrend: additive Fertigungsverfahren

Auf den ersten Blick, so die Forscher von der RWTH Aachen, habe 3D-Druck wenig mit der Transportbranche zu tun. Doch durch die Fertigungsmethode dürften sich die Warenströme verschieben – oder sogar gänzlich verändern.

Ein Beispiel: Ersatzteile, so das Ergebnis der Studie, könnten dezentral und damit näher beim Kunden hergestellt werden. Der Transportweg des Produkts verkürzt sich demnach auf ein Minimum. Zuvor sei es lediglich notwendig, das Granulat für den Drucker anzuliefern. Wegen der körnigen Struktur des Materials könne dieser Transport sehr effizient und platzsparend realisiert werden. „Die Transportvorgänge lassen sich stärker generalisieren“, so die Forscher aus Nordrheinwestfalen. Außerdem würden die Logistikkosten sinken.

Weiter sind sie der Meinung, dass additive Fertigung das Produkt-Life-Cycle-Management beeinflussen könne: So sind vor dem Hintergrund einer zunehmenden Individualisierung von Produkten insbesondere „additive Fertigungsverfahren von hoher Bedeutung, da sich prototypische Bauteile oder Baugruppen von Produkten schneller und effizienter umsetzen lassen.“

Um sich einen eigenen Anteil an der 3D-Druck-Supply-Chain zu sichern, sei es Aufgabe der Logistikbranche, „Lösungen für die Erweiterung der Rohstofflagerung“ zu entwickeln. Außerdem kann sich der Transportsektor selbst zum Produzenten druckbarer Teile entwickeln. Entsprechende Geschäftsmodelle werden laut den Forschern bereits entwickelt.

Fazit: Es geht darum, die Potenziale ausschöpfen

Auf die Logistikbranche kommen spannende Zeiten zu – in diesem Punkt sind sich die Forscher der RWTH Aachen sicher. Wer künftig zu den Gewinnern und wer eher zu den Verlierern zählt, das wird die Zeit zeigen. Für solche Aussagen ist die Entwicklung der 4.0-Technologien noch in einem zu frühen Entwicklungsstadium. In allen Branchen, so das Team aus Aachen, würden noch sehr große Potenziale schlummern. Diese Möglichkeiten auszuschöpfen, wird in den kommenden Jahrzehnten auch im Transportsektor zu den wichtigsten Aufgaben zählen.

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Jörg Sebald Integer posuere erat a ante venenatis dapibus posuere velit aliquet. Aenean lacinia bibendum nulla sed consectetur. Cras mattis consectetur purus sit amet fermentum. Donec sed odio dui. Cum sociis natoque penatibus et magnis dis parturient montes, nascetur ridiculus mus.