Was braucht man, um die Physik kosmischer Materie zu erforschen? Man muss Bedingungen erzeugen, wie sie sonst bei Sternenexplosionen herrschen. Temperaturen von bis zu 800 Milliarden Grad Celsius zum Beispiel. Wie gelingt das? Indem man in Teilchenbeschleunigern Partikel mit nahezu Lichtgeschwindigkeit kollidieren lässt. Im Aufprallpunkt entsteht dann für einen kurzen Moment kosmische Materie.
Und was braucht man, um so einen Beschleuniger zu bauen? Unter anderem einen Logistikpartner, der die besondere Dynamik eines Mega-Forschungsprojektes unterstützen kann.
FAIR – Megaprojekt der Spitzenforschung
Das GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung baut derzeit in Darmstadt den Partikelbeschleuniger FAIR (Facility for Antiproton and Ion Research.) Ab 2025 werden dort 3.000 Wissenschaftler aus 50 Ländern neue Einblicke in die Struktur der Materie und die Evolution des Universums geben, vom Urknall bis heute.
Auf der rund 150.000 Quadratmeter großen Baustelle entstehen 25 Bauwerke. Herzstück ist ein unterirdischer Ringbeschleuniger mit einem Umfang von 1.100 Metern. Die Baustelle ist gigantisch: 2 Mio. Quadratmeter Erde werden bewegt – so viel wie für 5.000 Einfamilienhäuser. 600.000 Quadratmeter Beton werden verbaut – so viel wie 8 mal das Frankfurter Fußballstadion und 65.000 Tonnen Stahl werden eingesetzt – das entspricht 9 Eiffeltürmen. Und so wird dieser zukünftige Hot Place der Teilchenphysik einmal aussehen:
Während der 6-jährigen Projektlaufzeit betreibt DB Schenker für die GSI ein 9.100 Quadratmeter großes Lager in Weiterstadt. Dort werden die technischen Komponenten für den Beschleuniger gelagert, darunter hochempfindliche elektronische Geräte. DB Schenker ist für das Handling von insgesamt 24.000 Komponenten verantwortlich, die in über 5.000 Einzelsendungen an das Lager geliefert werden. DB Schenker ist auch am Transport der Komponenten beteiligt, wickelt unter anderem die Zollformalitäten ab und kümmert sich um die Koordination zwischen allen Projektpartnern.
Einblicke in die Bauplanung bietet folgendes Video der GSI:
Komplexe Anforderungen an die Logistik
Wir haben Harald Weiß, Projektmanager Business Development & Implementation der verantwortlichen Geschäftsstelle Rhein-Main/Frankfurt nach den besonderen Anforderungen gefragt:
Harald Weiß: „Das GSI Projekt stellt unter vielen Aspekten sehr hohe Ansprüche. Ich will nur zwei nennen. Einige der Komponenten, die gelagert und transportiert werden müssen, sind nicht nur sehr teuer, sondern im Zweifelsfall nicht zu ersetzen. Das verlangt kompromisslose Sorgfalt bei allen Aspekten des Waren-Handlings und hundertprozentig sichere Lagerbedingungen. Überdurchschnittlich sind auch die Anforderungen an unsere Flexibilität. Internationale Forschungseinrichtungen wie das FAIR sind ganz anders getaktet als Industrieunternehmen. Da kommt es vor, dass es beim wöchentlichen Planungsmeeting plötzlich heißt, die 35-Tonnen-Magnete kommen in 7 Tagen. Dann organisieren wir diesen Spezialtransport und alles dazugehörige – Spezialkräne sowie Transport- und Verpackungsmittel – innerhalb einer Woche.“
Daher ist das Projekt- und Prozessmanagement ein strategischer Erfolgsfaktor bei diesem Logistikprojekt. DB Schenker hat dazu zwei Kollegen als exklusive Administratoren für die GSI bestimmt. Sie werden von Weiterstadt aus als zentrale Ansprechpartner für den Kunden und auch für alle beteiligten Dienstleister (Spezialtransport, Kräne, …) und dem Zoll zur Verfügung stehen.
Vertrauen und Kompetenz als Basis
Doch wie überzeugt man einen so anspruchsvollen Auftraggeber davon, der richtige Logistikpartner zu sein?
Jochen Viehöver, Geschäftsstellenleiter Rhein-Main/Frankfurt bei DB Schenker: „Vor allem durch eine nachhaltige und partnerschaftliche Beratung. So ein Projekt gewinnt man nicht von heute auf morgen. Harald Weiß und sein Team hatten vor fast zwei Jahren den ersten Kontakt zur GSI. In der Angebotsphase haben sie mit hoher logistischer Expertise Fragen der Machbarkeit geklärt und ein effizientes Gesamtkonzept entwickelt. Diese wertvolle Vorarbeit, hat Vertrauen zwischen der GSI und DB Schenker aufgebaut und letztlich den Ausschlag für unsere Beauftragung gegeben.“
Also, man nehme einen Teilchenbeschleuniger, kluge Forscherinnen und Forscher und einen Logistikpartner, auf den man sich rundum verlassen kann. Dann klappt das auch mit der kosmischen Materie.
About the Author
Dr. Frieder Schwitzgebel studierte Philosophie und Physik an den Universitäten Mainz und Dijon und arbeitet seit 1996 als Unternehmensjournalist. Er ist Dozent für Wirtschaftsphilosophie an der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie Wiesbaden. Seine Schwerpunkte sind Neue Technologien, Kontraktlogistik und die Plattformökonomie.