Jeder, der schon mal in einem Lager gewesen ist, kennt die Szene: Mitarbeiter greifen zum Pistolenscanner und quittieren damit das Ein- oder Auslagern einer Ware. Hunderte Male pro Tag. Praktisch denkt man. Aber es geht noch weitaus praktischer. Dann nämlich, wenn der lästige und in der Summe zeitaufwändige Griff zum Scanner entfällt, weil der Scanner als Wearable am Körper des Benutzers befestigt bzw. in die Kleidung integriert ist.
Genau das war die innovative Idee des Münchner Startups ProGlove. Realität geworden ist sie in Gestalt eines smarten Scanhandschuhs. Und genau diesen hat DB Schenker nun in seinem Logistikzentrum in Eching bei München eingeführt.
Bis zu 40 % Zeitersparnis durch handfreies Scannen
ProGlove ist ein Gerät zum Einscannen von Barcodes im Kommissionierprozess. Der kleine, leichte Scanner ist an einem Handschuh angebracht, der von Mitarbeitern im Lager getragen wird. Er ermöglicht das handfreie Scannen und bietet eine visualisierte Kontrolle anhand von LEDs und Vibrationen.
Der Scanner sitzt auf dem Handrücken und wird durch Zusammendrücken von Daumen und Zeigefinger aktiviert. Nach dem Scannen eines Barcodes erhält der Mitarbeiter unmittelbar eine optische, akustische und haptische Rückmeldung. Per Tablet kommuniziert der Mitarbeiter zusätzlich Informationen aus dem Lagerverwaltungssystem, z. B. über Mengen oder den nächsten Kommissionierungsort.
Die Vorteile des Systems haben sich unter anderem bereits in Anwendungen in der Automobilindustrie gezeigt. Der benutzerfreundliche und einfach zu bedienende Scanhandschuh führt zu einer Zeitersparnis von bis zu 40% im Vergleich zu konventionellen Scannern. Für die Mitarbeiter im Lager ist dabei besonders angenehm, dass beide Hände beim Pick Prozess frei sind. Die hohe Ergonomie des ProGlove Handschuhs reduziert die Fehlerrate beim Picken und unterstützt ideal bei hohen Pick-Raten.
Erfolgreicher Einsatz bei DB Schenker in Eching
In ihrem Logistikzentrum in Eching ist DB Schenker für die Produktionsversorgung des Werks eines führenden deutschen Autobauers mit Fahrzeugteilen verantwortlich. Das Leistungsportfolio umfasst zentrale Funktionen wie den Wareneingang und -ausgang, die Lagerung von Fahrzeugteilen und die Abwicklung von Leergut. Am Standort werden aber auch Value Added Services angeboten, so zum Beispiel das Umpacken von Einweg- in Mehrwegverpackungen.
Verglichen mit den bisher üblichen Ringscannern ermöglicht ProGlove den Mitarbeitern in der Kommissionierung ein schnelleres, sichereres und zugleich auch einfacheres Arbeiten. Der Scanhandschuh erlaubt es, durchgängig beidhändig zu arbeiten, ohne zwischendurch umständlich nach einem Scanner suchen oder greifen zu müssen. ProGlove steigert die Prozesseffizienz erheblich.
Das Video aus dem Logistikcenter Eching zeigt unterschiedliche Arbeitschritte mit dem Scanhandschuh:
Das Feedback der Lagermitarbeiter in der Erprobungsphase war durchweg positiv, da er ihnen die Arbeit deutlich erleichtert. Die Verantwortlichen gehen davon aus, dass der Einsatz des ProGlove zu einer Produktivitätssteigerung am Standort Eching führen wird. Eine Einführung an weiteren Lagerstandorten ist geplant und soll zeitnah umgesetzt werden.
Und Thomas Kirchner, Geschäftsführer und Mitgründer von ProGlove, ergänzt: „Mit ProGlove wird der Mensch auch künftig eine zentrale Rolle in der Industrie spielen. Deshalb haben wir einen leichten, intuitiv bedienbaren Handschuh entwickelt, der keiner besonderen Einarbeitung bedarf. ProGlove unterstützt die Mitarbeiter in ihrem Tagesgeschäft und macht sie mit der Industrie 4.0 vertraut.“
Weiterer Baustein für Logistik 4.0 bei DB Schenker
Der Einsatz des ProGlove Scanhandschuhs ist ein weiteres Beispiel für den Ausbau innovativer digitaler Logistiklösungen bei DB Schenker. Dazu gehören neben der Digitalisierung der Supply Chain durch Tools wie Supply Chain Visibility Plattformen und Technologien wie Predictive Analytics und Decision Support auch effiziente Werkzeuge für den Einsatz im Lager.
About the Author
Dr. Frieder Schwitzgebel studierte Philosophie und Physik an den Universitäten Mainz und Dijon und arbeitet seit 1996 als Unternehmensjournalist. Er ist Dozent für Wirtschaftsphilosophie an der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie Wiesbaden. Seine Schwerpunkte sind Neue Technologien, Kontraktlogistik und die Plattformökonomie.