Um Fracht- und Passagierschiffen eine Alternative zur gefährlichen Passage um das Westkap zu ermöglichen, baut Norwegen den weltweit ersten Schiffstunnel. Für das Mega-Infrastrukturprojekt soll eine etwa 1.700 Meter lange Trasse in die Berglandschaft der Halbinseln Stadlandet gehauen werden.
Norwegens gefährlichste Gewässer: 33 Tote in den letzten 60 Jahren
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Auch erfahrenen Kapitänen wird mulmig zumute, wenn sie in die raue See rund um die norwegische Halbinsel Stadlandet aufbrechen. Die Gewässer am Westkap gelten als die gefährlichsten entlang der 25.000 Kilometer langen Küstenlinie Norwegens. Norwegischen Aufzeichnungen zufolge sind in den letzten 60 Jahren vor der Halbinsel 46 Schiffe verunglückt, 33 Menschen dabei ums Leben gekommen.
Die Gründe für die rauen Verhältnisse rund um Stadlandet sind vielfältig. Neben starken Strömungen und der außergewöhnlichen Beschaffenheit des Meeresgrundes entstehen Wellen, die aus verschiedenen Richtungen aufeinanderprallen – sogenannte Kreuzseen. Außerdem toben in der Region an rund 100 Tagen im Jahr extreme Stürme. All dies lässt die Route zwischen Bergen und Ålesund selbst für erfahrene Seefahrer zur Herausforderung werden.Die Lösung: eine sichere Passage durch den Fels
Mit einem Infrastrukturprojekt der Superlative will die norwegische Regierung Transport- und Passagieren nun sichere Fahrt in Richtung Nordkap ermöglichen. Für rund 2,3 Milliarden norwegische Kronen (umgerechnet 252 Millionen Euro) soll an der schmalsten Stelle der Halbinsel Stadlandet der Stad Skiptunnel gebaut werden. Damit die 1,7 Kilometer lange Trasse durch den Fels irgendwann den Moldefjord mit dem Vanylvsfjord verbindet, müssen 7,5 Millionen Tonnen Gestein weichen. So soll am Ende ein 49 Meter hoher und 36 Meter breiter Tunnel mit einer zwölf Meter tiefen Fahrrinne entstehen.
Er würde selbst Schiffen mit Aufbauten von rund 35 Metern und einem Tiefgang von zehn Metern die Durchfahrt erlauben. Den Planern zufolge würde das Frachtschiffe mit einer Größe von etwa 16.000 Bruttoregistertonnen einschließen. Sie rechnen damit, dass etwa 70 bis 120 Durchfahrten pro Tag stattfinden werden.
Ein Mega-Infrastrukturprojekt ohne Widerstand
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Vom Tunnelprojekt profitieren soll insbesondere der norwegische Tourismus. Die geplante Passage durch den Berg liegt auf der direkten Route zwischen zwei der wichtigsten norwegischen Tourismuszentren, den Städten Bergen und Ålesund. Selbst die berühmten Hurtigruten-Schiffe, die Touristen von Bergen bis zur russischen Grenze im Norden bringen, könnten den Tunnel durchqueren. Tatsächlich richten sich die Maße des Infrastrukturprojekts nach eben diesen Kreuzfahrtschiffen, die bis zu 1.000 Gäste befördern.
Ein Vorteil würde die außergewöhnliche Wasserstraße außerdem für die Einwohner der norwegischen Inseln bedeuten. Viele Berufspendler würde der Weg zur Arbeit auf dem Festland erleichtert, denn die Fahrt würde durch den Tunnel nicht nur sicherer, sondern auch kürzer.
[selectivetweet]Mit dem Schiff durch den Berg: #Norwegen plant weltweit einzigartiges Infrastrukturprojekt. #Seefracht[/selectivetweet]
Und selbst aus Kreisen von Umweltaktivisten kommt kaum Kritik am Mega-Projekt. Der Bau des Tunnels bedeute zwar einen Eingriff in die Natur, gleichzeitig würde die Schifffahrt aber sicherer. Davon profitiert letztlich auch die Umwelt, denn wenn die Wahrscheinlichkeit von Havarien abnimmt, sinkt auch das Risiko von Naturkatastrophen.
Bevor der Bau des Infrastrukturprojekts wie geplant 2018 beginnen kann, müssen die Konstrukteure aber noch eine Lösung für ein Problem finden: Wohin mit der riesigen Masse an Gestein?
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