Die Zukunft der Transportbranche hat sich auf der IAA-Transportation 2022 in Hannover vorgestellt. Copyright: Michael Heck

1.402 Aussteller aus 42 Ländern präsentierten auf der IAA-Transportation ihre Konzepte für die klimaneutrale Mobilität. Einiges von dem, was etablierte und neu aufstrebende Truckhersteller heute entwickeln und vorantreiben, wird morgen mit Ladungen von DB Schenker in ganz Europa unterwegs sein. Ein guter Grund für Armin Humer, Sustainability Manager DE/CH der Schenker Deutschland AG, sich auf der Messe umzuschauen.

Nachdem der Branchentreff in Hannover vor zwei Jahren coronabedingt ausfallen musste, ließ sich ein deutlicher Sprung von 2018 bis 2022 erkennen. „Die Industrie hat Schwung aufgenommen“, sagt Armin Humer. „Trotzdem stehen wir erst am Anfang einer gewaltigen Entwicklung.“ Das größte Interesse der Messebesucher galt den neuen Antriebsarten: auf der einen Seite elektrische und brennstoffzellen-basierte Antriebe, auf der anderen Seite Wasserstoff-Verbrennungsmotoren.

Zukunftsmusik findet ihr Echo in der Gegenwart

Dass bei dem, was die Messe zum Thema Wasserstoff zeigte, noch immer viel Zukunftsmusik mitklingt, weiß jeder Insider. Auch Humer ist weit entfernt von verfrühter Euphorie. „Wir dürfen nicht zu viel erwarten“, sagt er und zieht einen Vergleich: „Den weltweit ersten Diesel-Lkw hat Benz 1923 vorgestellt. Seitdem hatten die Entwickler und Ingenieure hundert Jahre Zeit, die Technik voranzubringen und zu optimieren. Dagegen stehen wir beim Wasserstoffantrieb noch am Anfang.“ – Immerhin zeigte die Messe: Die ersten verheißungsvollen Prototypen nehmen Fahrt auf.

„DB Schenker will bei der Umstellung auf umweltfreundliche Antriebe Vorreiter sein und einen Beitrag leisten, damit Deutschland die selbstgesteckten Klimaziele erreicht.“ Eines dieser Ziele der Bundesregierung lautet: die Emission von Treibhausgasen bis 2030 um mindestens 65 Prozent gegenüber 1990 senken. DB Schenker selbst will bis 2030 seine Transportaktivitäten in europäischen Städten emissionsfrei gestalten. Es wird also immer mehr E-Lkw mit dem schwarz-roten Logo geben.

Da passt es ins Gesamtbild, dass eine Jury aus 25 Fachjournalisten während der Messe dem Mercedes-Benz eActros Longhaul den „Truck Innovation Award 2023“ zugesprochen hat. Im nächsten Jahr kommt er zu Testzwecken auf die Straße. Zu seinen herausragenden Merkmalen zählen die langlebigen und extrem schnell ladenden Lithium-Eisen-Phosphat-Zellen. Für die Jury stellt das innovative Fahrzeug „unter Beweis, dass der Wandel hin zu CO2-neutralem Transport auf der Langstrecke ein erreichbares Ziel“ ist.

Option auf 1.500 E-Lkw

Natürlich führte Humers Rundgang auch zu dem Stand von Volta Trucks. Anfang 2023 will der schwedische Nutzfahrzeughersteller seine ersten batterieelektrischen Lkw für den Nahverkehr ausliefern. Geplant sind vier unterschiedlich große Modelle mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 7,5 bis 18 Tonnen. DB Schenker hat sich die Option auf etwa 1.500 Volta gesichert. Die Einführung startet voraussichtlich an zehn Standorten in fünf Ländern. Den vollelektrischen 16-Tonner Volta Zero will DB Schenker unter anderem im Ruhrgebiet auf Tour schicken, um Waren von den Verteilerzentren in die Stadt zu transportieren.

Nachhaltigkeit ist mehr als Klimaschutz

Was aus Humers Sicht in Hannover bei einigen Herstellern ein bisschen zu kurz gekommen ist: die Themen autonomes Fahren und Fahrerkomfort. „Nachhaltigkeit beginnt und endet nicht mit alternativen Antrieben. Gerade den Aspekt Fahrerkomfort hätte ich mir in Anbetracht des anhaltenden Fahrermangels etwas präsenter gewünscht. Wir müssen den Fahrerinnen und Fahrern zeigen: Wir investieren in euren Komfort, weil ihr es uns wert seid.“ Ob bei der nächsten Auflage der IAA-Transportation dieses Thema stärker in den Fokus rückt? Die Tage vom 17. bis 22. September 2024 in Hannover werden es zeigen.

About the Author

Andreas Pietsch Der freie Journalist Andreas Pietsch ist auf Logistik-Themen spezialisiert. Er schreibt seit 1992 für DB Schenker beziehungsweise für die Vorgängergesellschaften. Am meisten angetan haben es ihm die Themen aus Landverkehr, Seefracht und Kontraktlogistik. Aber auch bei der Luftfracht weiß er, wie man einen Sachverhalt treffend auf den Punkt bringt.