Schwertransport um 1970: Von der See kommend wird dieses Maschinenteil auf einen Spezial-Tieflader der Deutschen Bahn umgesetzt. © DB Schenker

Messeverkehre, Spezialtransporte und Schenker: Das gehörte von Anfang an zusammen.1873, ein Jahr nach Gründung der Schenker & Co., fand wenige Kilometer von der ersten „Firmenzentrale“ entfernt die Weltausstellung in Wien statt. Das Unternehmen hatte gerade seine ersten Gehversuche unternommen, durfte sich aber schon mit dem Titel „Offizieller Spediteur“ schmücken. Noch im 19. Jahrhundert heftete Schenker gleichlautende Aufschriften an Sendungen für Messen in Antwerpen, Brüssel, Paris und Chicago.

Mit dem Messeschiff nach Südamerika

Bis zu seinem Tod 1901 war es Gottfried Schenker gelungen, sein Speditionsunternehmen als feste Größe in der Messewelt zu etablieren. Schenker & Co. war bei den Fachmessen etlicher Branchen zur Hand und zu Hause: Buchgewerbe, Elektrizität, Maschinen, Land- und Forstwirtschaft, Fischerei, Lebensmittel, Musik, Theater, um nur einige zu nennen.

Ein Highlight der Schenker-Messeaktivitäten bildete die „Schwimmende Messefahrt“ nach Südamerika in den Goldenen Zwanzigern: Sie dauerte exakt ein Jahr – vom 1. Juli 1924 bis zum 30. Juni 1925. Die Unternehmung richtete sich an europäische Firmen, die in Südamerika Fuß fassen wollten. Für Nachschub auf dem Messeschiff und auch für die Beförderung und den Austausch von Exponaten sorgte Schenker Hamburg. Dass sich Schenker in dieser Zeit auch selbst als moderner Dienstleister auf Messen zeigte, belegt ein Foto, das 1928 bei einer Ausstellung in Birmingham entstanden ist.

Birmingham 1928 © DB Schenker

Spezialtransporte unmittelbar nach Firmengründung

Zu manchen Messen transportierte Schenker bereits in den ersten Jahren riesige Maschinen, Dampfkessel und Generatoren. Das führt uns zum Gebiet Spezialverkehre, das heute bei DB Schenker in der gleichen Zentralabteilung wie die Messetransporte angesiedelt ist. Schon um 1875 organisierte Schenker den Transport von Schiffskomponenten und Brückenteilen. Später kamen andere „Specialtransporte“ hinzu: Zum Beispiel Fleischtransporte, die eine regelmäßige „Nachbeeisung“ mit Eisblöcken erforderten – heute würden wir sagen: aktive Kühlung. Ende der 1920er Jahre beförderte Schenker rund 100.000 Bahnwaggons mit Fleisch und Vieh in aller Herren Länder. Zur gleichen Zeit ging es auch mal um 40.000 Tonnen Ausrüstung für ein Elektrizitätswerk, das Ende der 1920er-Jahre auf 1.700 Meter Höhe bei Salzburg gebaut wurde.

Im SCHENKER-Mobilhome auf dem Messe-Parkplatz campen?

Nach dem Zweiten Weltkrieg dauerte es über zehn Jahre, bis das Messegeschäft wieder so richtig ins Rollen kam. Doch dann legte Schenker los und war 1963 führender Messespediteur in Köln, Hannover, Berlin und München. Eine – zumindest aus heutiger Sicht – Kuriosität haben wir im Archiv des Jahres 1980 aufgestöbert. Damals betrieb Schenker noch Reisebüros. Die Geschäftsstelle Hagen verstand es, Messe und Reise zu einem Service zu verknüpfen, der weit über das hinausging, was man üblicherweise von einem Messespediteur erwartet. Sie bot ihren Messekunden sogenannte Schenker-Mobilhomes für die Übernachtung in der Nähe von Messeplätzen an. Wem die Hotels zu voll oder zu teuer waren, konnte die Wohnmobile für vier bis sechs Personen buchen. Ein Erfolgsprojekt wurde daraus allerdings nicht.

Ganz andere Übernachtungsmöglichkeiten bieten – zumindest theoretisch – die auf der boot in Düsseldorf ausgestellten Yachten. Mehrere Jahrzehnte ließen sich bei Schenker die Messe- und Spezialverkehre kaum voneinander trennen, wenn Luxusboote, Motor- und Segelyachten mit Spezialequipment aus dem Rhein gefischt wurden. Die letzte Meile zur Ausstellungshalle traten sie per Tieflader an. Dabei entstanden beeindruckende Fotos, wie unsere Auswahl aus den Jahren 1999 bis 2006 belegt. Nach wie vor ist DB Schenker akkreditierter Messespediteur in Düsseldorf.

Anspruchsvolle Tätigkeit

Ob Schiff oder Brückenteil, ob Maschinen-, Bau- oder Hobbymesse: Bei den Messe- und Spezialverkehr-Experten von Schenker stehen Superlativ-Transporte seit 150 Jahren auf der Agenda. Dass diese Tätigkeit neben Routine und Erfahrung auch die hohe Kunst der Improvisation erfordert wird jeder Mensch bestätigen, der jemals für die Organisation einer Messe oder eines Schwertransportes (mit-)verantwortlich war.

About the Author

Andreas Pietsch Der freie Journalist Andreas Pietsch ist auf Logistik-Themen spezialisiert. Er schreibt seit 1992 für DB Schenker beziehungsweise für die Vorgängergesellschaften. Am meisten angetan haben es ihm die Themen aus Landverkehr, Seefracht und Kontraktlogistik. Aber auch bei der Luftfracht weiß er, wie man einen Sachverhalt treffend auf den Punkt bringt.