‚Smart City‘ ist aktuelles Schlagwort und Trend in der Stadtentwicklung. Wie sehen Europäer ihre Städte der Zukunft? Was muss eine Smart City in Europa aus Bürgersicht leisten? Wie sollte die Digitalisierung der europäischen Städte voranschreiten? Juniper und YouGov haben dazu 12.000 Menschen in sechs europäischen Ländern befragt.
Zuerst wurde gefragt, was die Teilnehmer unter einer Smart City verstehen und welche Vorteile sie sich von einer smarten Stadt erhoffen: Und wenn Europäer an smarte Städte denken, dann denken sie anscheinend vor allem an eine smarte Stadtverwaltung. Bei der Befragung sehen sie mit 51 Prozent einen verbesserten digitalen Zugang zu öffentlichen Informationen und Diensten als den wichtigsten Vorteil einer Smart City.
42 Prozent erwarten von einer Smart Community eine verbesserte öffentliche Sicherheit und verbessere Rettungsdienste. 39 Prozent wünschen, dass die Digitalisierung der Städte auch den Umweltschutz voranbringt.
Die Studie wurde bewusst nicht nur in Großstädten durchgeführt, sondern auch auf den ländlichen Raum ausgeweitet. So umfasst der verwendete Begriff „Smart Community“ ausdrücklich Kommunen jeglicher Größe. Denn besonders auf dem Land ermöglicht die Digitalisierung viele Optimierungsmöglichkeiten des alltäglichen öffentlichen Lebens, sei es bei der Stadtverwaltung oder im öffentlichen Personennahverkehr.
Was sind die Stellschrauben beim Aufbau einer Smart Community?
Doch ging es in der Befragung nicht nur darum, sich die digitale Zukunft der eigenen Wohnorte auszumalen. Es wurde auch abgefragt, wie sich Europäer den Weg dorthin vorstellen. Was sind die Herausforderungen und wichtigsten Faktoren, um eine funktionierende Smart Community aufzubauen?
Als mit weitem Abstand wichtigsten Punkt (47 Prozent) sehen Europäer hier die Interoperabilität, also die Möglichkeit, dass verschiedene Systeme zusammenarbeiten können und somit kompatibel sind. Die Sorge um die Cybersicherheit folgt mit 36 Prozent dahinter. Das IoT (25 Prozent) oder KI (20 Prozent) halten die Europäer überraschender Weise für weniger wichtig beim Aufbau einer Smart Community.
Digitalstadt Darmstadt
Während die Befragung von Juniper die Wünsche und Anforderungen an zukünftige Städte abfragte, gibt es natürlich auch heute schon viele Projekte, die europäische Kommunen smarter machen.
Die großen Metropolen wie Hamburg und Berlin rufen schon seit Jahren ihre Smart City aus, manchmal kann man ihre Projekte aber nicht wirklich von geschicktem Stadtmarketing abgrenzen.
Doch es müssen auch gar nicht immer die großen Metropolen sein: Einen durch Bitkom (Verband der ITK-Branche) und Städte- und Gemeindebund ausgelobten Wettbewerb gewann Darmstadt. Eine Jury bewertete die teilnehmende Städte dazu auf Basis eines Punktesystems, das die eingereichten Gesamtkonzepte, die Unterstützung der Akteure vor Ort sowie die Qualität des örtlichen Projektmanagements beinhaltet. Darmstadt setzte sich in der Endrunde gegen seine Mitbewerber Heidelberg, Kaiserslautern, Paderborn und Wolfsburg durch. Seitdem darf sich die südhessische Stadt offiziell „Digitalstadt“ nennen. Viele Millionen staatlicher und privater Fördergelder fließen seit Anfang 2018 in den Aufbau einer digitalen städtischen Infrastruktur. Darmstadt soll so zu einer digitalen Modellstadt für Deutschland und sogar Europa ausgebaut werden.
Es hat sich in Darmstadt schon viel getan: Die Stadt ist flächendeckend mit einem LoRaWAN-Netzwerk, einem Long Range Wide Area Network, ausgestattet, der Grundvoraussetzung für ein IoT. Die Bürgerbeteiligung besitzt eine digitale Beteiligungsplattform. Hier gibt es beispielsweise die Mängelmelder-App „DA ist was!“, über die Bürger sichtbare Mängel in Darmstadt melden und auch den Bearbeitungsstatus verfolgen können, wie verschmutzte Spielplätze, volle Mülleimer etc. Viele weitere Projekte, auch im Bildungs- und Gesundheitsbereich, sind in Planung und Umsetzung. Als Wissenschafts- und High-Tech-Zentrum ist Darmstadt seit langem europaweit bekannt. Seit 20 Jahren ist sie offiziell „Wissenschaftsstadt“, nun darf sie sich auch „Digitalstadt“ nennen.
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