Bei strahlendem Sonnenschein die Piste hinunter. Sportler und Ausrüstung überstehen die Abfahrt ohne jede Blessur. Doch dann! Auf dem Weg zum Hotel gibt das Auto seinen Geist auf. Ski heil, Nockenwelle gebrochen. Und morgen soll es nach Hause gehen. Was nun?
Ersatzteil im Nachtsprung
„Unter logistischen Gesichtspunkten sind solche Pannen während des Schweiz-Urlaubs kein Malheur“, sagt Mirco Schären. Er ist Head of Automotive bei der Schenker Schweiz AG und leitet zudem die Logistik am Standort Eiken. Schären kennt genügend Fälle, bei denen der Defekt vom Nachmittag schon an nächsten Morgen behoben ist. „Blessuren am Wagen sind schneller weg als der blaue Fleck nach dem Sturz“, scherzt er. Denn er weiß, wozu Ersatzteillogistik à la DB Schenker in der Lage ist: Wenn Werkstätten bis 16 Uhr Windschutzscheibe, Motorhaube oder eben eine Nockenwelle bestellen, wird das Teil bis spätestens 6 Uhr am folgenden Tag ausgeliefert. Dann noch schnell die Reparatur und der Schaden ist vergessen.
Werkstattversorgung für mehrere Automobilmarken
Jeder Automobilhersteller verfolgt in Sachen Ersatzteilversorgung sein eigenes logistisches Konzept. Aber in der Zielsetzung sind sich alle einig: Nur ein fahrtüchtiges Auto nutzt dem Besitzer etwas. Wenn Ersatzteile benötigt werden, müssen sie so schnell wie möglich in der Werkstatt ankommen. Und wer erledigt das? Hier öffnet sich ein Betätigungsfeld für DB Schenker. Die schweizerische Landesgesellschaft mischt im Kfz-Ersatzteilgeschäft seit 10 Jahren kräftig mit. Auftraggeber sind große Automobilmarken. Der Fachmann nennt sie OEMs – Original Equipment Manufacturer.
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Für einen von ihnen betreibt der Logistiker ein eigenes Lager in Effretikon im Kanton Zürich. Es nahm Mitte 2017 den Betrieb auf und hält rund 14.500 verschiedene Teile unmittelbar an der Autobahn A1 bereit: vom winzigen Dichtungsring bis zum voluminösen Stoßfänger. „Was bis 11.30 Uhr mittags abgerufen wird, erreicht noch am gleichen Tag bis spätestens 15 Uhr die Werkstatt, überall in der Schweiz“, erläutert Standortleiter Tobias Eberhardt. Meldet eine Werkstatt – oder „Garage“, wie die Eidgenossen sagen – den Bedarf nach dem Mittagsläuten, übernimmt der DB Schenker-Standort Eiken die Angelegenheit.
Verzollung während des Transports
Eiken ist für mehrere Automobilbauer tätig und holt die Teile direkt in deren Distributionszentren ab. Etwa in Belgien oder Deutschland. Über ein zentrales Verteilsystem gelangen sie im Nachtsprung zu den Werkstätten. Und die Verzollung? „Die wickeln wir mit den Behörden ab, während sich das Ersatzteil schon auf unseren Fahrzeugen befindet“, sagt Schären.
Belieferung dreimal am Tag
Auf diese Weise macht es DB Schenker möglich, dass rund 250 Werkstätten innerhalb von 24 Stunden bis zu dreimal Ersatzteile erhalten. Meistens sind sie in Mehrweggebinde verpackt, die der Fahrer entweder sofort oder bei seiner nächsten Tour wieder mitnimmt. Das gilt auch für Retouren. Zum Beispiel für Garantiefälle, die der Hersteller genauer in Augenschein nehmen möchte, oder für beschädigte Stoßstangen, Windschutzscheiben und andere Teile, die ins Recycling gehören.
[selectivetweet]#Ersatzteillogistik für Autos: #Schenker Schweiz beliefert 250 #Werkstätten bis zu dreimal pro Tag[/selectivetweet]
Zustellung im Verborgenen
Manche Werkstätten liegen mitten in einem Wohngebiet. Und dann die nächtliche Belieferung? Da lassen sich die Betreiber was einfallen. Einer verzichtet aus Lärmschutzgründen auf die Anlieferung vor Ort. Seine Ersatzteile benötigt er trotzdem früh morgens. Die Lösung: Der Zusteller legt alles im Kofferraum eines abseits geparkten Pkw ab. Den Schlüssel hat er immer dabei.
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Mit Schneeketten über den Pass
Jede Nacht überqueren die Fahrzeuge auf dem Weg ins Engadin den Julierpass. Dessen höchster Punkt liegt auf 2.284 Metern. Was das im Winter bedeutet, weiß jeder Autofahrer. Erschwerend kommt hinzu, dass die DB Schenker-Lkw noch vor den Räumfahrzeugen unterwegs sind. Oft mit Vierradantrieb oder auch mit Schneeketten. Hauptsache die Ersatzteile kommen pünktlich an.
Erst Nockenwelle, dann Buckelpiste
Und wie war das jetzt mit der gebrochenen Nockenwelle am Tag vor der Abreise? Der Schaden ereignete sich gegen 15.30 Uhr, die Werkstatt hat schnell reagiert und das Ersatzteil noch am Nachmittag geordert. Früh morgens war es da. Als der Monteur um 7.30 Uhr zur Arbeit kam, machte er sich gleich an die Reparatur. Kurz nach 10 Uhr holte der Besitzer sein Auto ab und schwang sich 90 Minuten später ein letztes Mal über seine Lieblings-Buckelpiste. Anschließend ging es nach Hause. Das Beispiel mag frei erfunden sein. Die logistischen Prozesse dahinter sind es nicht.
[toggle_box headline=“Kfz-Ersatzteilmarkt boomt weltweit“]
Laut einer McKinsey-Studie wird der Ersatzteilmarkt im Bereich der Automobilbranche bis 2030 pro Jahr um rund drei Prozent wachsen. Besonders schnell dürfte sich Asien entwickeln. Für den Kontinent prognostizieren die Unternehmensberater ein Plus von 6,5 Prozent. In China sind es sogar 8,1 Prozent.
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