DB Schenker ist kein typischer E-Commerce Logistiker. Stimmt so nicht! Natürlich führen die logistischen Assoziationen in Sachen Online-Handel erst einmal zu den KEP-Dienstleistern. Die vielen Pakete der digitalen Versandhändler müssen ja irgendwie zum Endkunden – und oft genug als Retouren auch wieder zurück. Doch bis es zur eigentlichen Auslieferung kommt, gilt auch im E-Commerce eine komplexe Supply Chain zu managen und umzusetzen. E-Commerce ist Kontraktlogistik.

Genau hier kommen die Erfahrung eines großen Logistikdienstleisters wie DB Schenker zum Tragen. Transport, Lager, Datenanbindung, Mehrwertleistungen, Retourenmanagement – all dies muss im E-Commerce unter besonders hohen Effizienzanforderungen realisiert werden. Logistik aktuell sprach darüber mit Marc Clausing, Head of Business Development – Consumer bei der Schenker Deutschland AG. Und mit dem Kunden Casper zeigen wir ein aktuelles Beispiel aus diesen Anwendungsbereich.

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Logistische Anforderungen im E-Commerce

Logistik aktuell: DB Schenker bringt keine Pakete an die Haustür. Welche Art von Kunden betreut das Unternehmen im Bereich des E-Commerce?

Marc Clausing: Wir dürfen bei E-Commerce nicht nur an die ganz großen Versandhändler mit breit gefächerter Produktpalette denken. Es gibt viele spezialisierte Hersteller, die ihre Produkte über den Online-Handel vertreiben oder das Internet zumindest als einen unter mehreren Vertriebskanälen nutzen. Das können durchaus auch große Unternehmen sein. Bei diesen gehören Transport und Lagerung nicht zu den Kernkompetenzen. Sie brauchen Partner, die sie in allen Belangen der Logistik sehr individuell unterstützen. Der Online-Handel ist für uns ein durchaus anspruchsvolles Beispiel für die Kontraktlogistik.

Logistik aktuell: Wie würden Sie typischen Anforderungen an den Logistikdienstleister als Partner des E-Commerce beschreiben?

Marc Clausing: Diese Kunden brauchen maßgeschneiderte Lösungen, die sich am Standardprozess von Schenker orientieren, aber auf ihre Supply-Chain abgestimmt ist. Und sie verlangen integrierte Lösungen, die sich auch unterschiedlichen logistischen Disziplinen zusammensetzen. Transport ist da nur ein Baustein. Eine große Bedeutung kommt nämlich dem Fulfillment im Lager zu. Hier werden Aufträge verwaltet – beim E-Commerce grundsätzlich mit einer datentechnischen Anbindung an die Shop- und Warenwirtschaftssysteme des Kunden. Hier werden die passenden Lagerkapazitäten bereitgehalten und wertvolle Daten gesammelt, Bestände geprüft und gegebenenfalls automatisch Bestellungen ausgelöst.

Logistik aktuell: Das sind also Anforderungen, die andere Kontraktlogistikkunden auch stellen?

Marc Clausing: Ja, aber dazu kommen noch einige ganz E-Commerce typische Rahmenbedingungen. Die Kunden im Onlinehandel sind sehr schnelle Reaktionszeiten gewöhnt. Das wirkt mit einem starken Optimierungsdruck auf die gesamt Supply Chain zurück. Dazu kommt eine sehr hohe Volatilität bei den Bestellungen. Das Wochenende ist die ganz große Online-Bestellphase. Um die komplexen Anforderung des E- Commerce auf einem hohen Effizienzniveau zu erfüllen, können wir auf unser Erfahrung in der Kontraktlogistik und ein sehr großes Netz an qualifizierten Logistik-Services zurückgreifen.

Casper und DB Schenker: Partnerschaft mit Wachstumspotenzial

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Schauen wir uns ein Beispiel an: Das 2014 in New York gegründete Unternehmen Casper hat alles, was ein erfolgreiches, E-Commerce-Startup auszeichnet.

Da ist zunächst seine innovative Geschäftsidee: Caspers Markt ist die Welt des guten Schlafs. Das Unternehmen produziert und vertreibt Matratzen, Kissen und Bettbezüge. In diesem Segment arbeitet es mit eine sehr schlanken und smarten Produktphilosophie: Angeboten wird ein einziger Matratzentyp aus einer Schaumstoffkombination, die den Qualitätsanforderungen in den wichtigen Kategorien Komfort, Stabilität, Temperaturverhalten und Langlebigkeit auf hohem Niveau erfüllt. Die Designdevise dazu lautet: Mach es gut und mach es einfach.

Zur eigentlichen Produktidee kommt eine eigene Vertriebsstrategie. Und diese hat logistische Konsequenzen. Casper verkauft seine Produkte vorrangig im E-Commerce. Zwar kooperiert das Unternehmen inzwischen mit großen Warenhausunternehmen in Form von temporären Pop-up-Stores, doch der Schwerpunkt liegt immer noch im Online-Handel. Und wenn Matratzen online gekauft werden, dann müssen sie üblicherweise zeitaufwändig als Sperrgut versendet werden. Doch E-Commerce-Kunden sind kurze Lieferzeiten gewohnt. Bei Casper war daher der leichte Versand mit KEP-Diensten in die Ziele der Produktentwicklung integriert.

Die Casper Matratzen sind hochkomprimierbar: „Wir benutzen nur qualitativ hochwertige, elastische Schaumarten. Deshalb können wir unsere Matratzen auch ganz einfach komprimieren – ohne sie aus der Form zu bringen. So können wir unsere Matratzen einfach und schnell quer durchs Land schicken ‒ verpackt in einer unglaublich kompakten Kiste und zu einem Bruchteil der Kosten, die beim Versand einer nicht komprimierten Matratze anfallen würden“, so Jeff Chapin, Chief Product Officer bei Casper.

Das kombinierte Produkt- und Vertriebskonzept geht auf. Casper wächst schnell. Und nach den USA und Kanada etabliert sich das Unternehmen seit 2016 auch auf europäischen Märkten. Die Produktion findet in der Absatzregion selbst statt. Der Verkauf erfolgt ganz überwiegend als E-Commerce.

In dieser Situation wurde die Suche nach passenden Logistikpartnern zum einem entscheidenden Faktor. Nach intensiver, schnell durchgeführter Sondierung fiel die Wahl für Deuschland, Österreich und die Schweiz auf DB Schenker. Dazu noch einmal Marc Clausing, Head of Business Development – Consumer bei Schenker Deutschland lässt ein wenig hinter die Kulissen dieser Entscheidung schauen: „Bei der Suche nach einem Logistikpartner fokussierten die Verantwortlichen bei Casper auf große etablierte Anbieter und innovative junge Logistikunternehmen. Gefragt waren hohe Professionalität entlang der gesamten Supply Chain und ein hochdynamisches Fullfillment der stark schwankenden Anforderung im E-Commerce. Von strategischer Bedeutung war letztlich auch, dass DB Schenker die Logistikkapazitäten, die das für die kommende Jahre geplante Wachstum verlangt, langfristig sicher und zuverlässig anbieten kann.“

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DB Schenker machte ein Shared Logistics Center zum zentralen Umschlagplatz für das Casper Geschäft. Das Layout dieses Warehouses deckt die Anforderungen und die Wachstumsperspektive sehr flexibel ab. Marc Clausing: „Die strategisch günstige Lage unseres Logistics Centers bietet den Vorteil von späten Cut-Off-Zeiten bei diversen KEP-Dienstleistern. Die Matratzen von Casper werden in einem reservierten Lagerbereich erfasst und eingelagert. Der E-Shop und das Warenwirtschaftssystem des Kunden wurden mit dem Lagerverwaltungssystem von DB Schenker dynamisch verknüpft.“

Die Bestellungen werden tagesaktuell ausgeführt und in die KEP-Netzte eingespeist. Marc Clausing: „Eine für den Onlinehandel typische sind die starken zeitlichen Schwankungen. Ganz besonders viele Bestellungen gehen sonntags ein. Beim Abarbeiten der Spitzenlasten profitieren wir von der zentralen Lage unseres Shared Logistic Centers. Wir kooperieren mit mehreren unserer Logistikstandorte in der Umgebung, und gewährleisten gemeinsam die flexible Bereitstellung von Mitarbeitern.“

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