In chinesischen Städten wird die urbane Energiewende entschieden, wie hier in Qingdao. © 昊 周 / stock.adobe.com
In chinesischen Städten wird die urbane Energiewende entschieden, wie hier in Qingdao. © 昊 周 / stock.adobe.com

Smog, Abfallberge und verunreinigtes Leitungswasser – China muss seine Städte dringend ökologischer gestalten und weniger Emissionen produzieren. Um die Energiewende zu erproben, wird mit Hilfe der Deutschen Energie-Agentur (DENA) in ausgewählten chinesischen Modellstadtteilen an Eco-Cities gearbeitet. Deutsches Knowhow und High-Tech treffen in China auf schnellwachsende Mega-Cities und innovationsfreudige Großstädter.

So ist Tianjin im Nordosten Chinas eine der Eco-Cities. Guifeng Lian, Bezirksbürgermeister von Tianjin, spricht über das zunehmende Umweltbewusstsein in China: „Die Bevölkerung hat den starken Wunsch nach Nachhaltigkeit, guter Qualität von Nahrungsmitteln, einem blauen smogfreien Himmel und sauberem Wasser. Die Verwaltungen auf lokaler Ebene tragen dafür auch Verantwortung.“

Um sich „Sino-German Eco-City“ nennen zu dürfen, muss das erarbeitete Energiekonzept die CO2-Emissionen allerdings um mindestens 30 Prozent bis 2030 reduzieren können – ein ziemlich ambitionierter Wert für stark wachsende Städte. Die Deutsche Energie-Agentur (DENA) unterstützt bereits seit 2014 verschiedene Pilotstädte in China bei der Reduzierung ihres CO2-Ausstoßes. 14 dieser „Modellstadtgebiete gibt es, und sie sollen Schaufenster für andere chinesische Kommunen sein, auf dem Weg zu einem urbanen Energiemanagement

Doch wo fängt man an, den Energieverbrauch einer Stadt zu senken und nachhaltig zu gestalten? Beim Verkehr oder bei der Gebäudedämmung? Beim Abwasser oder bei der Müllentsorgung? Wie lässt sich daraus ein stimmiges Energiekonzept entwickeln? Wie kann die Digitalisierung hierbei helfen? Genau an solchen Fragen scheitern häufig kleinere Stadtplanungs- und Umweltkonzepte.

Viele Einzelprojekte sind oft zu zaghaft und unsystematisch: Man regelt an wenigen Kreuzungen mit intelligenten Ampeln den Verkehr, oder man baut in ein paar Straßen smarte Straßenbeleuchtungen und E-Auto-Ladestation. Das ein oder andere öffentliche Gebäude wird ein Vorzeige-Plusenergiehaus. Doch eine Eco-City entsteht damit noch lange nicht, sie umfassen nicht die Stadt als gesamtes Energiesystem.

Energiekonzepte für Millionenstädte

Die DENA hat ein Energie- und Klimaschutzmanagementsystem (EKM) entwickelt, das in einigen deutschen Kommunen bereits zum Einsatz kommt, so zum Beispiel in Mannheim. Dieses Managementsystem wird nun auch auf ausgewählte chinesische Stadtbezirke übertragen wird. Dort zeigt es der Verwaltung auf, wie und wo systematisch Energie gespart werden kann. Denn dieses Wissen ist auf der Ebene der Kommunalverwaltung meist nicht vorhanden, in China genauso wenig wie in Deutschland.

Sind individuelle Einsparpotenziale aufgedeckt, kann ein stadtteilumfassendes Energiekonzept erarbeitet werden – wobei ein Stadtteil einer chinesischen Metropole häufig mehr Einwohner umfasst als ganz Berlin. Für die DENA und ihre Konzepte sind die Sino-German Eco-Cities deswegen eine ganz andere Bewährungsprobe als dies eine deutsche Kommune sein kann.

Die chinesische Macher-Mentalität und Technikfreundlichkeit der Bevölkerung lässt Eco-Cities entstehen, die in Deutschland in dieser Größe und Umsetzungsgeschwindigkeit nicht denkbar wären, an deren Erfahrungen die DENA und deutsche Unternehmen aber durch die gemeinsame deutsch-chinesische Koordination teilhaben können.

In vielen der dafür notwendigen Technologien sind deutsche Firmen weltweit führend. In den chinesischen Eco-Cities erhalten sie die Chance, Unternehmen und Produkte zu positionieren, etwa aus den Bereichen Umwelttechnik, Gebäudetechnik, sowie rund um die Infrastruktur der Elektromobilität oder Informationstechnologie – etwa für smarte Gebäude und Straßenmanagementsysteme. Eine Win-Win-Situation für beide Länder.

Mannheims Umweltbürgermeisterin Felicitas Kubala spricht jedoch auch ein Grundproblem bei der kommunalen Weiterentwicklung zur Eco-City an: „Das wichtigste für mich sind verlässliche Rahmenbedingungen. Die immer wieder wechselnden Rahmenbedingungen bei den erneuerbaren Energien tragen Unsicherheit mit sich.“

 

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