Immer wieder die gleiche Meldung: Blockabfertigung an der deutsch-österreichischen Grenze, lange Staus, genervte Lkw-Fahrer. Im August hat der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter den Plan für das erste Halbjahr 2019 vorgelegt. Demnach wird die Anzahl der Blockabfertigungen zunehmen. Bis zum 30. Juni sind 17 geplant. Für das ganze Jahr rechnet Platter „mit mindestens 30“. Im laufenden Jahr werden es 25 sein.
Worum es geht
Den Brenner haben 2017 rund 2.250.000 Lkw überquert, das waren 8 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Landesregierung Tirol strebt eine Obergrenze von 1.000.000 Lkw pro Jahr an. Ein großer Teil des Verkehrs soll auf die Schiene verlegt werden. Zwischen Österreich und Italien entsteht derzeit der Brennerbasistunnel. Wenn alles gut geht, wird er 2026 eröffnet. Dann verbindet der mit 64 Kilometern längste Eisenbahntunnel der Welt Tulfes in Österreich mit der italienischen Gemeinde Franzensfeste bei Brixen. Oder sagen wir: Er verbindet Tirol mit der Provinz Bozen.
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Um schon jetzt den Lkw-Verkehr in Richtung Brenner einzuschränken, greift die Tiroler Landesregierung regelmäßig zum steuernden Mittel der Blockabfertigung: An den jeweiligen Tagen werden die Lkw auf der Inntalautobahn A12 bei Kufstein ab 5 Uhr verlangsamt beziehungsweise angehalten.
„Blockabfertigung“ oder „Dosierung“
Die Bezeichnung Blockabfertigung gilt vielen als unscharf oder gar irreführend. Weil die Lkw nicht in Gruppen, sondern einzeln durchgelassen werden. Die Österreicher sprechen deshalb eher von Dosierungen. Doch egal, wie man’s nennt: An den besagten Tagen erhalten pro Stunde 250 bis maximal 300 Lkw grünes Licht für die Weiterfahrt in Richtung Brenner. Alle 12 Sekunden ein Lastwagen.
Katastrophe oder halb so wild? Wie wirkt sich die Blockabfertigung auf die logistische Praxis bei DB Schenker aus? Die Redaktion sprach dazu mit Manfred John. Er leitet die Produktion der Geschäftsstelle München (Landverkehre, Logistik) der Schenker Deutschland AG.
logistik aktuell: Herr John, die Geschäftsstelle München unterhält tägliche Verbindungen nach Österreich und Italien. Wie stark sind die Beeinträchtigungen an Tagen mit Blockabfertigung?
Manfred John: Wir brauchen die Inntalautobahn unter anderem für Systemverkehre nach Kufstein, Innsbruck und Norditalien. Systemverkehre heißt: täglich gleiche Abfahrts- und Ankunftszeiten. Durch Blockabfertigung verlieren wir an der Grenze 60 bis 90 Minuten. Deutlich länger dauert es, wenn in Österreich oder Italien am Tag vor der Blockabfertigung ein gesetzlicher Feiertag war und sich die Fahrzeuge allein schon wegen des Fahrverbotes zurückstauen.
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Was bedeutet es für die Systemverkehre, wenn die Lkw aus Deutschland verspätet in Kufstein oder Innsbruck eintreffen?
Die Sendung verpasst den Anschluss und geht nicht rechtzeitig in die Zustellung. Wenn unser Linienfahrzeug aus München den Umschlag in Kufstein oder Innsbruck mit mehreren Stunden Verspätung erreicht, ist der Nahverkehr schon weg. In der Regel muss der Empfänger dann einen Tag länger als vereinbart auf die Sendung warten.
Passiert das oft?
Nein. Das sind Ausnahmen. Wir kennen ja die Termine für die Blockabfertigung. Das stimmen wir mit unseren Kunden rechtzeitig ab und planen die Wartezeiten ein. Wenn’s irgendwie geht, schicken wir die Lkw früher los. All das macht unseren Transport natürlich nicht gerade billiger.
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Ihre Fahrer dürften von der Situation an der deutsch-österreichischen Grenze nicht gerade begeistert sein.
Das ist ein Problem, das über den eigentlichen Zeitverlust hinausgeht. Unsere Fahrer empfinden die Blockabfertigung als Zumutung. Bei der aktuell sehr angespannten Arbeitsmarktsituation kann sich jeder fragen, ob er sich das antut und sich regelmäßig ausbremsen lässt. Oder ob er sich einen Arbeitgeber sucht, der ihn auf andere Routen schickt. Aber auch hier müssen wir die Kirche im Dorf lassen: Unsere Fahrer sind Profis mit guten Nerven und gehen mit der Situation professionell um.
Das klingt, als würde Ihnen die Blockabfertigung keine schlaflosen Nächte bereiten.
Mir nicht und unseren Kunden wohl auch nicht. Wir möchten das Thema nicht kleinreden, wollen es aber auch nicht dramatisieren: Unsere international ausgerichteten Kunden geben uns gleichzeitig Sendungen nach Polen, Frankreich, Skandinavien und in andere Regionen. Da machen die von der Blockabfertigung betroffenen Touren in Richtung Österreich und Italien nur einen einstelligen Prozentsatz aus. Wir finden nicht gut, was an der Grenze passiert. Aber wir stehen mit den Kunden in Kontakt, sie kennen die Problematik und wir machen aus den Gegebenheiten das Beste. Unsere europäischen Systemverkehre geraten dadurch nicht aus dem Konzept.
[selectivetweet]Kilometerlange #Staus wegen #Blockabfertigung in #Österreich. Wie geht der Logistiker DB #Schenker damit um?[/selectivetweet]
Wissen Sie auswendig, wann die nächsten Blockabfertigungen anstehen?
In diesem Jahr sind es zum Glück nur noch zwei: 2. und 5. November. Das schaffen wir auch noch!
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