Auch am Kai benötigen Schiffe Energie. In vielen Häfen gibt es dafür bereits umweltfreundliche „Stromtankstellen“. Kalifornien ist hier besonders weit, die Häfen in Europa bauen ihr Angebot aus.
Wenn Schiffe die Häfen in San Francisco, San Diego, Long Beach und Los Angeles ansteuern, können sie während der Liegezeit ihre Energie schon seit vielen Jahren aus „Stromtankstellen“ beziehen. Sauberer Öko-Strom wird ihnen direkt an Bord geliefert (auch „Shore Power“ oder „Cold Ironing“ genannt). Die bordeigenen Dieselgeneratoren können dann ausgeschaltet bleiben. Seit 2014 müssen 50 Prozent jeder Flotte aus Handelsschiffen die Landstromversorgung in Anspruch nehmen. 2017 wurde die Quote auf 70 Prozent erhöht, und 2020 soll sie bei 80 Prozent liegen.
Damit sind die USA schon einen Schritt weiter im Bemühen, die Seefracht nachhaltiger zu versorgen. Das ist wichtig, weil Schiffstransporte das Rückgrat der Weltwirtschaft sind und bezogen auf das Gewicht circa 90 Prozent des grenzüberschreitenden Warenhandels über den Seeweg abgewickelt werden. Schiffe tragen daher auch spürbar zu den Emissionen bei: Neben drei Prozent des globalen CO2-Ausstoßes sind sie für 15 Prozent der Stickoxid- und 13 Prozent der Schwefeldioxidemissionen verantwortlich.
Infrastruktur in Europa
Vor allem in Häfen ist das ein Problem: Dort belasten die Schiffsdiesel die Luft der Hafenanwohner, hinzu kommt der Lärm der laufenden Motoren. Daher baut Europa derzeit eine eigene Infrastruktur für die Landstromversorgung von Schiffen auf. In Norwegen hat die Stadt Kristiansand jüngst ein Aggregat in Betrieb genommen, und auch in Lübeck gibt es bereits eine solche Anlage. Kiel soll in Kürze folgen. Vorreiter in Europa war das Kreuzfahrtterminal in Altona. Dort steht schon seit 2016 der erste Landstromanschluss für Kreuzfahrtschiffe in Europa. Die Anlage wurde mit zehn Millionen Euro durch den Bund und die Europäische Union gefördert und wird mit Ökostrom versorgt. Bis heute nutzt nur ein Schiff die Anlage: die „Aidasol“, die 2018 bei insgesamt 22 Anläufen in Altona mit Landstrom versorgt wurde. Darüber hinaus gab es bereits Testanläufe der „Europa 2“. Sie soll ab 2019 mit Landstrom versorgt werden.
Neben Landstrom ließen sich Containerschiffe auch über ein „PowerPac“ mit Strom versorgen. Dahinter verbirgt sich die Kombination aus Flüssiggastank und gasbetriebenem Generator. Die zwei aufeinander gestapelten Container werden nach dem Anlegen an Bord gehievt und ans Stromnetz des Schiffes angeschlossen. Das „PowerPac“ liefert dann bis zu 1,5 Megawatt Leistung – ohne die Luft unnötig zu belasten. Der mobile Stromgenerator wurde bereits erfolgreich in Hamburg getestet.
About the Author
Der freie Journalist Andreas Pietsch ist auf Logistik-Themen spezialisiert. Er schreibt seit 1992 für DB Schenker beziehungsweise für die Vorgängergesellschaften. Am meisten angetan haben es ihm die Themen aus Landverkehr, Seefracht und Kontraktlogistik. Aber auch bei der Luftfracht weiß er, wie man einen Sachverhalt treffend auf den Punkt bringt.