80 Prozent aller Systemverkehre organisiert DB Schenker in Deutschland so, dass die Fahrer ihre Schicht am gleichen Terminal starten und beenden. © DB Schenker / Michael Neuhaus
80 Prozent aller Systemverkehre organisiert DB Schenker in Deutschland so, dass die Fahrer ihre Schicht am gleichen Terminal starten und beenden. © DB Schenker / Michael Neuhaus

Ein Lkw-Fahrer, der im Auftrag von DB Schenker im Fernverkehr unterwegs ist, legt pro Schicht bis zu 600 Kilometer zurück. Eine Strecke wie Mannheim–Dresden oder Aachen–Regensburg schafft er also ohne Weiteres. Theoretisch! In der Praxis tut er das nicht. Denn sonst würde er seine Tour und Schicht weit von zu Hause beenden. – „Das muss nicht sein“, sagt Volker Bade. „Dafür haben wir ein eleganteres Konzept.“

Bade verantwortet die Netz- und Linienverkehre von DB Schenker in Deutschland und der Schweiz. Diese Systemverkehre verbinden nach einem festen Zeitplan die 43 deutschen Terminals des Logistikers. Fast jedes Terminal schickt allabendlich einen Lkw zu jedem anderen. 1.750 Abfahrten, fünfmal die Woche.

Rundlauf für 300 Kilometer Entfernung …

Ein besonders häufig praktiziertes Produktionssystem im Landverkehr ist der Rundlauf. Dabei geht es um Fahrten zu Terminals, die maximal 300 Kilometer vom Start entfernt liegen. Der Fahrer erreicht das Ziel etwa nach der Hälfte seiner Schicht. Dort setzt er eine oder zwei Wechselbrücken ab. Dann nimmt er unter Einhaltung der vorgeschriebenen Pausenzeiten neue Brücken für den Rückweg auf und startet durch. Da er insgesamt nicht mehr als 600 Kilometer zurücklegt, ist er am Ende des Arbeitstages – meistens in den frühen Morgenstunden – wieder zu Hause.

… und Begegnungsverkehr für 600 Kilometer

Aber was, wenn zwischen zwei Terminals mehr als 300 Kilometer liegen? Wie verhält es sich dann mit dem „eleganten Konzept“ für Heimschläfer, von dem Volker Bade spricht? – Die Antwort lautet: Begegnungsverkehre. Sie funktionieren ähnlich wie ein Rundlauf und zwar so:

Nehmen wir die Terminals A und B, die 600 Kilometer voneinander entfernt sind. Ungefähr zur gleichen Zeit startet ein Lkw bei A und einer bei B. Auf der Hälfte der Strecke „begegnen“ sie sich. Dabei tauschen die Fahrer nicht nur freundliche Grüße aus, sondern gleich auch ihre Wechselbrücken oder Sattelauflieger (Trailer). Der Lkw aus A übernimmt die für A bestimmte Ladung, der aus B die für B. Anschließend fährt jeder zu seinem Ausgangspunkt zurück. Beide Fahrer beenden nach 600 Kilometern ihren Arbeitstag und sind zu Hause.

Treffen am konzerneigenen Terminal oder auf definierten Tauschplätzen

Und wo begegnen sich die Lkw? Für den Tausch von Wechselbrücken und Trailern braucht man Rangierflächen. Die häufigsten Plätze dafür sind Terminals von DB Schenker auf halber Strecke oder ausgesuchte Wechselflächen. Da sich das Ganze nachts abspielt, ist dort nicht allzu viel los und deshalb genügend Platz.

Garant für termingerechte Transporte

Durch die regelmäßige und immer gleich getaktete Ausführung der Transporte im Rundlauf oder per Begegnungsverkehr entstehen Routinen. Genau das sichert die verlässliche Zustellung zu den vereinbarten Terminen. Im Deutschlandverkehr von DB Schenker ist es normal, dass Waren, die tagsüber übernommen werden, per Nachtsprung bei der DB Schenker-Geschäftsstelle eintreffen, die die Feinverteilung übernimmt.

Grenzüberschreitende Transporte von bis zu 1.200 Kilometern werden ebenfalls per Begegnungsverkehr abgewickelt. Hier treffen sich die Fahrzeuge nach etwa 600 Kilometern. Aufgrund der gesetzlich vorgeschriebenen Lenk- und Ruhezeiten lässt sich dann eine Auswärts-Übernachtung nicht vermeiden.

Feste Arbeitszeiten und Feierabend zu Hause

Etwa 80 Prozent aller Systemverkehre organisiert DB Schenker in Deutschland so, dass die Fahrer ihre Schicht am gleichen Terminal starten und beenden. Für die Abenteurer unter den Truckern sind nationale Rundläufe und Begegnungsverkehre also eher nichts. „Das Argument lautet: feste Arbeitszeiten“, sagt Bade. „Die Fahrer für Systemverkehre führen ein geregeltes Leben auch außerhalb des Führerhauses.“ – Die meisten von ihnen und auch ihre Angehörigen wissen das zu schätzen.

Wechselbrücken

Wechselbrücken sind containerartiges Ladeequipment: Sie stehen an Umschlagplätzen auf recht dünnen, aber erstaunlich stabilen Füßen und warten darauf, dass ein Lkw sie mit auf die Reise nimmt. Ein logistischer Vorteil von Wechselbrücken besteht darin, dass man sie schnell von einer Zugmaschine oder einem Anhänger (Lafette) trennen und sie genauso schnell mit einer anderen Einheit verbinden kann. Allein für die innerdeutschen Verkehre setzt DB Schenker rund 8.000 Wechselbrücken ein.

Die Wechselbrücken gehören DB Schenker, während die Zugmaschinen und Anhängerlafetten in aller Regel das Eigentum der beauftragten Transportpartner (Frachtführer) sind. Diese Dienstleister übernehmen die eigentliche Beförderung.

About the Author

Andreas Pietsch Der freie Journalist Andreas Pietsch ist auf Logistik-Themen spezialisiert. Er schreibt seit 1992 für DB Schenker beziehungsweise für die Vorgängergesellschaften. Am meisten angetan haben es ihm die Themen aus Landverkehr, Seefracht und Kontraktlogistik. Aber auch bei der Luftfracht weiß er, wie man einen Sachverhalt treffend auf den Punkt bringt.