Traum oder Albtraum für jeden Logistiker? Per Knopfdruck verschwindet ein zu beförderndes Objekt, saust durch verborgene Dimensionen und taucht in Nullkommanichts an einem anderen Ort wieder auf. „Beamen“ nennt sich das. Tolle Sache, theoretisch. Aber geht das wirklich? Kann das Beamen irgendwann einmal die großen internationalen Lieferketten für Industrie und Handel ersetzen?
Zumindest auf letztere Frage gibt es eine kurze Antwort: Das Beamen wird noch viele Jahre lang eine Utopie bleiben. Solange wir einige grundlegende physikalische Probleme nicht gelöst haben, wird’s nichts mit dem mühelosen Transport über Raum und Zeit. Denn Beamen ist nichts anderes als die Zerstörung eines Objektes an einem Ort und sein Wiederaufbau an anderer Stelle. Das aber ist noch nie gelungen – denn um ein vollständiges Objekt von einem Punkt zum anderen zu übertragen, müsste es erst einmal vollständig analysiert werden. Ein ungeheurer Energieaufwand wäre nötig, um zum Beispiel die ungefähr 10 hoch 26 Atome exakt zu analysieren, aus denen ein Mensch besteht. Das ist heute technisch noch nicht möglich. Genauso wenig kann man diese Datenmengen speichern, transportieren und an einem anderen Ort ohne Fehler wieder zusammensetzen.
Teleportation für mehr Sicherheit
Doch es gibt ein technisch mögliches Verfahren, das mit dem Beamen vergleichbar ist, aber auf anderen Grundsätzen aufbaut: die Teleportation. Dabei verliert ein Objekt an einem Ort seine Eigenschaften, während eine Kopie des Objektes an einem anderen Ort exakt diese Eigenschaften erhält.
Teleportation ist ein Effekt in der Quantenphysik, also der Physik der kleinsten Teilchen, die unsere Welt ausmachen. Dabei können Eigenschaften von so genannten „verschränkten Teilchen“ verändert werden. Diese kleinen Objekte, zum Beispiel Lichtteilchen, können im selben Augenblick an einem Ort entstehen und exakt entgegengesetzte Eigenschaften haben. Diese Verschränkung hält auch dann an, wenn zwischen den Teilchen große Entfernungen liegen. Eine Zustandsänderung bei einem Teilchen führt darum im exakt gleichen Moment zu einer Zustandsänderung des anderen Teilchens – unabhängig davon, wie weit sie voneinander entfernt sind. So ließen sich Informationen über Raum und Zeit transportieren, ohne dass irgendwelche Trägermedien notwendig wären.
Dieser erstaunliche Effekt könnte Logistikern eigentlich egal sein. Doch er hat einen unschlagbaren Vorteil: In der Telekommunikation beispielsweise könnte Teleportation für mehr Sicherheit sorgen, weil sich Verschlüsselungen nicht mehr knacken ließen.
Mittlerweile ist es Wissenschaftlern gelungen, „Quantentelefonate“ zu führen, die absolut abhörsicher waren. Von ihren Erkenntnissen könnten künftig auch Logistiker profitieren, um Informationen – und damit die Supply Chains – über viele Kontinente und Beteiligte hinweg fälschungssicher zu machen.
About the Author
Axel Novak ist freier Journalist in Berlin. Seit mehr als einem Jahrzehnt beschäftigt er sich mit der Logistik-Branche und den Veränderungen, denen sie unterworfen ist. Axel Novak schreibt für Zeitungen, für Zeitschriften und für Unternehmen. Seine Schwerpunkte sind allgemeine Wirtschaftsthemen mit dem Fokus auf Mobilität, IT, Energie und Finanzen.