Autonomes Fahren wird die Logistik per Landverkehr nachhaltig verändern. Und das in zweierlei Hinsicht: wirtschaftlich und ökologisch.
Wir haben uns angeschaut, wie weit die technische Entwicklung bereits vorangeschritten ist. Welche Hürden müssen beseitigt werden, bevor Lkw automatisch über europäische Autobahnen rollen.
Deutschland bewegt sich: Erste Hürden für autonomes Fahren fallen
„Die größte Mobilrevolution seit der Erfindung des Autos.“ So bezeichnete Alexander Dobrindt gegenüber der Süddeutschen Zeitung das automatisierte und vernetzte Fahren. Mit einem Gesetzentwurf, den der Bundesverkehrsminister im April dieses Jahres dem Bundestag vorlegte und der inzwischen verabschiedet wurde, hat er den ersten Schritt getan, um die rechtlichen Hürden zu beseitigen, die der Einführung der neuen Technologie noch im Wege stehen.
In den USA werden autonome Fahrzeuge insbesondere von Google bereits uneingeschränkt im Straßenverkehr getestet. Nun stellt sich auch Deutschland auf die selbstfahrenden Computer ein. Bei aller Euphorie um das Thema sieht das Gesetz von Dobrindt jedoch vor, dass der Fahrer jederzeit in der Lage sein müsse, die Kontrolle über das Auto übernehmen zu können. Die Fahrzeuge, die Google aktuell entwickelt, würden von daher in Deutschland keine Zulassung erhalten. Sie verfügen weder über Lenkrad noch über Pedale.
Gespräche, Tests und juristische Fragen – Europäische Lösungen gefragt
Beim Lkw-Verkehr stellt sich die rechtlich Lage noch komplizierter dar: Hier macht der Einsatz von autonomen Fahrzeugen nur dann Sinn, wenn eine gemeinsame EU-weite Lösung gefunden werden kann. Hierzu reichen deutsche Alleingänge nicht aus. Neben umfassenden Testreihen in realer Umgebung plant die EU-Kommission deshalb regelmäßige Treffen zwischen hochrangigen europäischen Regierungs- und Industrievertretern.
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Einer Einigung im Weg steht aktuell aber noch die Wiener Straßenverkehrskonvention von 1968. Der Vertrag, der die internationalen Verkehrsregeln umfasst, muss mit Blick auf das autonome Fahren geändert, insbesondere müssen Computer menschlichen Fahrern gleichgestellt werden. Zu klären bleibt dann aber eine juristische Frage: Wer haftet bei einem Unfall – der Besitzer des Autos, die Software-Entwickler oder gar das Auto? Mit diesem Problem wird sich die Europäische Kommission noch ausführlich beschäftigen müssen.
Autonomes Fahren im Landverkehr: ökonomische und ökologische Potenziale
Wenn die Gesetzgeber auf nationaler und europäischer Ebene die rechtlichen Hürden überwunden haben und der Weg für autonome Fahrzeuge schließlich frei ist, wird eine Branche besonders davon profitieren: die Logistik. Der Landverkehr würde durch die neue Technologie deutlich rentabler. Zwar bedarf die Umrüstung auf autonome Fahrzeuge enormer Investitionen in den Fuhrpark, doch die Einsparung kostenintensiven Personals würde diese Anlage mittelfristig ausgleichen. Eine Studie von Roland Berger zum Thema autonome Fahrzeuge kommt zum Schluss, dass 90 Prozent der Fahrerkosten eingespart werden könnten. Hinzu kommt, dass Lkw durch den Verzicht auf Fahrer nicht mehr an Betriebs- und Lenkzeiten gebunden wären. Dadurch würden längere tägliche Einsatzzeiten der Fahrzeuge möglich und die Verkehrssysteme außerdem entlastet.
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Und auch für die Umwelt könnte sich autonomes Fahren positiv auswirken. Entscheidend dafür sei laut einer Studie des Rocky Mountains Insitute insbesondere der Faktor Vernetzung. Wenn autonome Fahrzeuge im Schwarm kommunizieren und sich dabei über Informationen wie die Verkehrslage oder Hindernisse auf der Strecke austauschen, würde die Routenplanung deutlich effizienter. Der Großteil der Staus, die unsere Autobahnen lähmen und den Ausstoß enormer CO2-Mengen verursachen, könnte dadurch Geschichte sein. Hinzu kommt, dass Computer deutlich energieeffizienter fahren. Auch das wird die Menge an CO2 senken. Außerdem würde Mobilität dadurch gleichzeitig sicherer werden. Mit Blick auf die Logistikbranche würde das zu einer weiteren Kostensenkung führen.
Zwischenlösung Platooning: Tests laufen
Bevor es soweit ist und die Lkw-Flotten völlig autonom über deutsche und europäische Fernverbindungen fahren, könnten Logistikunternehmen auf eine Zwischenlösung setzen. Beim Platooning manövrieren Lastkraftwagen in Kolonnen über die Straßen, von einem Fahrer wird dabei nur der vorderste Lkw gesteuert. Begleitet von einer Medienwirksamen Kampagne testeten sechs Hersteller diesen Ansatz im April dieses Jahres.
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