Die Mobilität der Zukunft ist autonom – schon in wenigen Jahren werden abseits der großen Zentren Flugzeuge, Lastwagen und Schiffe sich selbständig ihren Weg suchen: In den USA, in Kanada, in den Niederlanden oder in Skandinavien – überall auf der Welt arbeiten Unternehmen an solch autonomen Verkehrsträgern, unterstützt von ihren Regierungen. In der Schifffahrt fördert vor allem Norwegen die Entwicklung neuer Sensoren und Steuerungssysteme durch administrative Erleichterungen. Im Dezember 2017 hat die norwegische Regierung in Horten im Oslofjord ein neues Testgebiet für autonome Schiffe eingerichtet – es ist nach Trondheim und Grenland nunmehr dritte. Viele Partner aus Verwaltung, Forschung, Militär und Wirtschaft arbeiten hier in Norwegens am dichtesten besiedelter Region zusammen, um Schiffe zu testen, die selbständig und ohne Besatzung fahren.
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Autonomer Betrieb ist nachhaltig und günstig
Einen Meilenstein setzt dabei der norwegische Düngemittelhersteller Yara. Er entwickelt mit dem Schiffsbauer Kongsberg das erste autonome Schiff, das vollständig elektrisch betrieben wird. Voraussichtlich noch in diesem Jahr läuft die Yara Birkeland – benannt nach dem Gründer von Yara – vom Stapel und soll dann Produkte in nahegelegene Häfen transportieren. „Jeden Tag benötigen wir mehr als 100 mit Diesel betriebene LKWs, um unsere Produkte von unserer Produktionsstätte zu den Häfen in Brevik und Larvik zu fahren, von wo aus die Waren in die ganze Welt transportiert werden“, sagt Yara-CEO Svein Holsether. „Mit dem batteriebetriebenen Containerschiff können wir den Transport von der Straße aufs Wasser verlegen. Das reduziert Staub und Lärm, erhöht die Sicherheit auf den Straßen und verringert die negativen Auswirkungen auf die Umwelt.“ Der Autonomie-Betrieb schließlich senkt die Personalkosten auf der Route.
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Vollständige Autonomie erst 2020
Im ersten Jahr fährt allerdings eine Crew auf der Yara Birkeland mit. Sie überwacht aus Sicherheitsgründen das Schiff und greift im Notfall ein. Schlafen wird sie in Wohncontainern, weil es auf dem Schiff keine Mannschaftsräume und keine Schiffsbrücke mehr geben wird. Erst ein Jahr später will Yara das Schiff aus der Ferne steuern, spätestens 2020 soll das Schiff dann komplett autonom fahren.
Einsatz vorerst in Küstennähe
Künftig könnten solche Gefährte auch in anderen Regionen zum Einsatz kommen, zunächst jedoch in Küstengewässern. Dort könnten Techniker im Zweifel rasch einspringen. Auf großer Fahrt hingegen muss die Crew nicht nur navigieren, sondern auch das Schiff warten, Rost klopfen, Aufbauten streichen und gegebenenfalls Anlagen reparieren, um Fracht kühl zu halten.
Der elektrische Antrieb jedoch treibt schon heute Schiffe an: So hat der chinesische Schiffsbauer Guangzhou Shipyard International Company ein elektrisch betriebenes Containerschiff mit Lithium-Batterien entwickelt, das in Guangzhou im Einsatz ist. Nach einer Ladedauer von zwei Stunden kann es rund 80 Kilometer zurücklegen. Derzeit transportiert es auf dem Perlfluss Kohle zu einem großen Kraftwerk.
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Elektrische Frachtschiffe in den Niederlanden
In Europa bauen die Niederländer ihre Binnenflotten aus: Das Unternehmen Port-Liner will in den kommenden zwei Jahren insgesamt 15 elektrisch betriebene Frachter unterschiedlicher Größen bauen. Sie sollen schon ab Herbst 2018 Rotterdam und Tilburg verbinden. Weil sie mit moderner Technik ausgerüstet sind, könnten sie künftig auch autonom unterwegs sein.
Heute sind weniger die technischen Fragen das Problem für mehr autonomen Betrieb, sondern fehlende Praxiserfahrungen und Regelungen. Erst wenn auch die Gesetze und internationalen Regelungen mit der technischen Entwicklung Schritt halten, ist die autonome Seefahrt möglich.
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