Erneut hat Hartsfield-Jackson Airport (ATL) in Atlanta im US-Bundesstaat Georgia Rekorde gebrochen: Trotz der Corona-Pandemie, die kein Land so stark wie die USA trifft, haben mehr als 3,5 Millionen Menschen im Dezember 2020 den bislang größten Flughafen der Welt passiert. Zwar waren das 60 Prozent weniger als im Vorjahr, aber gemessen an den gesunkenen Passagierzahlen im ganzen Corona-Jahr war das relativ viel.
Denn die Luftfahrt ist weltweit heftig getroffen von der Pandemie, auch in den USA. Grund genug, um in einer losen Folge auf die aktuellsten Mega-Projekte in der Welt zu schauen: Wie vertragen sich die einbrechenden Fluggast- und Luftfrachtzahlen mit den oft ambitionierten Ausbauplänen?
Der Flughafen ATL ist eines der wichtigsten Hubs für internationale Flüge in den USA: Hier starten – nach eigenen Angaben – mehr Nonstop-Flüge und Ziele als an jedem anderen Flughafen auf der Welt. Während 2019 noch 110 Millionen Passagiere gezählt wurden, waren es 2020 knapp 43 Millionen. Der Tiefpunkt lag im April 2020: Statt 310.000 Passagieren am Tag kamen nur noch 9.000. „Die Pandemie hat uns eiskalt erwischt“, sagt Flughafenchef John Selden. Einziger Lichtblick: „Cargo business is going on.“
Dass die Bedeutung des Cargo-Geschäfts deutlich gestiegen ist, zeigt sich schließlich auch hierzulande. So hat DB Schenker seine Luftfrachtkapazitäten deutlich erhöht und Ende Januar am Flughafen München die erste von zwei Strecken gestartet, welche die Kontinente Amerika, Europa und Asien direkt miteinander verbinden. Und auch der Flughafen in Atlanta wird regelmäßig von DB Schenker mit Luftfracht angesteuert.
Das Luftfracht-Volumen sinkt nur schwach
Denn tatsächlich ist Nordamerika bei der Luftfracht noch relativ glimpflich davon gekommen. Nach IATA-Angaben waren die Cargo-Einbußen im April 2020 geringer als während der Finanzkrise. Auch in den Folgemonaten konnte sich die Branche in Nordamerika besser erholen als anderswo. Das lag zum einen daran, weil die Kapazitäten nur um 12,7 Prozent sanken. Zum anderen flogen mehr Flugzeuge zwischen Nordamerika und Asien. ATL hatte sogar mehr Glück: Die gesamte Luftfracht sank 2020 gerade mal um 6,3 Prozent.
In der Zeit hat Atlanta seine Erweiterungspläne kräftig vorangetrieben. „Wir nutzen die Zeit“, sagt eine Sprecherin. Schon seit einigen Jahren plant ATL ehrgeizige Modernisierungen. Rund sechs Milliarden US-Dollar soll es kosten, die Kapazitäten zu erhöhen, bestehende Einrichtungen zu erneuern und die Ästhetik des Flughafens zu verbessern. 20 Jahren Zeit geben sich die Airport-Manager dafür. „Wir glauben, dass Atlanta den besten Flughafen verdient hat, inklusive der modernsten Airport-Anlagen“, sagte der frühere ATL-General Manager Miguel Southwell. Wie wenig die Pandemie die Pläne bremsen kann, zeigt der zügige Baufortschritt: Gerade erst wurde der Auftrag erteilt, bis Ende 2022 neue Gates und andere Einrichtungen für einen ein dreistelligen Millionenbetrag auszubauen.
ATL treibt die Erweiterung voran
Neben einer optisch auffälligen Überdachung der zentralen Zufahrt wird sich auch im Cargobereich vieles ändern. Mehr als 200 Millionen US-Dollar nimmt der Flughafen in die Hand, um Frachtanlagen und –betriebe massiv zu erweitern. Bis zu 100 Hektar Luftfrachtfläche sollen zu den bestehen den 12,1 Hektar hinzugefügt werden.
Damit setzt Atlanta in Sachen Airport-Modernisierung ein wichtiges Zeichen. Denn die USA sind nach Branchenberichten im weltweiten Vergleich weit zurückgefallen, was den Zustand ihrer Flughäfen betrifft. Längst ist die Infrastruktur veraltet. Der letzte große Flughafen wurde 1995 errichtet. Viele Flughäfen können mit dem Zuwachs an Passagieren und den technischen Neuerungen nicht mehr Schritt halten. Zwar zeichnet sich seit zwei Jahren ein Trend ab: Viele Flughäfen haben mit Modernisierungen begonnen. Doch vom optimistischen Bauboom jenseits des Pazifik sind sie weit entfernt.
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Axel Novak ist freier Journalist in Berlin. Seit mehr als einem Jahrzehnt beschäftigt er sich mit der Logistik-Branche und den Veränderungen, denen sie unterworfen ist. Axel Novak schreibt für Zeitungen, für Zeitschriften und für Unternehmen. Seine Schwerpunkte sind allgemeine Wirtschaftsthemen mit dem Fokus auf Mobilität, IT, Energie und Finanzen.