Samstag früh in der Cargo City am Frankfurter Flughafen. Im DB Schenker Air Cargo Hub stehen viele offene Packstücke in langen Reihen hintereinander. Flink und routiniert läuft eine kleine Hündin die Packstücke ab. Pinscher Edda läuft um die Kisten, blickt hinein und schnüffelt an den Ecken. Aufmerksam folgt das Tier der Route, die Hundeführer Sven Wendling entlang der Packstücke vorgibt. Keine 25 Minuten später ist der Job erledigt – die Fracht ist sicher. Im letzten Packstück lässt Sven Wendling Edda eine Attrappe finden. Sprengstoff-Spürhunde brauchen ein Erfolgserlebnis – und das muss nicht Sprengstoff sein.
Hoher Druck bei der Prüfung
Seit Dezember 2022 setzt DB Schenker am Flughafen Frankfurt am Main auf speziell ausgebildete Hunde. So kann der Logistiker sicherstellen, dass die Fracht sprengstofffrei ist, bevor sie an Bord der Maschinen verladen wird. Die Prüfungen sind per Gesetz vorgeschrieben. Wenn Verlader so genannte bekannte Versender sind, dann entfällt die Prüfung, weil die Unternehmen bereits die hohen Sicherheitsanforderungen für Luftfracht erfüllen. Weil aber die meisten Kunden von DB Schenker keinen Bekannte-Versender-Status besitzen, sind sie darauf angewiesen, dass der Logistikdienstleister das Screening der Frachtstücke durchführt.
Und das ist oft ziemlich aufwändig. Jeden Tag bringen 250 bis 300 Lkw die Fracht ins Air Cargo Hub von DB Schenker, am Wochenende sind es doppelt so viele. Die meisten Packstücke wurden durch eines der drei Röntgengeräte geschoben, die DB Schenker am Standort betreibt. Doch manchmal sind die Abmessungen der Packstücke zu groß oder der Inhalt ist nicht klar zu erkennen, weil die Versandstücke zu dicht gepackt sind. Dann müssen die Transportbehälter im Zweifel mit großem Aufwand geöffnet und auf Sprengstoff geprüft werden. Dabei setzt DB Schenker das Verfahren ein, wie es Passagier aus dem Sicherheitscheck kennen, wenn der Laptop abgewischt wird und die Probe anschließend in einem kleinen Gerät auf Sprengstoffrückstände untersucht wird. Auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von DB Schenker öffnen das Packstück und prüfen einen Abstrich in einem der beiden sogenannten Sniffer am Standort.
Hunde sind sehr effizient
Hektisch wurde es meist, wenn ein Unternehmen, zum Beispiel ein Automobilzulieferer, mit einem Mal eine große Menge an Packstücken für einen Transport geliefert hat. Dann standen mit einem Mal sehr viele Frachtstücke im Raum, die auf ihre Prüfung zur Verladung warteten. Dabei ist der Druck auf die Mitarbeitenden immens: Können nicht alle Stücke geprüft werden, müssen sie am Boden bleiben. „Wir sind manchmal in sehr anstrengende Phasen gekommen, weil einige Packstücke kompliziert zu öffnen waren“, erzählt Nouri Boulahrouz, Head of Warehouse and Transportation bei DB Schenker am Frankfurter Flughafen. Weil die klassischen Verfahren oft länger dauern und oft viele Sendungen gleichzeitig im Air Cargo Hub eintreffen, kommt nun der Spürhund zum Einsatz. „Das ist wirklich besonders effizient, gerade in Peak-Zeiten am Wochenende“, sagt Boulahrouz.
Denn der Hund kann schon bei einem kurzen Zwischenstopp alle derzeit verkäuflichen, militärischen oder selbstgefertigten Sprengstoffe erschnüffeln. Mit 300 Atemzügen in der Minute kann das Tier intensiv schnuppern und ist so ausgesprochen schnell. Außerdem besitzen Hunde bis zu 220 Millionen Riechzellen in der Nase, beim Menschen sind es gerade einmal mit fünf Millionen. „Durch den Einsatz der Hunde hat sich unser Aufwand bei den Sicherheitsprüfungen um einen erheblichen Teil reduziert“, sagt Boulahrouz begeistert
Ein Spiel statt Arbeit
Derzeit sind Edda und ihre Artgenossen zweimal am Tag zu festen Slots im Einsatz. Morgens, wenn die nächtlich eingetroffene Fracht bereitgestellt wird, und abends. Eine halbe Stunde darf Edda in die Halle, dann muss sie Pause machen.
Um das Tier nicht abzulenken, stehen auch die Gabelstapler still. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von DB Schenker ist der Suchlauf immer wieder faszinierend: „Die gucken begeistert zu, weil das so spielerisch ist“, sagt Boulahrouz. „Für Hunde ist das keine Arbeit, sondern ein Spiel.“ Ein Spiel mit ernstem Hintergrund – für mehr Sicherheit in der Luftfahrt.
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Axel Novak ist freier Journalist in Berlin. Seit mehr als einem Jahrzehnt beschäftigt er sich mit der Logistik-Branche und den Veränderungen, denen sie unterworfen ist. Axel Novak schreibt für Zeitungen, für Zeitschriften und für Unternehmen. Seine Schwerpunkte sind allgemeine Wirtschaftsthemen mit dem Fokus auf Mobilität, IT, Energie und Finanzen.