Die Nachfrage nach Logistikimmobilien ist höher als je zuvor. Das liegt einerseits an knappen Flächen, andererseits am ständig steigenden Transportaufkommen. Mit der hohen Nachfrage stieg in Deutschland auch die Anzahl von Logistikneubauten. Im Rekordjahr 2017 wurden schätzungsweise 5,1 Mio. Quadratmeter neue Logistikfläche fertiggestellt.
Während immer neue Logistikimmobilien entstehen, diskutieren Experten bereits die Logistikimmobilie der Zukunft. Drei besonders zukunftsweisende Trends möchten wir Ihnen hier vorstellen.
1. Trend bei Logistikimmobilien: Nähe zu Städten
E-Commerce gilt aktuell als einer der wichtigsten Treiber der Logistikbranche. Der Verkauf über das Internet erhöht insbesondere das Transportaufkommen in Ballungs- und städtischen Gebieten. Um die Nachfrage zu bedienen und die Versorgung abzudecken, werden zunehmend Logistikzentren unmittelbar vor den Toren der Städte entstehen.
Entscheidend ist außerdem die Nähe zu zentralen Verkehrswegen wie Autobahnen, Häfen und Airports, die eine zügige Belieferung über verschiedene Verkehrsträger erlauben. Dadurch können die stadtnahen Logistikflächen als Knotenpunkt zwischen Überland- und City-Logistik fungieren.
Neben logistischen Vorteilen bringt die Lage nahe Ballungszentren auch infrastrukturelle Vorteile mit sich. So können Logistikunternehmen hier mit einem guten Zugang zum Arbeitsmarkt und Breitbandinternet rechnen. Beides dürfte zukünftig weiter an Bedeutung gewinnen.
2. Trend bei Logistikimmobilien: Mehrgeschossige Logistikgebäude
Gerade in Deutschland ist Baugrund teuer – und das mit steigender Tendenz. Im Wettbewerb um Bauland konkurrieren die Betreiber von Logistikflächen gerade in städtischen Gebieten mit anderen Branchen. Um eine höhere Rentabilität zu erzielen, betrachten viele Experten eine vertikale Ausdehnung von Logistikimmobilien als logische und auch sinnvolle Konsequenz.
Auch bei DB Schenker sind mehrgeschossige Logistikhallen im Gespräch: „In einigen Regionen zum Beispiel dem Stuttgarter Raum oder Ballungszentren werden mehrgeschossige Logistikimmobilien die Zukunft sein – und das schon bald. Um später Engpässe und damit Einschränkungen der Produktivität zu vermeiden, erfordert die Planung solcher Gebäude allerdings ein sehr hohes Prozessverständnis“, erklärt Georg Maurer, Head of Sales & Strategy bei DB Schenker. Ferner weist er darauf hin, dass die Ausbreitung nach oben Grenzen besitzt. „Es werden keine Hochhauslogistikimmobilien entstehen. Vielmehr denken wir über zweistöckige Lagerhallen nach.“
Vorreiter dieser Entwicklung sind insbesondere asiatische Logistikstandorte. Die Funktionalität mehrstöckiger Lager wurde hier bereits in der Praxis nachgewiesen.
Kritiker weisen jedoch darauf hin, dass die neuartigen Logistikimmobilien mit deutlich höheren Investitionen beim Bau verbunden wären. Außerdem sei vielerorts unklar, ob die jeweiligen Gemeinden mehrgeschossige Logistikhallen genehmigen würden.
3. Trend bei Logistikimmobilien: Hybridimmobilien
Dass Logistikimmobilien für die Durchführung von Value Added Services genutzt werden, ist nicht neu. Eine hybride Nutzung für Logistik und die Produktion ist bisher Zukunftsmusik.
Doch wie die Bulwiengesa Logistikstudie von 2016 zeigte, glauben viele Experten an diese Entwicklung. 78 % der befragten Projektentwickler „stimmten zu“ – 61 % davon „voll“. Einen Vorteil der Hybridimmobilien sehen sie in der Konsolidierung, die finanzielle sowie zeitliche Ressourcen einsparen könnte. Gerade für die Industrie seinen Mischflächen reizvoll, so die Studie.
Bedingung für Mischimmobilien sei, so Georg Maurer von DB Schenker, dass sie ein gewisses Maß an Flexibilität aufweisen: „Die schnelllebige Wirtschaft und stetige Verschiebungen von Produktionsstandorten erfordern eine agile Logistik. Eine hybride Logistikimmobilie kann ein Lösungsansatz sein, birgt aber Risiken der Inflexibilität. Wir sehen Hybridimmobilien nur dann als sinnvoll an, wenn ausreichend Fläche und Planungssicherheit auf lange Zeit vorhanden sind.“ Außerdem weißt der Experte darauf hin, dass die Verschmelzung mit Produktionsstandorten nicht wirklich als Neuerung, sondern als Entwicklung „back to the roots“ zu betrachten sei.
About the Author
Der freie Journalist Andreas Pietsch ist auf Logistik-Themen spezialisiert. Er schreibt seit 1992 für DB Schenker beziehungsweise für die Vorgängergesellschaften. Am meisten angetan haben es ihm die Themen aus Landverkehr, Seefracht und Kontraktlogistik. Aber auch bei der Luftfracht weiß er, wie man einen Sachverhalt treffend auf den Punkt bringt.