Ende Oktober 2003 endete die Ära der kommerziellen Fliegerei mit Überschall. Am 24. Oktober stieg die Concorde zu ihrem letzten Linienflug auf, kurz danach waren das Flugzeug und das Reisen oberhalb der Schallgeschwindigkeit Geschichte. Aber das könnte sich bald schon wieder ändern: Mehrere Unternehmen arbeiten an den Überschall-Jets der nächsten Generation und versprechen den Passagieren traumhafte Reisezeiten – etwa in drei Stunden und 15 Minuten von Paris nach New York (Boom Technology) oder sogar in sensationellen zwei Stunden von New York nach Shanghai (Boeing).
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In der Luft liegt ein großer Markt
Generell scheinen die Aussichten für die Überschall-Jets gar nicht so schlecht zu sein. Eine Studie der US-Beratungsgesellschaft BoydGroup International kommt zu dem Schluss, dass ein Markt für rund 1.300 Maschinen mit einem Wert von 260 Milliarden Dollar vorhanden ist. Die Maschinen könnten vor allem die großen Businesszentren wie Hongkong, New York, Sydney und London miteinander verbinden. Das hätte den Vorteil, dass zugleich im Bauch exklusive Luftfracht befördert werden könnte. Die ist zwar heute schon mit den vergleichsweise schnellen Maschinen unterwegs, könnte aber mit Überschall noch schneller am Bestimmungsort sein. Angesichts der vermutlich enormen Raten und des beschränkten Laderaums wäre dieser Verkehrsträger nur sehr exklusiven Frachtstücken vorbehalten, zum Beispiel dringendst benötigten Ersatzteilen, die auch im 3D-Druckverfahren nicht gefertigt werden können.
Airlines zeigen Interesse
Die Pole-Position beim Geschwindigkeitswettlauf hält derzeit das US-Unternehmen Boom Technology aus Denver. Noch in diesem Jahr soll das Überschall-Versuchsflugzeug XB-1 („Baby Boom“) mit seinen drei Turbojet-Triebwerken starten und 2019 mehr als die doppelte Schallgeschwindigkeit erreichen. Kunden für das Serienmodell gibt es auch schon: Als erster gab die Virgin Group 2016 bekannt, einen Vertrag über zehn Maschinen unterschrieben zu haben, im Dezember 2017 folgte Japan Airlines mit einer Option für 20 Jets. Außerdem investieren die Japaner zehn Millionen Dollar in Boom Technology. Insgesamt sollen fünf Luftfahrtgesellschaften 76 Aufträge oder Optionen unterzeichnet haben. Kosten für jede Maschine mit 45 Sitzplätzen: rund 200 Millionen Dollar. 2025 sollen die kommerziellen Flüge starten. Der Überschallflug zum Geschäftstreffen oder in den Urlaub wird auch in Zukunft ein teures Vergnügen sein. Boom spricht von 2.500 Dollar für die einfache Strecke London – New York.
In vier Stunden über den Atlantik
Ungefähr vier Stunden für die Strecke über den Atlantik soll das Konkurrenzprodukt AS2 von Aerion aus Reno (Nevada) brauchen. Der Jet fliegt etwas langsamer als das Modell von Boom (maximal 1,4fache Schallgeschwindigkeit). Dafür dürfte die Atmosphäre dank der nur zwölf Sitzplätze geradezu familiär sein. Allerdings werden die Preise hier wohl noch höher liegen als bei Boom. Der AS2 soll 2023 zum ersten Mal fliegen, und 2025 rechnet Aerion mit der Zulassung. Erster Kunde ist die kanadische Chartergesellschaft Flexjet, die 20 Maschinen bestellt hat (Listenpreis: 120 Millionen Dollar). An der Entwicklung des Jets war auch der Flugzeugbauer Airbus beteiligt.
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Der Airbus-Konkurrent Boeing denkt darüber nach, eigene Überschall-Jets zu entwickeln. Die Amerikaner geben sich bei ihren Ankündigungen allerdings nicht mit den Geschwindigkeitszielen ihrer Wettbewerber zufrieden: Hyperschall-Jets mit fünffacher Schallgeschwindigkeit sollen irgendwann in den nächsten 20 Jahren besonders zahlungskräftige Passagiere in zwei Stunden von New York nach Shanghai transportieren. Ob es dafür aber einen Markt geben wird? Selbst Boeing scheint sich dessen nicht ganz sicher zu sein. Man habe beim Business Case für die Hyperschall-Jets noch einiges zu tun, räumt Boeing-Chef Dennis Muilenburg ein.
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