Die unaufhaltsame Verstädterung weltweit birgt viele Probleme. Eines davon ist logistischer Art: Wenn Millionen Menschen in Ballungsräumen leben und arbeiten, müssen sie nicht nur mit allem Lebensnotwendigen versorgt werden. Auch die Lieferketten von Industrie und Handel müssen zuverlässig bis in die letzten Winkel der Metropolen funktionieren.
Schon heute suchen Logistiker nach Konzepten, um künftig in den verdichteten Regionen zuverlässige Warenlieferungen zu garantieren. So ging es auf dem diesjährigen Deutschen Logistik-Kongress in Berlin bei mehreren Veranstaltungen und Diskussionsforen um urbane Logistikkonzepte, die Mobilität für die Städte von morgen und um die Zukunft des Dieselantriebs.
Viele Kunden sind mit aktuellen Lieferungen unzufrieden
Der aktuelle Boom im e-Commerce sorgt dafür, dass Logistiker viele unterschiedliche Konzepte entwickeln und ausprobieren müssen – oft ohne dass die Kunden das honorieren. Ein Drittel von rund 1.000 befragten Konsumenten ist mit der Paketzustellung unzufrieden, hat das Beratungsunternehmen PwC in einer aktuellen Studie festgestellt.
Hinzu kommt, dass künftig nicht nur das Sendungsvolumen stark zunehmen wird, sondern auch die Komplexität der Belieferung. Zum Beispiel erfordern Lebensmittellieferungen nahtlose Kühlketten bis zum Verbraucher.
Eine von vielen Lösungen sind so genannte Mikrodepots, wie sie UPS derzeit in Hamburg testet. Frühmorgens werden Container mit Paketen an sieben zentrale Punkte in der Innenstadt gebracht. Boten liefern sie dann tagsüber mit Lastenfahrrädern aus.
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Noch effizienter werden solche logistischen Zentren in den Städten, wenn Datenanalysen künftige Kunden und Käufe vorwegnehmen: Predictive Analytics nennt sich das Verfahren, um auf der Grundlage von historischen Daten künftige Entwicklungen vorauszusagen. Solche Datenanalysen könnten dafür sorgen, dass kleine urbane Hubs mit exakt der Ware versorgt werden, die Käufer mit hoher Wahrscheinlichkeit später ordern werden.
Gebündelte Verkehre auf der letzten Meile
Eine andere Möglichkeit wären Dienstleister, die auf der „letzten Meile“ Bestellungen von Kunden bei mehreren großen Versendern bündeln und sie dann ausliefern, wenn die Kunden zuhause sind.
Um solche Ideen zu verwirklichen, komme es auf die Kooperationsbereitschaft der Städte an, die auch geeignete Flächen anbieten müssten, sagt Christiane Auffermann vom Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik.
Doch neben Komplexität und Kundenzufriedenheit geht es um etwas Grundsätzliches – um Nachhaltigkeit. Gerade im begrenzten Stadtraum sind klimafreundliche Lieferketten unabdingbar, um die Lebensqualität der Bewohner nicht durch Lärm und Emissionen zu beeinträchtigen.
So stellte die Supermarktkette Rewe auf dem Kongress ein Pilotprojekt vor. Dabei wurden im Frühjahr 2017 einige Filialen in Dortmund und Köln spätabends beliefert – mit leisen E-Lkw, um die Nachbarn von Lärm zu verschonen.
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Andere Experten – wie Prof. Dr.-Ing. Achim Kampker von StreetScooter – sehen zumindest im innerstädtischen Lieferverkehr die Stunde von Elektroantrieben gekommen, weil der Dieselmotor viel Stickoxid ausstößt.
Doch trotz dieser Diskussionen wird es vermutlich noch einige Zeit dauern, bis sich alternative Antriebe im Güterverkehr durchsetzen. Im vergangenen Jahr fuhren unter den 2,9 Millionen Lkw in Deutschland nur ein Prozent mit Erdgas oder elektrischem Antrieb.
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