Von der Peripherie hinein in die Städte – diese Tendenz lässt sich seit einigen Jahren bei Sportgroßveranstaltungen feststellen. Raus aus Stadien und Wäldern, weg vom Strand, hinein in die urbanen Zentren. Doch der Trend geht deutlich über zeitweilige City-Events hinaus. Stadtentwickler beginnen den gesamten urbanen Raum als Sportplatz zu denken und moderne Freizeittrends in der Stadtplanung zu berücksichtigen.

Voll im Trend: Sport-Events vor Stadtkulisse

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Ski-Weltcup auf dem Münchner Olympiaberg, Biathlon auf Schalke, Triathlon-Weltmeisterschaft im Stadtzentrum Hamburgs, Beachvolleyball-Arenen in deutschen Innenstädten – der Trend ist eindeutig: Sport-Events zieht es raus aus den Wäldern, weg von Bergen und Stränden, hinein in die Stadt. Von der Peripherie ins Zentrum – es geht dorthin, wo die Sichtbarkeit für Sport und Sponsoren deutlich höher und der Kontakt mit Zuschauern und potentiellen Anhängern intensiver ist.

„Für Sportverbände und Veranstalter sind es vorwiegend Marketinggründe sich in urbanen Ballungsräumen zu präsentieren. Die Event-Verantwortlichen haben verstanden, dass der Sport zu den Menschen kommen muss und nicht andersherum“, sagt Stefan Klos, Geschäftsführer bei PROPROJEKT Planungsmanagement & Projektberatung. Das Beratungsunternehmen für Planung- und Bauwesen ist nicht nur in der Stadtentwicklung tätig, sondern hat zahlreiche Olympiabewerbungen, zuletzt Hamburg 2024, konzeptionell begleitet.

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Skifahren auf der grünen Müllverbrennungsanlage in Kopenhagen. Sport und urbaner Lifestyle beeinflussen die Stadtplanung.
Eine Müllverbrennungsanlage in Kopenhagen (hier ein Rendering des Architekten) mit einem Skihang auf dem Dach: Eine gelungene Verbindung notwendiger städtischer Infrastruktur, klimapolitischer Ziele und innovativer Sportanlage. © picture alliance / dpa

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„Diese Events sind sicherlich eine große logistische Herausforderung. Eine Stadt wie Frankfurt für einen Ironman von morgens bis abends partiell lahm zu legen, verursacht nicht nur Begeisterung. Verkehrsbehinderungen, Emissionen und Lärm sind Probleme bei City-Events.“ Logisitiker müssen zudem häufig mit restriktiveren Regelungen und engen Zeitfenstern für Auf- und Abbau der Events sowie für Anlieferungen in die Innenstädte zurechtkommen, als dies in dafür vorgesehenen Stadien der Fall ist.

Die Durchführung von City-Events und Planungen für Mega-Events können allerdings neue Synergien freisetzen, die besonders der Stadtplanung zu Gute kommen. Im Hamburg Masterplan Active City etwa wurden Projekte zur Stadtentwicklung weitergeführt, die im Zuge der Hamburger Olympiabewerbung 2024 angedacht wurden. Stadtplanung, Politik und Verwaltung entdecken Sport als Faktor der Stadtentwicklung.

Stadtplanung reagiert auf Freizeit-Trends

Diese Entwicklung dockt an einen noch viel weitreichenderen Trend an. Sport wird insgesamt individueller. Es gibt einen Wandel vom organisierten Vereinssport zum individualisierten Sporterlebnis.  Die Zeit schreibt in Ausgabe 29/2017: „Es trainieren so viele Deutsche wie nie zuvor. Fitness hat sich als Lebensstil konsolidiert. Sie betrifft alle Tätigkeiten und Tageszeiten“.

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Urbaner Lebensstil und moderne Sportarten machen die Stadt selbst zum Sportplatz. Die Stadt wird von der Kulisse für Sportveranstaltungen zur eigentlichen Venue.

Skifahren über den Dächern Dänemarks

Laut Klos lasse sich schon durch eine Vielzahl an kleine Maßnahmen die Sportinfrastruktur deutlich modernisieren.  „Parks etwa sind in Zeiten von Freeletics und CrossFit nicht mehr nur grüne Lunge, sondern Trainingsplatz. Somit muss für öffentliche Umkleiden gesorgt werden. Integrierte Verkehrs- und Sportplanung bedeutet auch das beliebte Laufstrecken möglichst ampelfrei gehalten werden. Radwege werden nicht mehr nur als Transportstreifen von A nach B geplant, sondern als Sportbahn angesehen. So sollen sich beispielsweise Straßenbahngleise und Radwege nicht mehr schneiden.“

[selectivetweet]#Skifahren auf einer Müllverbrennungsanlage.  #Sport und #Lifestyle prägen #Stadtentwicklung. [/selectivetweet]

Wie sehr Architektur, nachhaltige Stadtplanung und innovative Sportplätze im Großen zusammenspielen können, zeigt das Beispiel Kopenhagen. In der dänischen Hauptstadt entsteht derzeit eine Skipiste mit vier unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden auf dem Dach der Müllverbrennungsanlage Amager Bakke. Die Anlage selbst ist ein grünes Müllheizkraftwerk, das elektrischen Strom für über 60.000 und Fernwärme für bis zu 160.000 Haushalte erzeugen soll. Alles Teil des Plans, Kopenhagen bis 2025 zur ersten CO2-neutralen Stadt der Welt zu machen.

 

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