„Seemanns Braut ist die See“, sang Hans Albers vor vielen Jahren. Aber was, wenn künftig keine Seemänner mehr benötigt werden? Wenn in Zukunft autonome Frachter mit tausenden Containern ohne Mannschaft fernab der Küsten auf den effizientesten Routen über die Meere gleiten? Statt von Menschenhand gesteuert, fahren die Giganten selbstständig und funken Kapitänen in entfernten Steuerzentralen ihre Positionsdaten zu. Erst in Küstennähe übernehmen Lotsen die Kontrolle und bringen die automatisierten Schiffe sicher in den Hafen.
Wenn es nach Rolls-Royce geht, könnte die Vision schon in wenigen Jahren Wirklichkeit werden: Der britische Konzern baut nicht nur Autos, sondern auch Triebwerke für Motoren, Steuer- und Antriebssysteme für Schiffe und ganze Ozeankreuzer.

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Als visionäre Lösung haben die Ingenieure von Rolls-Royce eine so genannte Advanced Autonomous Waterborne Applications Initiative gestartet. Optisch ähneln die Entwürfe hunderte Meter langen Torpedos. Statt eines Decks oder einer Brücke ist das Schiff komplett ummantelt – was die Transportkapazität erhöht und Platz für Solarzellen schafft, die den Antrieb unterstützen. Eine Vielzahl von Sensoren überwachen das Schiff, die Antriebssysteme funktionieren autonom und bringen die Giganten der Meere auf mathematisch ausgeklügelten Routen effizient und sicher zum Ziel.

[selectivetweet float=“left“]#Autonome Schiffe: Die #Automatisierung macht vor der Seefracht nicht Halt[/selectivetweet]

Im fernen Kontrollzentrum an Land sitzen Kapitän und Steuermann, die über Augmented Reality, Hologramm-Technologien und Sprachsteuerung alle nötigen Informationen über den Status mehrerer Frachter haben. Zur Not steigen kleine Kameradrohnen auf, die das Schiff von Außen inspizieren und kleine Reparaturen durchführen. „Eine spannende Entwicklung, die wir eng begleiten und beobachten“, sagt Thomas Hauck,  Vorstand der Schenker Deutschland AG Seefracht/Projekte. „Ob autonome Schiffe einen massiven Einfluss auf Effizienz und Kosten haben, müssen wir abwarten. Denn Containerschiffe operieren heute schon sehr effizient und mit vergleichsweise wenig Personal.“

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Vision: Wie ein Torpedo gleitet ein Frachtschiff selbständig über das Meer. ©Rolls-Royce
Vision: Wie ein Torpedo gleitet ein Frachtschiff selbständig über das Meer. ©Rolls-Royce
Hologrammdarstellung des Schiffs. ©Rolls-Royce
Hologrammdarstellung des Schiffs. ©Rolls-Royce
Künftig könnte die Wartung von Schiffsantrieben von Land aus möglich sein – dank Darstellungen in Form von Hologrammen. ©Rolls-Royce
Künftig könnte die Wartung von Schiffsantrieben von Land aus möglich sein – dank Darstellungen in Form von Hologrammen. ©Rolls-Royce
So könnten künftig Steuerzentralen an Land aussehen, von denen aus autonome Schiffe auf Hoher See verfolgt und kontrolliert werden. ©Rolls-Royce
So könnten künftig Steuerzentralen an Land aussehen, von denen aus autonome Schiffe auf Hoher See verfolgt und kontrolliert werden. ©Rolls-Royce

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Allerdings sprechen noch gewichtige Gründe gegen die rasche Eroberung der Weltmeere durch selbstfahrende Schiffe. MUNIN (Maritime Unmanned Navigation through Intelligence in Networks) heißt ein Projekt, bei dem Wissenschaftler seit September 2012 die technischen Grundlagen solcher Schiffe erforscht haben. Unter Leitung des Fraunhofer CML haben acht europäische Einrichtungen das Konzept eines autonom fahrenden Schiffes erarbeitet. Ihr Fazit: Die Technik gibt es, noch aber ist sie teuer und aufwändig.
Noch ist eine ganze Reihe von Problemen zu lösen. Nicht zu guter Letzt muss der klassische wartungsintensive Dieselantrieb ergänzt werden durch moderne Maschinen, die auf hoher See eine Fernwartung zulassen.

Wie gut, dass Rolls-Royce auch ganze Schiffsantriebe entwickelt. Oskar Levander, Vice President Innovationen bei Rolls-Royce, ist sicher: Autonome Schiffe kommen. „Die Frage ist nicht ob, sondern wann“, sagte er. Schon 2020 könnten die ersten Frachter selbständig auf den Meeren unterwegs sein.
Derzeit testen die Ingenieure Sensoren und Kameras auf einer Fähre unter den rauen Klimabedingungen in Finnland. „Künftig dürfen wir ein Schiff nicht als eine Anzahl von unterschiedlichen Prozessen oder Systemen betrachten, sondern als ein Ganzes, in dem sich alle Aspekte gegenseitig beeinflussen“, so Innovationsmanager Levander. „Nur wenn wir das Undenkbare denken, können wir wirklich die Kosten beeinflussen.“

 

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