Für die Max Klinger Ausstellung mussten 200 Objekte in die Bundeskunsthalle in Bonn gelangen. Vor allem eine Beethoven-Skulptur stellte die Kunstlogistiker vor Herausforderungen.© DB Schenker

Beethoven kennt jeder – und wer den demontieren will, bekommt es meist nicht nur mit Freunden der klassischen Musik zu tun. Anders erging es Dirk Arbeiter, dem Leiter der Kunstlogistik der Geschäftsstelle Düsseldorf von DB Schenker: Der musste nämlich mit seinem Team eine originale Beethoven-Skulptur auseinanderbauen, die der Bildhauer Max Klinger 1902 geschaffen hatte. „Die monumentale Beethoven-Skulptur war das wichtigste und spektakulärste Objekt, das wir für die Max Klinger-Ausstellung im vergangenen Jahr in die Bundeskunsthalle nach Bonn transportiert haben“, sagt Arbeiter im Nachhinein. „Und man kann sich vorstellen: Das war ein ziemlich aufregender Auftrag!“

Dabei sind die Kunstlogistiker von DB Schenker einiges gewohnt. Seit vielen Jahrzehnten bewegen sie Meisterwerke durch die Republik, durch Europa und die ganze Welt. Für die Klinger-Ausstellung in Bonn mussten mehr als 200 Objekte nach Bonn bis zur Eröffnung im Herbst 2020 gelangen: Bilder, Skulpturen, Gipsarbeiten, Grafiken und Bücher von 20 leihgebenden Museen aus Deutschland, Frankreich, Italien und Österreich.

 

Zwei Geschäftsstellen für Kunstlogistik

Ein solcher Auftrag, die komplette Logistik für eine Ausstellung, ist Tagesgeschäft bei DB Schenker: „Wir sind in Düsseldorf eine sehr projektlastige Geschäftsstelle“, sagt Arbeiter. Bei den Transporten setzen die Logistiker besonderes Material ein: Besonders stabile Verpackungsstoffe, speziell angefertigte Klimakisten oder geschlossene und luftgefederte Kofferfahrzeuge, die die oft empfindlichen Kunstwerke gegen Temperaturschwankungen geschützt sichert zum Ziel bringen.

Sechs Mitarbeiter sind von Düsseldorf aus für Kunstlogistik zuständig. Die gleiche Anzahl solcher speziell geschulten und erfahrenen Mitarbeiter arbeitet von Berlin aus – hier befindet sich seit der Umstrukturierung von DB Schenker im Januar 2021 die zweite Geschäftsstelle von DB Schenker in Deutschland, die Kunstlogistik betreibt.

Die Kolleginnen und Kollegen werden Museumstechniker genannt und sind bei den Leihgebern und den ausstellenden Museen dafür zuständig, den Auf- und Abbau von Kunstwerken zu planen und durchzuführen. Das alles geschieht im engen Kontakt mit den Projektleitern und den Museumskuratoren, die eine Ausstellung zum Teil bis zu zwei Jahre lang vorbereiten. „Unsere Techniker sind teilweise schon selber Künstler“, sagt Dirk Arbeiter. „Die entwerfen sichere Transportverpackungen, selbst wenn Restauratoren anfänglich noch größte Bedenken haben.“

Eine tonnenschwere Beethoven-Skulptur

Kompliziert wird es bei Großobjekten wie der Beethoven-Skulptur von Max Klinger. Die weist nämlich Besonderheiten auf: Sie wiegt 3,6 Tonnen und besteht unter anderem aus vier großen Teilen, die recht aufwändig zu demontieren sind. „Zwei Tage hat der Abbau und weitere zwei Tage der Aufbau gedauert“, sagt Arbeiter. „Gerade bei solch gewichtigen Sachen ist das manchmal komplizierte, echte Millimeterarbeit, um die Einzelteile aus den Führungen rausheben.“ Kaum ein Künstler denke daran, dass seine großen Werke auch transportiert werden müssten. „Viele Exponate sind vor Jahrzehnten in einem Museum aufgestellt und danach nie wieder bewegt worden. Das sind besondere Herausforderungen für uns“, so der Kunstlogistiker.

Meist werden die Objekte vom Restaurator des Leihgebers begleitet, um die Sicherheit des Werks zu garantieren. „Auf der Ebene zwischen Techniker und Restaurator spiegelt sich die Qualität der Arbeit wider, denn unsere Mitarbeiter stehen in dauerndem Kontakt mit den Kunden. Da muss man nicht nur sehr kommunikativ sein“, sagt Arbeiter, der seit 30 Jahren im Geschäft bei DB Schenker ist. „Sehr wichtig ist eine positive Grundeinstellung, weil die Restauratoren unsere Arbeit kontinuierlich hinterfragen“, sagt Arbeiter. Es kommt sogar vor, dass manche Museen für ihre Werke bestimmte Techniker von DB Schenker namentlich anfordern.

Nachholbedarf für Ausstellungen

Solche Qualitätsmerkmale sind entscheidend für einen Kunstlogistiker, weiß Arbeiter. Zwar ist der Markt für Kunstlogistik durch die Corona-Pandemie stark belastet. Ausstellungen sind verschoben oder verlängert worden, doch haben viele Museen ihre Türen inzwischen wieder geöffnet. Die monumentale Beethoven-Skulptur ist erst im Oktober 2021 wieder nach Leipzig zurückgekehrt, auch wenn die Ausstellung der Bundeskunsthalle schon seit Monaten zu Ende ist. Der alte Sockel der Statue musste restauriert werden. Und wo könnte ein demontierter Beethoven besser aufgehoben sein als in den Händen der Kunstlogistiker von DB Schenker?

About the Author

Axel Novak Axel Novak ist freier Journalist in Berlin. Seit mehr als einem Jahrzehnt beschäftigt er sich mit der Logistik-Branche und den Veränderungen, denen sie unterworfen ist. Axel Novak schreibt für Zeitungen, für Zeitschriften und für Unternehmen. Seine Schwerpunkte sind allgemeine Wirtschaftsthemen mit dem Fokus auf Mobilität, IT, Energie und Finanzen.