Die Logistik und der Ozean – das ist definitiv mehr als der Transport von Containern über die Weltmeere. „So richtig spannend wird es, wenn Schiffe auf hoher See Ersatzteile benötigen“, sagt Silvia Belina, Key Account Managerin Marine bei DB Schenker. Mit dem Auto kann man unterwegs die nächste Werkstatt anfahren. Aber was, wenn die Ruderwelle mitten im Pazifik oder Atlantik bricht?
Weltweit beschäftigt DB Schenker 200 Experten, die für solche Situationen das Know-how, das Netzwerk und das zwingend erforderliche Nervenkostüm mitbringen. Das Team von DB SCHENKERmarineparts verteilt sich auf 130 Länder, sodass immer jemand in der Nähe ist, wenn es mal wieder schnell gehen soll. Wie damals, als ein Schiff in Südamerika mit fünf neuen Rettungsbooten auszustatten war. Den Ersatz einzufliegen, zu verzollen und an Bord zu bringen, war das eine. Aber die alten Boote mussten als „Müll“ einen komplizierten Zollprozess durchlaufen. Ohne Landing Certificate darf nichts das Schiff und schon gar nicht den Hafen verlassen. „Wenn der anliefernde Lkw-Fahrer die alten Boote aus reiner Freundlichkeit mitnimmt, kann das richtig Ärger geben“, weiß Belina aus eigener Erfahrung, will aber keine Details verraten. Nur so viel: Schnell steht man im Verdacht der Schmuggelei.
Oder die Geschichte, bei der es um fünf – ja wirklich: fünf! – Liter Farbe ging. Das Problem: Ein Kreuzfahrtschiff im Mittelmeer brauchte die Farbe sofort und das Material musste aus Hamburg angeliefert werden. Direkt aufs Schiff. „Frag mich nicht, warum das sein musste“, sagt Belina. Aber das ist auch egal. Der Kunde will es, der Kunde bekommt es.
Jeder Tag im Hafen kostet 25.000 US-Dollar
Und dann ist da noch das manövrierunfähige Schiff, dessen Hauptmaschine vor der lateinamerikanischen Küste seinen Geist aufgegeben hat. Die Meeresströmung kaperte die Kommandobrücke und lotste es Richtung Küste. Die Besatzung hatte dem nichts entgegenzusetzen. Ersatzteile für den Motor mussten her. Aber schnell! – Ein Auftrag für DB SCHENKERmarineparts.
Wochenende heißt Siesta
Den Ort des Geschehens verrät Belina uns nicht. Aber sie wusste, dass die örtlichen Behörden nicht die schnellsten sind und jeder Tag im Hafen dem Schiffseigner 25.000 US-Dollar kostet. Was nun beginnt, ist ein filigranes Marionettenspiel. Nur dass Belina nicht etwa dünne Garne in den Händen hält, sondern schwere Schiffstaue, Telefon, E-Mail, Airlines, Lkw und Auflagen über Auflagen. Und im Nacken tickt die Uhr.
Nach einigem Hin und Her geht es los. Teile beim deutschen Hersteller abholen, von Frankfurt per Luftfracht nach Miami. Umladen für den Weiterflug. Wenn das so einfach wäre! Was Touristen mit ihren Koffern erleben, erleidet auch die wertvolle Fracht: vier Tonnen Motor einfach weg. Aber zum Glück heißt es Lost and … Found. Irgendwann findet sich alles wieder. Mit ein paar Tagen Verspätung geht es weiter zum Zielflughafen. Nur blöd, dass die Sendung an einem Freitagnachmittag eintrifft und die Behörden am Wochenende eigentlich nicht aktiv sind. Die Ware muss aber sofort zum Schiff.
DB SCHENKERmarineparts
- … sorgt dafür, dass Schiffe in Bewegung bleiben.
- … steuert die Transporte von Ersatzteilen bis auf das Schiff.
- … richtet sein Angebot u. a. an Schiffseigner, Werften und Hersteller von Ersatzteilen.
- … beschäftigt ca. 200 Experten für Marinelogistik.
- … stützt sich auf 37 strategische Hubs in 24 Ländern.
- … findet die schnellste Route vom Hersteller bis an Bord.
Von Kontrolle zu Kontrolle
„Einfach nur warten, ist bei DB Schenker nie eine Option“, gewährt uns Belina einen Blick in ihre Prinzipienliste. Die Techniker für die Montage sind längst an Bord und wollen etwas zu tun haben. Also adressiert ein Mitarbeiter aus dem Team von DB SCHENKERmarineparts noch am Freitag einen Weckruf an die Ämter. Er wirkt. Aber damit beginnen die nächsten Widrigkeiten. Man glaubt ja gar nicht, wie viele Behörden die Ware gründlich prüfen müssen, damit alles seinen geordneten Gang nimmt. Doch ruhig Blut. Hauptsache, der Versender und sein Logistikpartner können alle Fragen beantworten. Sonst haben die Beamten leider-leider nur eine Wahl: die Ware konfiszieren, monatelang beschlagnahmen und notfalls vernichten.
Nach dem Kontrollmarathon stehen am Samstagnachmittag alle Pfeile auf Grün. Der Weg vom Airport zum Hafen sollte Routine sein. Doch denkste! Das Motorpaket passt nicht auf den bereitgestellten Transporter. Das Beschaffen einer Alternative fordert Zeit, Nerven und Telefonate im Minutentakt. Geld kostet das Ganze natürlich auch. Warum so viel, lässt sich schwer herausfinden. Immerhin ist ein passendes Fahrzeug bald organisiert.
Verladung von Schiff zu Schiff
Was die Transportlogistik im Landverkehr mit „Door-to-Door“ bezeichnet, heißt bei Marineparts „Door-to-Deck“. Als Abladestelle kommen weder Fabrik noch Lager in Frage, sondern das Schiff selbst. „Wenn es auf hoher See schwimmt, müssen wir uns was einfallen lassen“, sagt Belina. Das havarierte Schiff ist inzwischen aufs Meer geschleppt worden, um die Hafengebühr zu sparen. Nun liegt es 120 Kilometer vom ursprünglich anvisierten Hafen entfernt. Bei DB Schenker bringt das kurz vor dem Ziel niemanden aus der Fassung. Also für die letzte Seemeile noch ein Launch Boat organisiert, das an einer günstig gelegenen Bay wartet. Fracht auf das Boot gesetzt und ab geht es dorthin, wo man sie sehnsüchtig erwartet und glücklich in Empfang nimmt. – Ende der Geschichte.
Am Schluss ihres Berichtes liegt ein bisschen Stolz in Silvia Belinas Mimik: „Man hatte uns prophezeit, wir würden drei Monate für diesen Auftrag brauchen. Tatsächlich war das Paket 18 Tage nach Übernahme an Bord.“
Kontakt
Silvia Belina
DB SCHENKERmarineparts
Email: Silvia.Belina@dbschenker.com
About the Author
Der freie Journalist Andreas Pietsch ist auf Logistik-Themen spezialisiert. Er schreibt seit 1992 für DB Schenker beziehungsweise für die Vorgängergesellschaften. Am meisten angetan haben es ihm die Themen aus Landverkehr, Seefracht und Kontraktlogistik. Aber auch bei der Luftfracht weiß er, wie man einen Sachverhalt treffend auf den Punkt bringt.