Wer ein Blick auf die weltweite Luftfahrt machen möchte, der schaut in die Wüste – und zwar in den US-Bundestaat Kalifornien. Dort befindet sich der Mojave Airport. Der Flugplatz, seit 2004 auch ein Start- und Landeplatz für die Raumfahrt, ist heute einer der weltweit größten Parkplätze für Flugzeuge. Hunderte ausrangierte und abgerüstete Maschinen stehen hier friedlich nebeneinander – ehrwürdige Altertümer genauso wie hochmoderne Jets. Die australische Fluggesellschaft Qantas Airlines beispielsweise hat hier ihre Airbus A380- und Boeing 747-Flotten abgestellt.
Die Flugzeuge warten darauf, dass die Luftfahrt wieder abhebt. Die Corona-Pandemie hat weltweit den Luftverkehr gestoppt und massiv reduziert. In den ersten Wochen der Pandemie standen 64 Prozent der weltweiten Flotte still. Die Beratungsfirma Cirium sprach von 17.000 stillgelegten Flugzeugen.
Während sich die Passagierluftfahrt von den Auswirkungen der Pandemie noch lange nicht erholt, könnte bei Cargo schon in wenigen Monaten wieder die Volumina von vor der Krise erreicht sein, schreibt der Datendienstleister Clive Data Services. Ein Faktor dabei ist: Mangels Passagierverkehre ist die gesamte Belly-Kapazität weggefallen – gut zwei Drittel der Luftfracht wird normalerweise im Bauch der Passagiermaschinen bewegt.
Teure Parkplätze auf den Flughäfen
Die Pandemie mit den einbrechenden Passagierzahlen hat die Airlines unter enormen Druck gesetzt: Anfangs standen die Maschinen noch auf den Flughäfen in ruhigen Parkzonen. Allerdings fielen dafür hohe Tages- und Wochenmieten an. Als sich abzeichnete, dass die Pandemie länger dauern würde, brachten die Airlines ihre Maschinen auf günstigere Parkplätze, zumeist in trockener Luft mit relativ gleichmäßigen Temperaturen. Idealerweise in der Wüste.
Auf jedem Kontinent gibt es solche Anlagen – der größte Parkplatz Europas liegt im spanischen Teruel. Dort parken Maschinen auf einem 340 Hektar großen Areal zwischen Saragossa und Valencia. „Die Region eignet sich mit rund 240 Sonnentagen im Jahr und wenig Niederschlag besonders gut für das Parken von Flugzeugen“, heißt es etwa bei der Lufthansa.
Parking und Storage-Modus
Um Flugzeuge stillzulegen, haben die Airlines zwei Möglichkeiten: Im „Parking“-Modus bleibt das Flugzeug technisch fit – der darf allerdings nur drei Monate dauern. Wird die Maschine jedoch für einen längeren Zeitraum nicht benötigt, wird sie in den günstigeren „Storage“-Modus versetzt.
Die Vorbereitung für beide Arten der Stilllegung sind umfangreich: Alle Öffnungen werden verschlossen, um Korrosion zu vermeiden. Die Einläufe und Düsen der Triebwerke also, aber auch die Passagier- und Frachttüren sowie alle weiteren Öffnungen im Rumpf, beispielsweise die von Avionik-Sensoren. Damit vermeiden die Airlines in Wüstengegenden auch, dass Staub eindringt. Oder Vögel und Insekten das Flugzeug als Nistkasten nutzen. „Abhängig von der Klimazone werden derart versiegelte Flugzeuge im „Parking“-Modus einmal pro Woche über die Kabinentüren gelüftet, damit es im Innenraum nicht gammelt“, erläutert Michael Lagemann von Lufthansa Technik in Hamburg.
Auch Betriebsflüssigkeiten werden entnommen. Beim „Storage“ wird eine spezielle Langzeit-Konservierung an den Triebwerken vorgenommen, zusätzlich Cockpit- und Passagierfenstern gegen Sonneneinstrahlung abgeklebt und Batterien ausgebaut.
Im „Parking“-Modus werden die Maschinen regelmäßig gecheckt. Einmal im Monat starten die Triebwerke des Flugzeugs, um die Zapfluft- und Anti-Icing-Systeme des Flugzeugs zu überprüfen. Nach drei Monaten „Parking“ werden die Maschinen einmal in der Luft bewegt. So kann das Flugzeug innerhalb eines einzelnen Tages wieder in den regulären Dienst überführt werden kann.
Höherer Aufwand beim Aufwecken
Weil das Flugzeug im „Storage“-Modus sich selbst überlassen wird, ist der Aufwand für die Reaktivierung höher. Hier muss dann quasi viel von der „Pflege“, die das Flugzeug im normalen Betrieb und auch im „Parking“-Modus erhalten hätte, entsprechend nachgeholt werden, bevor das Flugzeug wieder in Dienst gestellt wird.
Aus dem „Storage“-Modus kann es nur mit deutlich umfangreicheren Maßnahmen wieder in den aktiven Dienst zurückgeholt werden. Zwischen zwei und drei Tagen dauert es, um ein Kurz- und Mittelstreckenflugzeug aus dem „Storage“-Modus aufzuwecken.
Auf dem Mojave Airport können die Maschinen theoretisch noch viele Jahre stehen. Vor Ort gibt es Wartungs-Services, die sich auch um die größten und modernsten Maschinen kümmern. Und sollten die Maschinen einmal endgültig ausgemustert werden, dann können sie auf dem Flugzeugfriedhof verschrottet und ausgeweidet werden. Der liegt praktischerweise auf dem Airport-Gelände.
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Axel Novak ist freier Journalist in Berlin. Seit mehr als einem Jahrzehnt beschäftigt er sich mit der Logistik-Branche und den Veränderungen, denen sie unterworfen ist. Axel Novak schreibt für Zeitungen, für Zeitschriften und für Unternehmen. Seine Schwerpunkte sind allgemeine Wirtschaftsthemen mit dem Fokus auf Mobilität, IT, Energie und Finanzen.