Thailand ist eines der begehrtesten Ziele für Touristen. Im World Tourism Barometer der Vereinten Nationen liegt Thailand nach China auf Platz 2 der beliebtesten Destinationen in der Region Asia-Pacific. 2019 wurden an den Flughäfen der Hauptstadt Bangkok, Suvarnabhumi und Don Mueang, zusammen mehr als 106 Millionen Passagiere abgefertigt. Beide liegen weit über ihren Kapazitäten. Deshalb gibt es seit langem Pläne für eine Erweiterung der Anlagen: bis zu 150 Millionen Reisende sollten jährlich über das Hub fliegen. Doch dann kam Corona …
Wie vertragen sich die einbrechenden Fluggast- und Luftfrachtzahlen mit den oft ambitionierten Ausbauplänen?
Ein Tor zur Welt für Mensch und Gut
Suvarnabhumi ist Thailands Tor zur Welt: 65 Millionen Passagiere nutzen den Flughafen im Osten Bangkoks. Auch im Cargo-Bereich ist der Airport mit jährlich 1,3 Millionen Tonnen Luftfracht nicht nur das wichtigste Airfreight Hub im Land, sondern spielt im gesamten Asia-Pacific Raum eine Rolle als Knoten. Die weitaus meisten der 188 internationalen Destinationen von Suvarnabhumi liegen in dieser Region.
Durch die Corona-Pandemie ist der Luftverkehr geschrumpft. Die Flugbewegungen und der Passagierverkehr über Thailands Flughäfen gingen in der ersten Jahreshälfte 2020 um mehr als die Hälfte zurück, das Luftfrachtvolumen sank um fast 18 Prozent. Die Erholung steht noch aus: Nach Einschätzung des Flughafenverbands ACI wird das für Airports ohne großes Binnen-Netzwerk aktuell schwierig werden, zum Beispiel für Bangkok aber auch für Singapur und Hong Kong, die wichtigsten Verbindungen von Thailand aus.
Massive Erweiterung von Suvarnabhumi
Flughäfen mit einem großen Binnennetzwerk wie in China erholen sich dagegen schneller. Hier kompensiert eine starke politisch unterstützte Binnennachfrage ausfallende internationale Verkehre. Dennoch sind Thailands Regierung und der Flughafenbetreiber Airports of Thailand AOT optimistisch, dass das Verkehrsvolumen rasch wieder wächst. Gerade erst haben die Behörden grünes Licht für die beschlossenen Ausbaupläne gegeben. Vor allem der internationale Flughafen Suvarnabhumi soll trotz der internationalen Reisebeschränkungen wie geplant massiv erweitert werden.
„Die Haupteinnahmequelle des Landes ist die Reisebranche – und 80 Prozent der Touristen sind Fluggäste“, sagte Verkehrsminister Saksayam Chidchob Ende Januar 2021. Durch die Modernisierung soll sichergestellt werden, dass der Flughafen die Nachfrage nach Flugreisen nach der Pandemie wieder stillen kann, so der Minister.
Drei neue Terminals und eine dritte Landebahn
Konkret bedeutet der Ausbau eine dritte Landebahn, mit der statt wie heute 68 bis zu 90 Flüge pro Stunde abgewickelt werden können. Außerdem sind drei neue Terminals vorgesehen, die East, West und North Expansion. Sie könnten bis 2024 fertig gestellt werden. Allein die 348.000 Quadratmeter große Erweiterung im Norden ist mit 41,26 Milliarden Baht budgetiert – umgerechnet 1,3 Milliarden Euro. Sie wird voraussichtlich 30 Millionen Fluggäste pro Jahr zusätzlich aufnehmen können. Die Ost- und Westerweiterung umfassen jeweils 66.000 Quadratmeter und sind für weitere 30 Millionen Passagiere jährlich konzipiert. Für diese Projekte sind 7,83 Milliarden Baht vorgesehen.
Konzept mit zwei Hauptstadt-Flughäfen
Das Konzept von zwei Flughäfen an einer Hauptstadt setzt sich auch in Bangkok durch. Paris fährt gut mit Orly und Charles de Gaulle. Die Türkei hat die beiden Flughäfen Istanbul Airport und Sabiha Gökçen in der Hauptstadt. Auch Bangkok will den nördlich von Bangkok gelegenen Don Mueang International Airport weiter betreiben – nach der Erweiterung von Suvarnabhumi für Billigflieger. Denn der Ausbau drückt den Optimismus Thailands aus, ähnlich wie China bald wieder im Mittelpunkt weltweiter Luftverkehrsrouten zu liegen.
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Axel Novak ist freier Journalist in Berlin. Seit mehr als einem Jahrzehnt beschäftigt er sich mit der Logistik-Branche und den Veränderungen, denen sie unterworfen ist. Axel Novak schreibt für Zeitungen, für Zeitschriften und für Unternehmen. Seine Schwerpunkte sind allgemeine Wirtschaftsthemen mit dem Fokus auf Mobilität, IT, Energie und Finanzen.