Inbetriebnahme: Die ersten beiden Maschinen am BER werden von der Feuerwehr mit einem Wasserkonzert begrüßt © FFB/Thomas Truschel - Photothek
Inbetriebnahme: Die ersten beiden Maschinen am BER werden von der Feuerwehr mit einem Wasserkonzert begrüßt © FFB/Thomas Truschel – Photothek

Großer Jubel im kleinsten Rahmen: Am 31.10.2020 um 14:00 Uhr setzte das erste Flugzeug auf der Landebahn des neu eröffneten Flughafens Berlin Brandenburg auf. Nach 14 Jahren Bauzeit konnte der Flughafen mit dem Beinamen „Willy Brandt“ in Betrieb genommen worden. Grund genug, um in einer losen Folge auf die aktuellsten Mega-Projekte in der Welt zu schauen: Wie vertragen sich die einbrechenden Fluggast- und Luftfrachtzahlen mit den oft ambitionierten Ausbauplänen?

Vierzehn Jahre Bauzeit

Flughäfen sind Tore zur Welt und wichtige Verkehrsknotenpunkte. Als Umschlagzentren für Luftfracht halten sie die Supply Chains von Industrie und Handel aufrecht. Gleichzeitig stehen sie für den politischen Willen zur Globalisierung. Das ist auch beim Flughafen Berlin Brandenburg so, dessen markantes Kürzel BER die bisherigen SFX und TXL ersetzt. Hier sollen jährlich bis zu 46 Millionen Passagiere landen, langfristig vielleicht sogar 54 Millionen. Ursprünglich war die Eröffnung für 2011 geplant. Bauliche und technische Schwierigkeiten verzögerten das Vorhaben um neun Jahre. 14 Jahre Bauzeit liegen hinter dem Flughafen, der unter den deutschen Drehkreuzen hinter Frankfurt und München den dritten Platz einnimmt.

Cargo fliegt schon seit 2013 ab BER

Für Luftfracht ist BER schon seit Jahren offen. Seit 2013 wird Express-Fracht und Beiladefracht vom Flughafen Berlin-Schönefeld über das neue BER-Cargo Center abgewickelt. Mit der Schließung des Flughafens Berlin-Tegel eine Woche nach Eröffnung wird sämtliche Luftfracht über das Cargo Center am BER umgeschlagen.

Hier befinden sich Zoll, Grenzveterinärdienst und die Pflanzengesundheitskontrolle, aber auch die Räume von DB Schenker und anderer Spediteure. „Wir freuen uns schon seit 10 Jahren auf den neuen Flughafen“, sagt Luftfrachtleiter Daniel Rapp, der seit 14 Jahren bei DB Schenker tätig ist. „Im März 2019 sind wir eingezogen und kennen nun die Prozesse und die Örtlichkeiten. Außerdem haben wir beim Arbeitsschutz oder der Wegeführung mitgestalten können.“ 25 Mitarbeiter der Air- und Oceanfreight-Geschäftsstelle sind am BER tätig. „In Tegel saßen wir etwas abseits des Flughafens. Jetzt sind wir näher dran an der Fracht und am Zoll“, so Rapp.

Eine eigene Kühlzelle

Im Cargo Center verfügt DB Schenker über eigene Lagerflächen und – einzigartig am BER – eine eigene Kühlzelle. Bis zu 75 Paletten können bei Temperaturen zwischen 0 und 30 ° Celsius gelagert werden. „Als GDP-zertifizierter Dienstleister haben wir uns bewusst dafür entschieden, den Kunden Kühlketten aus einer Hand anzubieten. Deswegen haben wir den Kühlraum errichtet“, sagt Rapp. Vor allem Pharmakunden aus der Region hat DB Schenker damit im Visier.

Berlin Brandenburg wird für Luftfracht wichtig

Mit der Eröffnung hat der BER große Krisen hinter sich gelassen: Sein Standort war genauso strittig wie das Konzept, das statt eines Neubaus lediglich den Ausbau des bestehenden Flughafens Schönefeld vorsah. Bis zuletzt kämpften Kritiker auch um den Erhalt des innerstädtischen Flughafens Tegel. Tempelhof hatte schon vor Jahren dichtgemacht.

Doch wegen der Corona-Pandemie ist der Flugverkehr weltweit eingebrochen. Das hat für den BER fundamentale Folgen. Lange galt er als zu klein, nun ist er zu groß geraten. 2020 rechnet Berlin mit 10 Millionen Passagieren. Theoretisch können bis zu 27 Millionen Menschen pro Jahr abgefertigt werden. Terminal 2 ist zwar schlüsselfertig, geht zunächst aber nicht in Betrieb. Die Planungen für weitere Terminals sind erst mal gestoppt.

Daniel Rapp ist dennoch zufrieden, denn für die Luftfracht sieht der Logistiker großes Potenzial in der Region. Vor allem, weil sich große Unternehmen in der Region neu ansiedeln. „Der Flughafen ist sehr gelungen“ sagt Rapp. „Als Ur-Berliner ärgert mich es immer ein bisschen, wenn ihm unrecht getan wird.“

Kontakt
Daniel Rapp
Head of Airfreight Branch Berlin
Schenker Deutschland AG
daniel.rapp@dbschenker.com

About the Author

Axel Novak Axel Novak ist freier Journalist in Berlin. Seit mehr als einem Jahrzehnt beschäftigt er sich mit der Logistik-Branche und den Veränderungen, denen sie unterworfen ist. Axel Novak schreibt für Zeitungen, für Zeitschriften und für Unternehmen. Seine Schwerpunkte sind allgemeine Wirtschaftsthemen mit dem Fokus auf Mobilität, IT, Energie und Finanzen.