Logistik ist weit mehr als der Transport von Gütern von einem Ort zum anderen, als Lagerung und Umschlag. Zusätzliche Dienstleistungen wie die Weiterverarbeitung, Veredelung oder Verpackung machen logistische Aufgaben noch spannender. Mit so genannten Value Added Services gehen Logistiker stärker auf die Anforderungen von Kunden ein.
DB Schenker bietet in Stuttgart solche speziellen Services an: Zwei Schreiner entwerfen in der hauseigenen Werkstatt maßgeschneiderte Verpackungen für die Fracht. Die Kunden stammen aus der Automobilindustrie oder dem Maschinenbau. Meist sprengen deren Anlagen und Maschinen die Maße von Standardverpackungen.
Für einen Automobilhersteller in Süddeutschland beispielweise erstellten die Schreiner spezielle Transportbehälter, um Motoren zu transportieren. In jeden Behälter kam ein Motor, den Mitarbeiter mit Holz, Bändern und Stausäcken sicherten. So wurde zum einen der Motor nicht beschädigt, gleichzeitig konnte er während des Transports nicht verrutschen.
Nur mit solchen exakt angepassten Behältern oder auf ungewöhnlich dimensionierten Paletten können viele Frachtstücke überhaupt sicher transportiert werden – gerade, wenn es sich große und tonnenschwere Anlagen handelt. „Für viele unserer Kunden ist dieses Angebot sehr wichtig, um international exportieren zu können“, sagt Bernd Zuschneid, Betriebsleiter im Air Cargo Center in der Geschäftsstelle für Kontraktlogistik/SCM am Stuttgarter Flughafen.
Ausbildung macht unabhängig
DB Schenker will solche Services auch künftig anbieten können und baut die Schreinerei weiter aus. „Wir haben aber festgestellt, dass es sehr schwierig ist, an qualifizierte Handwerker zu kommen“, sagt Zuschneid. „Deshalb wollten wir unseren Nachwuchs selbst ausbilden, um nicht auf die Schwankungen des Arbeitsmarktes angewiesen zu sein.“ Daher hat DB Schenker zum ersten Mal selbst einen Schreiner ausgebildet.
Dafür allerdings mussten die Logistiker erst einmal die Voraussetzungen erfüllen – schließlich handelt es sich um einen klassischen Handwerksberuf. „Ich musste dafür eine besondere Prüfung ablegen“, sagt Mohamad Hamade, der die Schreinerei leitet. Nachdem er seine jahrelange Berufspraxis nachgewiesen hatte, besuchte er einen Qualifizierungskurs und legte schließlich die Prüfung zum Ausbilder ab. Außerdem mussten die Logistiker eine weitere Schreinerei als Kooperationspartner gewinnen, die dem Auszubildenden mehr praktische Kenntnisse vermittelt.
Bis zu vier Anfragen in der Woche an die Schreiner
Auch den passenden Gesellen fand man schnell: Simon Mack ist auf einer Ausbildungsmesse auf das Unternehmen aufmerksam geworden – und irgendwie hat es sofort gefunkt. Drei Jahre dauerte die Ausbildung. Nach der erfolgreichen Prüfung im Sommer 2019 fand sich Mack in seiner Schreinerei wieder – als zertifizierter Geselle. „Es geht darum, schnell und präzise auf die manchmal sehr komplizierten Anforderungen der Kunden zu reagieren“, sagt der 25-Jährige. Er ist stolz, wenn mit einem mal ein wirklich großes Frachtstück in der selbst gemachten Verpackung aus der Halle gelangt. „Das macht Spaß. Bei DB Schenker bin ich glücklich.“
Mittlerweile hat sich die Geschäftsstelle mit der Schreinerei als zuverlässiger Partner für die Unternehmen in der Region etabliert. 30 Mitarbeiter sind in der Geschäftsstelle damit beschäftigt, den Kunden logistische Lösungen anzubieten. Drei bis vier Anfragen für besondere Verpackungen erhalten die Logistiker in der Woche. Für das Team und ihre Schreiner Mohamad Hamade und Simon Mack bleibt noch lange viel zu tun.
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Axel Novak ist freier Journalist in Berlin. Seit mehr als einem Jahrzehnt beschäftigt er sich mit der Logistik-Branche und den Veränderungen, denen sie unterworfen ist. Axel Novak schreibt für Zeitungen, für Zeitschriften und für Unternehmen. Seine Schwerpunkte sind allgemeine Wirtschaftsthemen mit dem Fokus auf Mobilität, IT, Energie und Finanzen.