Der Logistikbranche in Deutschland geht es gut – Fachleute erwarten, dass die Logistik 2020 zulegt. Ein Wachstum von 2,2 Prozent prognostizieren die Experten im Gremium der Logistikweisen. Doch neben solch einer konkreten Vorhersage sind für Unternehmen vor allem die Einschätzungen wichtig, welche Trends die Branche in den kommenden Monaten antreiben wird. „Viele Unternehmen wollen sich selbst einordnen können und mit der Benchmark vergleichen – der Einschätzung der Logistikweisen beispielsweise“, sagt Prof. Christian Kille von der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt, der das Gremium mit initiiert hat. „Für Unternehmen ist wichtig zu wissen: Wie entwickeln wir uns im Vergleich zu anderen, welche Bereiche muss ich künftig stärker berücksichtigen? Das sind die Fragen, die sich die Führungskräfte stellen“, sagt Kille.
Trend Differenzierung nach Branchen
Denn es gibt eine Reihe von Themenbereichen, die die Branche im kommenden Jahr besonders bestimmen. Grundsätzlich werden die internationalen Sendungsmengen trotz der bestehenden Handelskonflikte steigen. Vor allem Osteuropa wird noch stärker in die Supply Chains eingebunden. Konjunkturell jedoch nimmt die Differenzierung eher zu zwischen der voraussichtlich wachsenden Logistik im Bau und bei Konsumgütern und den eher sinkenden Dienstleistungen für Unternehmen aus der Automobil- und Chemieindustrie.
Trend Fachkräftemangel
Bestimmend wird auf jeden Fall das Thema Personal und Arbeitsumfeld sein. Auch wenn aufgrund der konjunkturellen Lage Kapazitäten verfügbar sind, bleibt es für Unternehmen weiterhin wichtig, Fachkräfte zu gewinnen, zu binden und zu qualifizieren. Möglich ist, dass die Restrukturierungen bei Automobilherstellern und Zulieferern die Fachkräftelücke in der Logistik füllen. Allerdings gibt es hier große Unterschiede bei der Bezahlung.
Trend Klimaschutz
Auch Nachhaltigkeit und Klimaschutz werden weiterhin wichtig sein für die Logistiker. Viele Unternehmen wissen, dass Klimaschutz notwendig ist. Und viele sind bereit, in dem Bereich zu investieren und aktiv zu werden. Allerdings hindern drei Aspekte die Unternehmen, Nachhaltigkeit mit einem positiven Impuls voranzutreiben: Unklare Aussagen und fehlende strategische Entscheidungen auf politischer Ebene sowie deutliche Mehrkosten in der Logistik durch das Klimapaket, die Kunden allerdings oft nicht einfach zu vermitteln sind.
Trend Digitalisierung und Automatisierung
Beim Thema Digitalisierung und Automatisierung führt zum einen der Mangel an qualifizierten Fachkräften dazu, dass die Logistik nicht so innovativ ist, wie sie sein könnte. Zum andern begründen bestehende Innovationen in Digitalisierung und Automatisierungslösungen nicht vollkommen neue Geschäftsmodelle, sondern bewirken vor allem Produktivitätssteigerungen. Die Disruption steht also noch aus.
Trend neue Geschäftsmodelle
In diesem Zusammenhang könnte die Logistikbranche zumindest aufatmen: Die Fachleute gehen davon aus, dass keine wirklich neuen Geschäftsmodelle den Markt gänzlich revolutionieren. Sondern die bestehenden Modelle werden weiterentwickelt, erweitert oder ergänzt, damit die Unternehmen zukunftsfähig bleiben.
Was aber können Logistiker und Verlader heute tun, um sich auf das kommende Jahr einzustellen? Neben den seit einigen Jahren diskutierten Themen der Digitalisierung stehen die Gewinnung und das Halten von geeigneten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zuerst im Fokus. Dann gilt es aber auch, sich zu diversifizieren: „Durch verschiedene Standbeine – nicht nur in Bezug auf die Kunden, sondern auch in der Tiefe der Wertschöpfung – können sich Logistiker zukunftssicherer aufstellen“, sagt Kille. Wer viele unterschiedliche Dienstleistungen anbietet, ist unabhängiger von möglichen Einbrüchen in einer Sparte.
Logistik 2020: Partner für die Zukunft
Auch verlangt die Nachhaltigkeitsdebatte eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema. Und schließlich gilt für Verlader wie für Logistiker: Der richtige Partner muss es sein.
Denn der Verlader muss den Dienstleister zu finden, der die notwendigen logistischen Aufgaben zuverlässig durchführen kann. Und der Dienstleister findet im Idealfall Kunden, mit denen eine Partnerschaft möglich ist, um bestehende Services weiterzuentwickeln.
About the Author
Axel Novak ist freier Journalist in Berlin. Seit mehr als einem Jahrzehnt beschäftigt er sich mit der Logistik-Branche und den Veränderungen, denen sie unterworfen ist. Axel Novak schreibt für Zeitungen, für Zeitschriften und für Unternehmen. Seine Schwerpunkte sind allgemeine Wirtschaftsthemen mit dem Fokus auf Mobilität, IT, Energie und Finanzen.