In rund zehn Jahren soll der 18 Kilometer lange Fehmarnbelttunnel Puttgarden und Rödby verbinden. © Femern A/S
In rund zehn Jahren soll der 18 Kilometer lange Fehmarnbelttunnel Puttgarden und Rödby verbinden. © Femern A/S

Das Überqueren der Ostsee zwischen Puttgarden in Deutschland und Rödby in Dänemark ist schon immer möglich: per Schiff. Aber schon in der 1960er-Jahren wurde der Ruf nach einer stabilen Verbindung laut: Eine feste Fehmarnbeltquerung soll Menschen, Autos und Zügen den Umstieg auf die Fähre ersparen. Verschiedene Modelle machten seitdem die Runde. Stets im Mittelpunkt die Frage: drunter oder drüber? Also: Tunnel durch oder Brücke über die Ostsee? Vor einem halben Jahrzehnt stand es dann fest: drunter. – Das Projekt Fehmarnbelttunnel ging in die Startposition.

Der Fehmarnbelttunnel soll die Reisezeit mit der Bahn von Hamburg nach Kopenhagen um rund 2 Stunden verkürzen. Auch Autofahrer sind schneller, weil die Wartezeiten im Hafen und die Überführung mit der Fähre entfallen. Für die 18 Tunnelkilometer benötigen Autos und Züge rund 10 Minuten. Güterzüge werden heute zwischen Hamburg und Kopenhagen auf der Jütland-Linie über den Großen Belt geroutet. Für sie würde sich die Strecke um 160 Kilometer verkürzen, wenn sie den Weg durch den Fehmarnbelttunnel nehmen.

Fertigung der Tunnelelemente in Rödbyhavn

Aber solche Infrastrukturprojekte müssen erst einmal auf den langen Weg durch die Instanzen. Dänemark hat die rechtlichen Hürden für den Bau bereits 2015 genommen. Dagegen ist auf deutscher Seite behördlich noch nicht alles in trockenen Tüchern. Das Planfeststellungsverfahren endete Anfang 2019 mit dem Planfeststellungsbeschluss der Planfeststellungsbehörde. Komplizierte Wörter für ein noch komplizierteres Prozedere. Fakt ist: Die Vorbereitung erreicht in Deutschland ihre finale Phase. Es gibt zwar Klagen gegen das Projekt, aber an einen Stopp glauben nur die wenigsten.

Michael Svane, stellvertretender Vorsitzender des Fehmarnbelt Business Council (FBBC) und Direktor beim Verband Dänischer Industrie, sagt: „Obwohl einige Details noch vor Gericht zu klären sind, steht für uns fest, dass die Dänen die Tunnelelemente in Rödbyhavn fertigen und im Fehmarnbelt zu einem Tunnel verbinden werden.“ Das FBBC ist ein Zusammenschluss mehrerer deutscher, dänischer und schwedischer Industrie-, Handels- und Handwerkskammern sowie deutscher und dänischer Unternehmensverbände.

Update (Stand 04.11.2020)
Das Bundesverwaltungsgericht Leipzig hat am 03. November 2020 sechs Klagen von Projektgegnern, darunter unter anderem der Naturschutzbund NABU und mehrere Fährunternehmen, abgewiesen. Damit steht fest: Der Tunnel darf auch auf deutscher Seite gebaut werden. Nach bisheriger Planung soll der Tunnel beide Länder voraussichtlich von 2029 an verbinden.

217 Meter lange Tunnelelemente werden in der Ostsee versenkt

Bereits 2018 hat Dänemark mit ersten Infrastrukturmaßnahmen begonnen. Im März 2019 hat Transportminister Ole Birk Olesen bekannt gegeben, dass die Bauarbeiten auf dänischer Seite im Sommer 2019 so richtig losgehen. Auf dem Programm steht noch nicht der Tunnel selbst. Zunächst geht es um die Produktionshallen für die 217 Meter langen Komponenten, aus denen die Querung unter Wasser zusammengesetzt wird. Im Idealfall ist die Produktionsstraße für die Elemente bereits fertig, wenn Deutschland die letzten Genehmigungen erteilt.

„Jeder Schritt, der zu einer Verkürzung der Zeit bis zur Eröffnung dieses Jahrhundert-Projektes führt, ist ein positives Signal auf dem Weg zu einer gemeinsamen integrierten Fehmarnbelt-Region“, sagt Siegbert Eisenach, FBBC Vorsitzender und Hauptgeschäftsführer der IHK zu Schwerin.

Animation: Bau eines Absenktunnels

Die Tunnelröhre wird komplett auf Lolland entstehen, Stück für Stück aufs Wasser gezogen und versenkt. Bauherr ist Femern A/S. Das staatseigene dänische Unternehmen hat einen Film ins Netz gestellt, der zeigt, wie man sich die Errichtung eines 18 Kilometer langen Unterwassertunnels vorzustellen hat. Es soll weltweit der längste seiner Art werden.

 

 

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Andreas Pietsch Der freie Journalist Andreas Pietsch ist auf Logistik-Themen spezialisiert. Er schreibt seit 1992 für DB Schenker beziehungsweise für die Vorgängergesellschaften. Am meisten angetan haben es ihm die Themen aus Landverkehr, Seefracht und Kontraktlogistik. Aber auch bei der Luftfracht weiß er, wie man einen Sachverhalt treffend auf den Punkt bringt.