Berufskraftfahrer. Ein Job nur für Männer? Nancy Polomsky beweist: Im Umfeld von Gabelstaplern, Paletten und rustikalen Zwischenrufen kann sich auch eine Frau behaupten. Ihr gelingt das seit fast 2 Jahrzehnten. Schon 18 Jahre sitzt die zweifache Mutter auf dem Bock. Für sie ist Berufskraftfahrerin der Job ihres Lebens.
Portrait der Berufskraftfahrerin im deutschen Fernsehen
Das Institut der Deutschen Wirtschaft hat ermittelt, dass 2018 in Deutschland nur 2 von 100 Lkw-Fahrern weiblichen Geschlechts waren. Aber dennoch: Dass Frauen in sogenannten Männerberufen zurechtkommen, bestätigt Nancy Polomsky jeden Tag. Der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) hat die Berufskraftfahrerin kürzlich in einem vierminütigen TV-Beitrag portraitiert. Sie fährt im Auftrag der DB Schenker-Geschäftsstelle Magdeburg. Deren Disponent Tobias Rompf bescheinigt ihr vor laufender Kamera: „Sehr gut, sehr zuverlässig. Eine der Besten.“
Ein paar Tage nach der Ausstrahlung des MDR-Beitrages stand Nancy Polomsky unserem Redakteur Rede und Antwort.
logistik aktuell: Frau Polomsky, seit 18 Jahren sitzen Sie auf dem Bock und behaupten sich in einer Männerwelt. Wie ist das?
Nancy Polomsky: Ich sehe das gar nicht als etwas Besonderes. In meinem Bekannten- und Freundeskreis gibt es einige Fahrerinnen.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag für Sie aus?
Ich bin im Nahverkehr tätig. Morgens um 6 Uhr komme ich bei DB Schenker in Magdeburg an. Dann fahre ich meinen Lkw an die Rampe. Nach der Beladung geht es nach Wolfsburg. Das sind knapp 100 Kilometer. Dort habe ich täglich etwa 20 Be- und Entladestationen und dann geht es zurück nach Magdeburg. Gegen 15 Uhr ist Feierabend.
Das heißt, Sie übernachten nicht an Autobahnraststätten?
Nein, das gibt es ja nur im Fernverkehr. Als Berufskraftfahrerin im Nahverkehr habe ich einen geregelten Tagesablauf.
Der MDR-Film über Sie beginnt damit, dass man Sie nicht sieht, aber Ihre Stimme hört. Und die ruft lautstark: „Ey, faule Socke!“ War das die echte Nancy Polomsky oder wurde das fürs Fernsehen so inszeniert?
Das ist schon sehr real. Faule Socke heißt mein Vorarbeiter. Eigentlich Häuptling Faule Socke. Bei ihm melde ich mich morgens mit diesem Gruß. Als Frau musst du dir Gehör verschaffen.
Haben Sie es leichter oder schwerer als die männlichen Kollegen?
Man muss sich halt durchsetzen und sich immer wieder beweisen. Aber das geht den Männern ja nicht anders. Der Ton ist manchmal rustikal, aber eigentlich immer freundlich und kollegial.
Was gefällt Ihnen an Ihrem Beruf?
Ich lege bei meinen Touren selbst fest, in welcher Reihenfolge ich die Be- und Entladestellen anfahre. Ich trage Verantwortung und habe jeden Tag direkten Kontakt mit den Kunden. Das macht Spaß.
In der Fachwelt wird viel über die sogenannte Rampenproblematik diskutiert. Lange Wartezeiten, schlechte Stimmung und so. Was sind Ihre Erfahrungen?
Der Frust an der Rampe hält sich für mich in Grenzen. Ich komme ja nicht mit dem 40-Tonner an. Mit einer oder zwei Paletten lässt man mich schon mal vor. Ob das daran liegt, dass ich eine Frau bin, weiß ich nicht. Mein Kollege würde jetzt sagen: Du hast `nen Zickenbonus.
Verraten Sie uns etwas Persönliches über Nancy Polomsky?
Ich habe keine außergewöhnlichen Hobbys. Ich koche gerne und mache so typische Frauensachen. Ich handarbeite zum Beispiel. Meinem Vorarbeiter habe ich vor Kurzem ein Paar Deko-Socken gehäkelt. Mit der Beschriftung „Faule Socken“. Passend zu seinem Namen.
About the Author
Der freie Journalist Andreas Pietsch ist auf Logistik-Themen spezialisiert. Er schreibt seit 1992 für DB Schenker beziehungsweise für die Vorgängergesellschaften. Am meisten angetan haben es ihm die Themen aus Landverkehr, Seefracht und Kontraktlogistik. Aber auch bei der Luftfracht weiß er, wie man einen Sachverhalt treffend auf den Punkt bringt.