Das ursprünglich kanadische Netzwerk Sailcargo baut gerade einen dreimastigen Frachtsegler im Dschungel von Costa Rica. Das klingt so exzentrisch wie das Vorhaben Fitzcarraldos, ein Schiff durch den Dschungel zu ziehen. Und doch ist es kein Werner-Herzog-Film, sondern ein reales Kickstarter-Projekt. Ein CO2-negatives Frachtschiff soll entstehen, und da ist Tropenholz einfach ein besseres Ausgangsprodukt als Stahl. Costa Rica als Werftstandort wurde bewusst gewählt, weil die Regierung Costa Ricas drauf und dran ist, das gesamte Land bis 2021 klimaneutral zu machen.
Um nicht gänzlich vom Wind abhängig zu sein, soll der Holzsegler namens CEIBA als alternativen Antrieb einen Elektromotor erhalten. Dieser wird von einer Batterie betrieben, die ausschließlich über an Bord befindliche Solarkollektoren, Windräder und Wellenenergiegeneratoren geladen wird. Damit wäre das Elektro-Segelschiff vollkommen autark. Zweimal im Jahr soll die CEIBA die Pazifikküste von Caldera/Costa Rica über verschiedene Zwischenstopps nach Victoria/Kanada und zurück befahren.
Für Welthandel-Verbesserer
Doch wie will Sailcargo Geld verdienen mit einem 45 Meter langen Segelschiff, das gerade einmal 250 Tonnen Fracht befördern kann? Die CEIBA sollte man eher als Machbarkeitsstudie ansehen: Ihr Ziel ist es, zu beweisen, dass Fracht emissionsfrei von einem Kontinent in den anderen transportiert werden kann, und man dabei mindestens eine schwarze Null schreibt.
Als Kundschaft kommen Unternehmen infrage, die Produkte nachhaltig und fair produzieren und vertreiben. Denn was nutzt der am nachhaltigsten angebaute Kakao oder Kaffee, wenn er beim Transport mit einem herkömmlichen Containerschiff in Richtung Verbraucherländer sein CO2-Konto befüllt. Der Transport über die Weltmeere reißt in die Kette der lückenlos nachhaltig produzierten Güter regelmäßig ein Loch. Dies benachteiligt exotische Waren gegenüber lokal produzierten in den Augen besonders umweltbewusster Konsumenten stark. Genau diese Lücke in der Nachhaltigkeitskette schließt Sailcargo mit dem Schiffsprojekt CEIBA. Der emissionsfreie Genuss exotischer Güter dürfte zumindest in Nordamerika bald möglich sein.
Der emissionsfreie Transport auf dem Hightech-Frachtsegler kostet allerdings: veranschlagt ist ein Preis pro Tonne und Seemeile, der etwa 20-mal höher als der Transport mit einem herkömmlichen Containerriesen liegt. Das hört sich nach immens viel an. Auf ein Pfund Kaffee umgerechnet, macht das allerdings nur ca. 1 Euro netto mehr aus. Für diesen Preis dürfte sich eine ausreichende Käuferschaft in Nordamerika finden lassen. Zumal der typische Käufer von Bio-, Fairtrade-, Sustainability-Produkten zumeist besser ausgebildet und dementsprechend einkommensstark ist.
Was mit CEIBA schick, klein und exklusiv anfängt, soll laut Sailcargo als alternatives und nachhaltiges Frachtkonzept für den küstennahen Transport an Größe und Bedeutung gewinnen – Voraussetzung ist die gelingende Überzeugungsarbeit durch CEIBA.