Neue Fahrzeuge drängen auf den deutschen Markt: Elektrokleinstfahrzeuge, die E-Scooter, Cruiser oder Hoverboards heißen. Sie sollen kurze Wege in der Stadt komfortabler und schneller machen – und so den öffentlichen Nahverkehr unterstützen und Städte in Zukunft lebenswerter machen. Personal Light Electric Vehicles (PLEV) werden sie im EU-Jargon genannt. Ihnen gemein ist, dass es sich um ein elektrisches Gefährt mit oder ohne Lenker auf zwei oder drei Rädern handelt. Und noch etwas zeichnet sie aus: Alle diese Fahrzeuge dürfen nicht auf öffentlichen Straßen fahren.
Doch das könnte sich schon in wenigen Wochen ändern. Das Bundesverkehrsministerium schließt derzeit die „Verordnung für Geräte mit Lenk- und Haltestange“ ab. Noch im Frühjahr 2019 soll sie in Kraft treten. Weil der Bundesrat nicht zustimmen muss, könnte die Regelung tatsächlich recht schnell in Kraft treten.
Weltweit im Einsatz
In amerikanischen Städten, aber auch in Asien und in vielen europäischen Städten fahren immer mehr Menschen mit Elektro-Tretrollern. Sharingmodelle über Apps boomen. Allerdings hat auch die Zahl der Unfälle mit den kleinen Flitzern zugenommen.
Der Grund für die fehlende Nutzung in Deutschland ist vor allem technisch-administrativ. Denn die kleinen Roller fahren mehr als 6 km/h schnell und sind deshalb Kraftfahrzeuge, die eine Zulassung benötigen. Künftig jedoch sollen die Roller wie Fahrräder mit bestimmten Auflagen behandelt werden. So sollen Nutzer auf dem Radweg fahren dürfen. Gibt es keinen Fahrradweg, dürfen sie auf die Straße ausweichen. Auch müssen die Gefährte versichert werden, allerdings sind weder Helmpflicht noch Mofa-Prüfbescheinigung vorgesehen. Und schließlich dürfen die Fahrzeuge in öffentlichen Verkehrsmitteln mitgenommen werden.
Eine echte Alternative
„Die Mikromobilität – etwa E-Scooter und Hoverboards – hat ein enormes Zukunftspotenzial. Zusammen mit dem ÖPNV ist sie eine echte zusätzliche Alternative zum Auto, ideal etwa für die letzte Meile von der U-, S-Bahn oder Bushaltestelle nach Hause oder zur Arbeit“, bestätigt Andreas Scheuer, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur.
Tatsächlich könnte Mikromobilität ein enormes Potenzial haben. „Mikromobilität könnte theoretisch alle Personenfahrten unter acht Kilometern umfassen. Das sind 50 bis 60 Prozent der heute in China, der EU und den USA zurückgelegten Wege“, heißt es in einer Studie von McKinsey. Das Marktpotenzial bis 2030 schätzen die Unternehmensberater auf bis zu 150 Milliarden US-Dollar in Europa.
Großes Potenzial
Fahrzeughersteller, Verleiher, Nutzer und nicht zuletzt die Sharing-Anbieter warten nun auf das Go aus Berlin. „Wir freuen uns, wenn es in unserem Heimatland los geht“, sagt Oliver Risse, CEO von Floatility. Das Unternehmen hat einen eigenen, dreirädrigen e-Floater entwickelt, der nun für Einsätze in Europa und in Asien gefertigt wird. Risse ist überzeugt vom Nutzen der Fahrzeuge: „Wir sehen tatsächlich ein Riesenpotenzial, weil diese Art von alternativer Mobilität Städte nachhaltig entlasten kann.“
Ähnlich sehen das auch die anderen Anbieter wie Bird, Lime, Flash oder Voi: Sie haben schon viel Geld von Investoren eingesammelt, um nun auch den deutschen Markt aufzurollen. Rechtzeitig zum Sommer.
About the Author
Axel Novak ist freier Journalist in Berlin. Seit mehr als einem Jahrzehnt beschäftigt er sich mit der Logistik-Branche und den Veränderungen, denen sie unterworfen ist. Axel Novak schreibt für Zeitungen, für Zeitschriften und für Unternehmen. Seine Schwerpunkte sind allgemeine Wirtschaftsthemen mit dem Fokus auf Mobilität, IT, Energie und Finanzen.