In der Golfregion boomt der Einzelhandel. © sami / stock.adobe.de
In der Golfregion boomt der Einzelhandel. © sami / stock.adobe.de

Katar, Oman und sehr viel Öl und Sand. Dieses Klischeebild vom Arabischen Golf und seinen Anrainern ist genauso falsch, wie die Fata Morgana bei einem durstigen Kamelritt durch die Wüste. Denn die Region hat mehr zu bieten als Karawanen und Förderanlagen. Viel mehr. Der Handel mit den Waren der Welt blüht und die Menschen sind konsumfreudig wie nie.

Zollunion wie in der EU

Eine wichtige Rolle dabei spielt das Gulf Cooperation Council (GCC). Dazu gehören Saudi-Arabien, Kuweit, Bahrain, Katar, die Vereinigten Emirate und Oman. Die sechs Mitgliedsstaaten mit ihren insgesamt 40.000.000 Einwohnern betreiben eine enge wirtschaftliche und gesellschaftliche Kooperation. Seit 2003 erleichtert eine Zollunion den Austausch. Das Ganze erinnert an die Europäische Union. Ein bisschen. Auf jeden Fall haben wir es hier mit einem Bündnis zu tun, das auch für Logistiker interessant ist. Das GCC bildet den bedeutendsten Handelspartner der EU in der arabischen Welt.

In den arabischen Staaten verliert das Öl ein wenig seine Dominanz. Andere Branchen boomen. Wo viel Geld verdient wird, da gibt es auch viel auszugeben. Das macht die Region für die Konsumgüterindustrie interessant. Groß- und Einzelhandel florieren. So wie zum Beispiel die Landmark Gruppe aus Dubai. 1973 mit einem einzigen Geschäft in Bahrain gestartet, unterhält Landmark mittlerweile 2.300 Filialen und hat sich zu einem der größten Einzelhandels- und Hotelkonzerne im Nahen Osten, in Afrika und Indien entwickelt.

Kino-Boom in Saudi-Arabien

Auch milliardenschwere Franchise-Betreiber haben sich am Golf etabliert. Die Alshaya Group mit Sitz in Kuwait führt in ihrem Portfolio 90 weltweit bekannte Marken, die jeder aus Einzelhandel, Gastronomie, Hotel und Freizeit kennt: Dazu zählen Starbucks, H & M und The Body Shop. Nach Angaben des Unternehmens gehört in Kürze auch Hampton by Hilton dazu. Es gilt als offenes Branchengeheimnis, dass Alshaya jede Woche irgendwo auf der Welt einen Shop eröffnet. Oder gleich mehrere. Schwerpunkte sind – neben dem Nahen Osten – Nordamerika, Russland, die Türkei und Europa. Al-Futtaim, um ein letztes Beispiel zu liefern, hat angekündigt, gemeinsam mit PVR Limited in Saudi-Arabien etliche Kinos zu eröffnen. Die Rede ist von „600 Screens“.

Einkaufszentrum als Ausflugsziel

Was die finanzkräftige Kundschaft in den Glanz-und-Glimmer-Malls am Golf erwirbt, stammt aus Europa, den USA und dem östlichen Asien. „Über unsere Warehouses am Golf gelangen Handtaschen und Kosmetik ebenso in die Einkaufszentren wie Möbel und die neueste Mode“, sagt der regionale Leiter des Key Account Managements von DB Schenker, Gaurav Kapoor. Er ist seit 5 Jahren für das Unternehmen in Dubai und kennt die Sortimente seiner Kunden gut – aus dem Logistikzentrum und vom Schaufensterbummel. Das Team von DB Schenker managt die Logistik für hochwertige Artikel aus aller Herren Länder. Vasen, Kerzen, Kissen und andere Dekoartikel – alles ist dabei.

Wäre der Vergleich nicht zu abgegriffen, würde man in Anbetracht von 10.000-Dollar-Schuhen gerne an die Märchen aus 1001 Nacht erinnern. Die Ausstattung der Einkaufszentren mutet märchenhaft an und ihre Anziehungskraft ist enorm. „Die Menschen gehen dorthin nicht allein zum Shoppen“, erklärt Kapoor. „Das sind Ausflugsziele für die ganze Familie.“

Zweites Logistikzentrum von DB Schenker in Dubai

Für die weitere Versorgung des Einzelhandels und der Industrie am Golf bringt sich DB Schenker in Position und baut seine Infrastruktur aus. Jüngster Beleg war im April 2018 der Spatenstich für ein zweites Logistikzentrum in Dubai. Die 35.000 Quadratmeter befinden sich in der Nähe des geplant weltgrößten Flughafens Al Maktoum International und des Jebel Ali Port. Dieser Hafen besitzt eine Umschlagkapazität von 11.000.000 TEU (20-Fuß-Standardcontainer). Hamburg hat 2017 rund 20 Prozent weniger abgewickelt.

Das neue temperaturgeführte Logistikzentrum in Dubai ist weltweit der erste Standort von DB Schenker mit 100 Prozent Solarenergie. Die Eröffnung erfolgt im ersten Quartal 2019. Und sollte jemand bei der Lektüre dieses Beitrages vor lauter Konsumartikeln den Eindruck gewinnen, dass Industrial- und Automotive-Branche zu kurz kommen: Keine Sorge – DB Schenker organisiert in dieser Region auch Versorgungsketten großer Zulieferer.

Thomas Ruelke
CCO Middle East & Africa
E-Mail: thomas.ruelke@dbschenker.com

About the Author

Andreas Pietsch Der freie Journalist Andreas Pietsch ist auf Logistik-Themen spezialisiert. Er schreibt seit 1992 für DB Schenker beziehungsweise für die Vorgängergesellschaften. Am meisten angetan haben es ihm die Themen aus Landverkehr, Seefracht und Kontraktlogistik. Aber auch bei der Luftfracht weiß er, wie man einen Sachverhalt treffend auf den Punkt bringt.