Veste, Prinz-Albert-Denkmal und Ehrenburg gehören zu den bekannten Sehenswürdigkeiten von Coburg. Kürzlich ist eine weitere hinzugekommen: das elektrische XXL-Cargobike der ortsansässigen DB Schenker-Geschäftsstelle. Ein fotogenes Sinnbild für nachhaltige Logistik. Die Leute zücken ihre Smartphones, wenn es vorbeifährt. 6,50 Meter lang, beladen mit bis zu drei Europaletten, die es zusammen auf 500 Kilogramm bringen. Viele solcher Spezialanfertigungen gibt es noch nicht. DB Schenker setzt zwei in Hamburg ein und jetzt Nummer drei in Nordbayern.
Freie Fahrt auf Radwegen
Das umweltfreundliche Fahrzeug ist für die Zustellung („letzte Meile“) hauptsächlich im Bereich der Innenstadt unterwegs. Von der DB Schenker-Geschäftsstelle im Coburger Stadtteil Creidlitz sind es drei Kilometer bis zum Marktplatz. Bei stockendem Verkehr weiß sich Fahrradlogistiker Tobias Wießnet zu helfen. Denn er darf die Radwege benutzen. Wo eng stehende Poller verhindern, dass Autos und Lkw verbotene Abkürzungen nehmen – zum Beispiel vor dem Schlossplatz –, tritt Wießnet mit Unterstützung des E-Motors in die Pedale. Solche Hindernisse bremsen das gerade mal einen Meter breite Vehikel nicht aus. Überall, wo „normale“ Fahrräder erlaubt sind, heißt es auch für Lastenfahrräder: freie Fahrt.
Im Umkreis der Coburger Innenstadt ist auf wenigen Quadratkilometern jede Menge Industrie angesiedelt: Maschinenbauer, Kunststoffverarbeiter, Automobilzulieferer – klassische DB Schenker-Kundschaft. Folglich sind verschiedenste Waren auf der Cargobike-Zustelltour dabei: Metallkomponenten, Granulat, Schrauben und was sonst noch in die Fertigung muss.
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So viel ist klar: DB Schenker will in Sachen nachhaltige Logistik vorne mit dabei sein
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Passend zum umweltfreundlichen Image
Zu den typischen Zielen in der idyllischen Coburger City gehören viele Einzelhandelsgeschäfte. „Als unser Fahrer mal eine Palette Kaffeebohnen zugestellt hat, war der Empfänger geradezu begeistert“, berichtet Michael Falk (Head of CODI and Linehaul Coburg). „Der Kunde handelt mit Bio- und Fairtrade-Kaffee und hat sich gewünscht, dass wir ihn künftig ausschließlich mit dem Lastenfahrrad beliefern. Das passt nämlich hervorragend zu seinem Image.“ Pauschal versprechen kann Falk das nicht. Das Lastenrad ist eines von vielen Zustellfahrzeugen, die jeden Tag disponiert werden. Dem Einzelhändler bleibt ein Trost: Auch der vollelektrische 7,5-Tonner der Coburger Geschäftsstelle bringt geröstete Bohnen klimafreundlich an die Ladentür.
Eine einzelne Zustelltour hin und zurück ist selten länger als 15 Kilometer. Mit vollgeladenen Akkus schafft das XXL-Lastenbike 70 Kilometer. Das reicht. An einem durchschnittlichen Tag legt es rund 50 Kilometer zurück und steuert dabei sieben Entladestationen an, die meistens eine oder zwei Paletten in Empfang nehmen. Auf diese Weise gelangen rund 1,2 Tonnen umweltfreundlich an ihr Ziel. „Wir erheben nicht den Anspruch, jede Stelle in der Region mit dem Lastenfahrrad zu erreichen“, sagt Geschäftsstellenleiter Harald Scheler. Steile Berge, abgelegene Entladestationen sind nichts für den Fahrradbetrieb. Aber je mehr sich die positiven Reaktionen häufen, umso mehr sieht er sich darin bestätigt, auf Klimafreundlichkeit zu setzen. „Wir wissen nicht, was in zehn Jahren möglich ist. Aber so viel ist klar: DB Schenker will in Sachen nachhaltige Logistik vorne mit dabei sein.“
Lernen, lernen, lernen
Da wundert es nicht, dass die Verantwortlichen häufig das Wort „lernen“ benutzen. „Wir lernen das XXL-Cargobike mit jedem Einsatz besser kennen und tauschen uns mit dem Hersteller aus, der es in Kleinserie produziert“, sagt Fabian Metzner (Head of Area Sales South and Head of Sales Coburg). So viel ist schon jetzt klar: Die Coburger haben das Lastenrad nicht allein für Schönwetter-Touren angeschafft. Wer wie DB Schenker bei der nachhaltigen Logistik eine Vorreiterrolle anstrebt, hat geeignete Regenkleidung im Gepäck.
About the Author
Der freie Journalist Andreas Pietsch ist auf Logistik-Themen spezialisiert. Er schreibt seit 1992 für DB Schenker beziehungsweise für die Vorgängergesellschaften. Am meisten angetan haben es ihm die Themen aus Landverkehr, Seefracht und Kontraktlogistik. Aber auch bei der Luftfracht weiß er, wie man einen Sachverhalt treffend auf den Punkt bringt.