Gemeinsam die Zukunft der Logistik gestalten. Auf der LogiMAT 2024 empfing DB Schenker eine Delegation des Forschungscampus Mobility2Grid (v.l.n.r.: Pulse-Redakteur Dr. Frieder Schwitzgebel, DB Schenker Sustainability-Experte Armin Humer und Mobility2Grid-Geschäftsführerin Nina Weber) © DB Schenker / Michael Neuhaus

Einen kompletten Logistikstandort auf E-Mobilität umrüsten – geht das überhaupt? Welche Voraussetzungen gibt es? Welche Technologien kommen zum Einsatz, welche Infrastruktur braucht es dazu? Und welche Investitionen sind damit verbunden?

Auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit in der Logistik betreten die beteiligten Akteure immer wieder Neuland und stoßen an die Grenzen sowohl von unternehmerischer Erfahrung als auch wissenschaftlicher Expertise. Überwinden können Wirtschaft und Wissenschaft diese Grenzen nur gemeinsam.

Eine große und wichtige Plattform für diese Innovationskooperation ist der Forschungscampus Mobility2Grid – Effiziente und vernetzte Systeme für die umweltfreundliche Stadt. DB Schenker ist seit Frühjahr 2022 Partner in diesem „Reallabor“ für Innovationen für die Mobilitätswende.

Mobilität neu denken – Forschungscampus Mobility2Grid

Der Forschungscampus Mobility2Grid auf dem EUREF-Areal in Berlin-Schöneberg erforscht und implementiert innovative Lösungen, um Strom-, Wärme- und Verkehrssysteme basierend auf erneuerbaren Energien zu einer synergetischen Gesamtlösung zu verbinden. Kerngedanke ist die Integration von gewerblichen und privaten elektrischen Straßenfahrzeugen in intelligente, dezentrale Energienetze. Dazu werden sichere und bezahlbare Elektrifizierungstechnologien für alle relevanten Mobilitätsbereiche entwickelt, wobei der EUREF-Campus als Test- und Referenzquartier dient.

Auf der diesjährigen LogiMAT war eine Delegation von Mobility2Grid zu Gast am Stand von DB Schenker. Die pulse/de-Redaktion hat diese Chance genutzt, um mit Nina Weber, Geschäftsführerin Mobility2Grid e.V. sowie Armin Humer, Sustainability Manager DE/CH zu sprechen.

Nina Weber beschreibt die Entwicklung und den aktuellen Projektstatus von Mobility2Grid: „In einer ersten Förderphase von 2015 bis 2020 haben wir sieben Forschungsschwerpunkte bearbeitet, darunter ‚Smart Grid Infrastrukturen‘, ‚Vernetzte E-Mobilität‘, ‚Bus- und Wirtschaftsverkehr‘ und ‚Akzeptanz und Partizipation‘. Die Ergebnisse umfassen unter anderem ein Mobilitätskonzept für den EUREF-Campus, Tests mit autonomen Fahrzeugen und die Entwicklung eines digitalen Buchungstools für Fahrzeugflotten. In der zweiten Förderphase von 2022 bis 2027 geht es um die Umsetzung der Konzepte in diversen Pilotprojekten in Berlin und Düsseldorf. Mobility2Grid erhält dafür vom Bundesministerium für Bildung und Forschung 10 Millionen Euro. Beteiligt sind insgesamt 36 Organisationen aus Wissenschaft und Wirtschaft.“

Armin Humer: „DB Schenker ist beim Forschungscampus mit zahlreichen Pilotprojekten involviert, die wir an Standorten deutschlandweit durchführen. Dazu gehört der Einsatz von E-Fahrzeugen sowohl in der Citylogistik als auch im Pendelverkehr zum Beispiel bei der Werksversorgung von BMW in München ausgehend von unserem Standort Eching. Aber auch zum Thema Wasserstoff-Lkw, wie sie bei DB Schenker in Köln und der Messelogistik im Einsatz sind, findet ein produktiver Austausch statt.“

Prinzip der Parität sorgt für echten Innovationstransfer

Träger von Mobility2Grid ist ein eigenständiger Verein. Und das hat seine Vorteile. Nina Weber: „Der konsequent paritätisch aufgestellte Verein garantiert, dass alle Partner wirklich gleichberechtigt involviert sind. Und zwar auf allen Ebenen der Organisation: Der Mitgliederversammlung gehören alle 36 Projektpartner aus Wirtschaft und Wissenschaft an. Vorstand und Beirat sind paritätisch besetzt. Und bei allen Veranstaltungsformaten wie Workshops, Konferenzen oder Statustreffen begegnet man sich auf Augenhöhe. Wirtschaft und Wissenschaft entwickeln so einen gemeinsamen Erwartungshorizont. Das ist die Grundlage für echten Innovationstransfer.“

Armin Humer: „Wir wissen das partnerschaftliche Geben und Nehmen zwischen den Mobility2Grid-Partnern sehr zu schätzen. So können wir von Anfang an unsere pragmatische Zielsetzung und umsetzungsorientierte Parameter in die Projekte einbringen. Im Ergebnis wird dadurch zum einen die Grundlagenforschung angewandter. Zum anderen können wir Praktiker technologiebasierte Geschäftsmodelle mitentwickeln und maximieren dabei die Chance, dass daraus nachhaltige Business Cases werden.“

Im Gespräch: Armin Humer (Sustainability Manager, DB Schenker) mit Nina Weber (Geschäftsführerin Mobility2Grid) © DB Schenker / Michael Neuhaus

Elektrifizierung von Flotten und Depots

DB Schenker ist Partner im Mobility2Grid Arbeitspaket „Elektrifizierung von Flotten und Depots“. Hier wird die infrastrukturelle Anbindung von PKW-, ÖPNV-, Nutzfahrzeug- und Logistikflotten untersucht. Im Vordergrund steht die Energiebereitstellung durch vielfältige Infrastrukturen an sogenannten multifunktionalen Mobilitätshub. Dazu werden unter anderem Analysen von Nutzungsprofilen unterschiedlicher Flottentypen und Technologieanalysen von Infrastrukturen für die Energiebereitstellung durchgeführt.

Ein Ziel ist die Entwicklung von Empfehlungen, wie Flotten und Infrastrukturen energiebedarfstechnisch kombiniert und technisch sowie wirtschaftlich nachhaltig betrieben werden können. Die Auswirkungen von alternativen Antriebstechnologien wie E-Mobilität aber auch Brennstoffzellen auf logistische Prozesse wird ebenso untersucht wie die Integration von neuen Prozessen und Prozesszeiten in logistischen Managementsystemen.

Armin Humer: „Die Zusammenarbeit mit Industriepartnern wie DB Schenker garantiert den Projekten eine belastbare Informationsbasis. So haben wir inzwischen umfangreiche Betriebsdaten von Elektro- und Wasserstoff-Lkw. Diese können in die wissenschaftliche Entwicklung einfließen und helfen damit, weitere Anwendungen zu erschließen.“

Herausforderung der Zukunft annehmen

Doch der Austausch und der Nutzen der Wirtschafts- und Wissenschaftskommunikation geht für ihn noch weiter: „Mobility2Grid entwickelt Visionen für die Stadt und die Mobilität von morgen. Neue technologische Erkenntnisse werden dabei mit der dynamischen Entwicklung von Gesellschaft und Wirtschaft verknüpft. Für uns ist es ungeheuer nützlich, sich so früh wie möglich mit diesen Trends auseinanderzusetzen. Hier im Forschungscampus Mobilit2Grid werden wir bereits heute mit den Herausforderungen der Zukunft konfrontiert. Hier lernen wir, was wir in unsere strategische Planung als nachhaltig erfolgreiche Logistikdienstleister aufnehmen müssen.“

Wirtschaft trifft Wissenschaft – das ist das Prinzip des Forschungscampus Mobility2Grid. Beide Seiten profitieren von diesem Innovationstransfers. Nachhaltigen Nutzen ziehen daraus unsere Natur und unsere Gesellschaft, denn mit vereinten Kräften rückt das Ziel der umweltfreundlichen Stadt in greifbare Nähe.

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Frieder Schwitzgebel Dr. Frieder Schwitzgebel studierte Philosophie und Physik an den Universitäten Mainz und Dijon und arbeitet seit 1996 als Unternehmensjournalist. Er ist Dozent für Wirtschaftsphilosophie an der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie Wiesbaden. Seine Schwerpunkte sind Neue Technologien, Kontraktlogistik und die Plattformökonomie.