Die Digitalisierung revolutioniert die Automobilbranche. Produktion und Logistik stehen vor einer Zeitenwende. Nachhaltig verändert sich dabei auch die Arbeitswelt. Menschenleere Fabriken wird es in Zukunft aber nicht geben. Der Roboter wird zum intelligenten Kollegen.
Die Automobilindustrie steckt in einem tiefen Umbruch. Vernetzung, Elektroantrieb und autonomes Fahren sind aktuell die Megatrends der Branche. Doch die digitale Transformation verändert nicht nur Autos und Verkehrssysteme, sondern auch die Produktion. Und damit die Arbeit in den Fertigungsstätten. Volkswagen zum Beispiel setzte im Werk Salzgitter schon früh „kollaborierende“ Industrieroboter in der Zylinderkopfmontage ein. Die intelligenten Maschinen arbeiten „Schulter an Schulter“ mit Menschen, ohne Schutzgitter. Kollege „Robbi“ montiert Glühstiftkerzen in den Zylinderkopf. Vorteil: Die Mitarbeiter werden von gesundheitsgefährdenden Arbeiten entlastet, VW kann die Kosten senken.

[selectivetweet float=“left“]Fabriken werden auch in der Ära der #Digitalisierung nicht menschenleer[/selectivetweet]

Logistiker beanspruchen mehr Platz als die Produktion

Digital gesteuerte Roboter übernehmen künftig immer mehr Aufgaben in den Fabrikhallen. Eine Herausforderung auch für Logistiker: Denn Modellvielfalt und individuelle Ausstattung in der Autoproduktion stellen hohe Ansprüche an die Werkslogistik. Die Autoindustrie ist Vorreiter für hochentwickelte Logistikkonzepte, denn ein Auto ist immer eine Maßanfertigung. Nur noch 40 Prozent der Fabrikfläche werden deshalb zur Endmontage genutzt, 60 Prozent bereits für die Logistik, weiß der Logistikexperte Karl-Heinz Wehking von der Uni Stuttgart. Das bedeutet: Logistiker müssen künftig den Raum besser nutzen – und den Materialfluss an die digital gesteuerten Produktionsabläufe anpassen. Mehr noch: „Die Logistik muss eine Führungsrolle einnehmen bei der IT-Entwicklung für die Kommunikation autonomer Systeme mit den Menschen“, sagt Prof. Michael ten Hompel, Leiter am Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik in Dortmund.

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Intelligente Software steuert Warenflüsse

Automobillogistiker arbeiten bereits intensiv an der Digitalisierung der Lieferketten. So sorgt die Schenker Deutschland AG mithilfe einer SAP-Software für einen reibungslosen Materialfluss zwischen dem Porsche-Werk Leipzig und Zulieferern. Die Digitalisierung der horizontalen Transportketten – vom Rohstofflieferanten bis zum Autohersteller – hält die größten Herausforderungen bereit. Logistik-Experten rechnen damit, dass die „Industrie 4.0“die Logistik in den kommenden Jahren radikal verändern wird. Smarte Container ordern sich Frachtkapazitäten; Regale bestellen selbst Nachschub; intelligente Roboter versorgen Monteure mit Einbauteilen. Die Prozesse werden schneller, flexibler, effizienter.

Menschenleere Fabrik – eine Illusion

Und der Mensch? Bleiben die Beschäftigten auf der Strecke – wie der deutsche Gewerkschaftsbund gerade erst kürzlich befürchtete? Experten der Boston Consulting Group halten die menschenleere Fabrik für eine Illusion: Bis zu bis zu 390.000 neue Arbeitsplätze könnten im Zuge von Industry 4.0 entstehen. „Wir werden zusätzliche Arbeitsplätze bekommen“, prophezeit auch VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh. Der Schlüssel: Die Qualifizierung der Beschäftigten. VW bildet Nachwuchskräfte (Mechatroniker, Elektroniker) deshalb schon speziell für die Industrie 4.0 aus.

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