Supply Chain Darstellung
Eine einsehbare Supply Chain ist besser zu optimieren und stabiler im Ganzen. © j-mel / fotolia.com

Im Anschluss an den Beitrag „Wer Daten teilt, hat mehr davon“ haben wir Thomas Reppahn, Leiter Zentrale Logistics Product and Process Management der Schenker Deutschland AG, gefragt, wie er die Bedeutung von Datentransparenz und Datensouveränität sieht:

logistik aktuell: Wie wichtig schätzen Sie Datentransparenz für die Zukunft der Supply Chain ein?

Thomas Reppahn: Offenheit in einem geschützten Umfeld ist wichtig; zum Beispiel damit Daten von vor- und nachgelagerten Stellen den Frachtführern zur Verfügung gestellt und mit Public Data (Verkehrslage, Verkehrsprognose, Wetter, Events) angereichert werden können. Daten bilden die Grundlage für eine zukünftige Prognosefähigkeit, die aus der geschickten Kombination von „Vergangenheitswerten, Trenderkennung und Eventbeeinflussung“ gebildet werden kann.

Wird sich Datentransparenz entlang der Lieferkette überhaupt durchsetzen oder sind die Bedenken der verschiedenen Player doch zu groß, so dass bestenfalls ein Datenaustausch auf kleinstem Niveau und Umfang stattfinden wird? Kann man einen umfangreichen Datenaustausch als Fernziel der Supply Chain formulieren?

Thomas Reppahn: Wichtig hierbei ist ein Umdenken von zahllosen 1:1-Schnittstellen zwischen zwei Partnern hin zu einer globalen Plattform, aus der sich die Beteiligten nach einem Berechtigungskonzept bedienen können. Kritisch dabei ist, dass alle Beteiligten die gleiche Datenqualität einbringen müssen. Wie weiß sonst – bildlich gesprochen – der Apfel- und der Erdbeerlieferant, was er beisteuern muss, wenn der Tortenhersteller nur von Obstkuchen spricht?

Können Sie sich vorstellen, dass sich in Zukunft innerhalb der Supply Chain auch Daten als Zahlungsmittel durchsetzen werden? Dass beispielsweise ein Verlader seine eigenen Daten (Ladefrequenzen, Ladezeiten) an den Logistikdienstleister weitergibt und dies ihm im Gegenzug vergütet wird?

Thomas Reppahn: Im Grunde ist das jetzt schon so: Der Dienstleister, der Daten fernübertragen kann und eine hohe Datenqualität liefert, wird dies bei Preisgesprächen erwähnen. Dann gilt es zu kalkulieren: Wie viele Produktionsvorteile hat der Anspruchnehmer daraus? Was ist ihm das wert? Auch im Rahmen von Tenderprozessen ist derjenige Dienstleister im Vorteil, der detaillierte Mengengerüste und Planungen vorzeigen kann. In jedem Fall führt das zu einer verbesserten Qualität der Planung. „Unschärfen“ müssen weniger ins Angebot einkalkuliert werden.

Könnte aufgrund des Trends zur Datentransparenz die Logistikbranche sich vom Gütertransporteur auch zum Datenlieferanten entwickeln? Etwa indem sie anfallende Daten über die Kette hinweg gesammelt, verdichtet und aufbereitet den Produzenten und Händlern zu Verfügung stellt?

Thomas Reppahn: Aus meiner persönlichen Sicht, ja. Je mehr traditionelle Speditionsaufgaben digitalisiert werden, umso mehr können auch Datenauswertungen eine zusätzliche Chance sein. Der Dienstleister hat dabei drei große Vorteile: Erstens hat er bereits umfangreiche Daten, zweitens sitzt er mitten im logistischen Netz und drittens hat er zwischen den Beteiligten eine recht neutrale Rolle.

Vielen Dank, dass Sie sich Zeit genommen haben für logistik aktuell, Herr Reppahn.

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