Automatisiertes Fahren ist einer der Trends für die Mobilität von Morgen. DB Schenker, der Nutzfahrzeughersteller MAN und die Hochschule Fresenius haben dabei eine Weltpremiere initiiert: Am 25. Juni 2018 starteten sie den weltweit ersten Einsatz von elektronisch aneinandergekoppelten Lastwagen im Echtbetrieb. Pünktlich um 11:30 fuhr das erste Platoon mit professionellen Fahrern in Neufahrn bei München auf die Autobahn A9.

[slider orientation=“right“]

Der Fahrer behält immer die Hände am Steuer. © Deutsche Bahn AG/ MAN / Wolfgang Groeger-Meier
Beim Platooning reagiert der hintere Lastwagen direkt und ohne aktives Eingreifen des Fahrers. Der Fahrer behält jedoch immer die Hände am Steuer. © Deutsche Bahn AG/ MAN / Wolfgang Groeger-Meier
Das eigens entwickelte Display © Deutsche Bahn AG/ MAN / Wolfgang Groeger-Meier
Ein eigens entwickeltes Display stellt dem Fahrer zusätzliche Informationen zum vernetzten Fahren zur Verfügung. © Deutsche Bahn AG/ MAN / Wolfgang Groeger-Meier
Abfahrt zum Praxiseinsatz. © Deutsche Bahn AG/ MAN / Wolfgang Groeger-Meier
Abfahrt zum Praxiseinsatz – im Beisein von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer. © Deutsche Bahn AG/ MAN / Wolfgang Groeger-Meier
Startschuss (v.l.n.r.): Prof. Dr. Christian, T. Haas, Direktor des Instituts für komplexe Systemforschung an der Hochschule Fresenius, Joachim Drees, Vorsitzender des Vorstands MAN Truck & Bus AG, Bundesverkehrsminister Dr. Andreas Scheuer, Alexander Doll, Vorstand Güterverkehr und Logistik Deutsche Bahn AG und Prof. Dr. Sabina Jeschke, Vorstand für Digitalisierung und Technik Deutsche Bahn AG. © Deutsche Bahn AG/ MAN / Wolfgang Groeger-Meier
Startschuss (v.l.n.r.): Prof. Dr. Christian, T. Haas, Direktor des Instituts für komplexe Systemforschung an der Hochschule Fresenius, Joachim Drees, Vorsitzender des Vorstands MAN Truck & Bus AG, Bundesverkehrsminister Dr. Andreas Scheuer, Alexander Doll, Vorstand Güterverkehr und Logistik Deutsche Bahn AG und Prof. Dr. Sabina Jeschke, Vorstand für Digitalisierung und Technik Deutsche Bahn AG. © Deutsche Bahn AG/ MAN / Wolfgang Groeger-Meier

[/slider]

„Der erstmalige Einsatz von Lkw-Platoons in Deutschland setzt neue Maßstäbe im Logistikmarkt, von denen in erster Linie unsere Kunden profitieren“, so Alexander Doll, DB-Vorstand für Güterverkehr und Logistik. An dem Event nahmen neben den Vertretern der Partner MAN und Fresenius Bundesverkehrsminister Dr. Andreas Scheuer und Prof. Dr. Sabina Jeschke, DB-Vorstand für Digitalisierung und Technik teil.

Platoons sind Lkw, die digital vernetzt mit Fahrassistenz- und Steuersystemen in geringem Abstand hintereinanderfahren können. Im Platoon fahrende Fahrzeuge sind über Car-to-Car-Kommunikation elektronisch miteinander verbunden. Diese Verbindung hat mehrere Vorteile. Platoons senken den Kraftstoffverbrauch, weil das hintere Fahrzeug im Windschatten des vorderen fährt. Sie erhöhen durch die elektronische Steuerung die Sicherheit des gesamten Platoons und harmonisieren den Verkehrsfluss. Und durch den geringeren Abstand nehmen sie weniger Platz auf der Autobahn in Anspruch.

Viele Vorteile durch die Kolonne

Seit dem 25. Juni 2018 testet DB Schenker nun die Technik im Alltag auf der Straße. Anders als bei internationalen Projekten dieser Art sitzen nicht Testfahrer, sondern Berufskraftfahrer von DB Schenker hinterm Steuer. Auch nimmt DB Schenker nach ersten Probefahrten schon im August Echtfracht in München auf, um sie zur DB Schenker-Niederlassung Nürnberg zu transportieren. Viermal täglich pendeln die Fahrzeuge zwischen den beiden DB Schenker-Logistikzentren.

„Es geht nicht nur um die Anwendung einer Technologie. Es geht um ihre sinnvolle Einbindung in die gesamte Logistikkette. Die Erkenntnisse aus dem gemeinsamen Projekt sind ein wichtiger Schritt hin zur Serienentwicklung“, sagte Joachim Drees, Vorsitzender des Vorstands der MAN Truck & Bus AG, „MAN übernimmt damit eine federführende Rolle bei Automatisierung und Digitalisierung von Nutzfahrzeugen.“

[selectivetweet]Digitaler Alltag in der Logistik: Platoon-Lkw auf der A9 sind ein Meilenstein auf dem Weg zum autonomen Fahren. Mit dabei: #DBSchenker, @MAN_Group ‏ und @HS_Fresenius[/selectivetweet]

Datenflut zur Mensch-Maschine-Schnittstelle

[url_preview orientation=“right“ newtab=“true“]https://logistik-aktuell.com/2018/02/16/platooning-im-praxistest-db-schenker-man/[/url_preview]

Das Platoon erweist sich als wahrer Datenfundus. „Auf jeder Fahrt zwischen München und Nürnberg gewinnen wir allein bei der Analyse des Fahrers deutlich mehr als 100 Milliarden Datenpunkte“, erläutert Prof. Dr. Christian Haas, Leiter des Institutes für komplexe Systemforschung an der Hochschule Fresenius. Diese werden anschließend ausgewertet und liefern wichtige Erkenntnisse über die Fahrer. Die Hochschule Fresenius begleitet das Projekt wissenschaftlich. Sie untersucht die psychosozialen und neurophysiologischen Auswirkungen des Platoons auf die Fahrer.

Dazu tragen die Fahrer eine Haube, die über 32 Elektroden Hirnaktivitäten misst. Eine spezielle Brille analysiert das Blickverhalten. „Es ist offensichtlich, dass die Digitalisierung des Mobilitäts- und Transportsystems zu völlig neuen Anforderungen für die Beschäftigten der Branche führt“, sagte Haas. „Wir hoffen, dass unsere Erkenntnisse auch zum besseren Verstehen und Gestalten anderer digitalisierter Mensch-Maschine Schnittstellen beitragen können.“ Denn auch in den kommenden Jahren werden die halbautomatisierten Fahrten im Beisein des Menschen stattfinden. Der soll bei aller Automatisierung auch künftig die Kontrolle behalten und im Zweifel eingreifen können.

About the Author