Was viele Verlader wollen: Fracht zuverlässig zum Ziel bringen – und zunehmend emissionsarm transportieren. Was DB Schenker macht: „Mit den Roadtrains testen wir in Schweden besondere Transporte auf den Straßen und verbinden hohe Volumina mit niedrigen CO2-Emissionen“, sagt Jens-Uwe Uhlich, Head of Direct Operations in der DB Schenker-Geschäftsstelle Güstrow. Bis zu 52 Tonnen Fracht können die Roadtrains mit nur einer Zugmaschine befördern.

© DB Schenker / Max Lautenschläger

Was überzeugend klingt, stößt allerdings noch auf einige Hürden. In Schweden sind die Lang-Lkw darauf angewiesen, dass die Regierung sie ab Dezember 2023 auf bestimmten, vorher festgelegten Straßen zulässt. „Wir bemühen uns seit vielen Jahren um eine ganz bestimmte Route in Schweden, um Lang-Lkw einzusetzen. Jetzt war die Genehmigung für uns der Startschuss, um gemeinsam mit einem Kunden, einem Trailervermieter und einem Unternehmer diese Transporte auf den Weg zu bringen“, sagt Uhlich.

Eine Geschäftsstelle mit Lust auf Neues

„Der Kunde, mit dem wir die Roadtrains in Schweden testen, ist ein deutscher Auftraggeber“, erläutert Uhlich. „Mit ihm können wir nun emissionsarm konzipierte Straßentransporte umsetzen.“ DB Schenker bietet in der Geschäftsstelle Güstrow die gesamte Palette logistischer Dienstleistungen an: Land-, Luft- und Seeverkehre sowie globales Supply Chain Management. Dafür ist der Logistiker an den Standorten Lalendorf, Rostock Überseehafen und Rostock-Brinckmansdorf, sowie Wismar, Güstrow und Wittenburg aktiv.

„Wir haben in den letzten zwei Jahren zwei neue Standorte aus dem Boden gestampft. Wir sind immer dabei, nicht nur umzubauen, sondern auch Neues zu schaffen.“

Gunnar Scholtz, Leiter der Geschäftsstelle Rostock und Güstow

Der Kunde des Roadtrain-Projekts ist in der Automobilindustrie aktiv und einer der größten Kunden von DB Schenker in Güstrow. Zwischen 40 und 50 Sendungen am Tag wickelt der Logistiker für ihn ab. Die beiden arbeiten seit vielen Jahren gut zusammen, auch bei Neuentwicklungen und emissionsreduzierten Transporten. Es ist ein großer Vorteil, dass die Menschen bei DB Schenker so aufgeschlossen und innovativ sind, meint Gunnar Scholtz, Leiter der DB Schenker Geschäftsstellen Rostock und Güstrow. „Wir haben in den letzten zwei Jahren zwei neue Standorte aus dem Boden gestampft. Wir sind immer dabei, nicht nur umzubauen, sondern auch Neues zu schaffen.“

Viele innovative Lösungen

© DB Schenker / Max Lautenschläger

So haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für den anspruchsvollen Roadtrain-Pilotkunden bereits eine ganze Reihe emissionsarme Lösungen umgesetzt. Die Transporte über die Ostsee zwischen Deutschland und Schweden werden nun über die Reederei Stenaline abgewickelt, weil diese für ihre Fähren erneuerbare Treibstoffe verwendet. Ein weiteres Beispiel: Der Logistiker nutzt bei den Transporten nach Schweden bei seinen Lkw auch HVO-Biodiesel.

Mit dem aktuellen Roadtrain setzt DB Schenker nur eine Zugmaschine für zwei große Trailer ein und reduziert so CO2-Emissionen im Vergleich zu herkömmlichen Transporten um fast die Hälfte. Vor allem Volumentransporte können so optimiert werden. Damit nicht genug: Die Transporte sind äußerst zuverlässig. Die Fracht für den Kunden kommt aus vielen Bundesländern in Deutschland und muss innerhalb von 48 Stunden beim Kunden sein. „Unsere Lieferquote liegt konstant bei bis zu 98 Prozent“, sagt Uhlich.

Dafür bringt DB Schenker die Fracht von vielen Zulieferern in den Seehafen Rostock. Dort werden die Trailer für Schweden zusammengestellt und auf die Fähre verladen. In Trelleborg übernimmt die Firma NIMES die Trailer im Auftrag von DB Schenker. Nun wird an den ersten Trailer des Zugfahrzeugs eine spezielle Kupplung, die so genannte Dolly-Achse, angekuppelt. Erst mit dieser Verbindung kann der zweite Trailer aufgesattelt und abtransportiert werden. Bis zu 52 Tonnen Fracht können so mit nur einem Fahrer in dem knapp 35 Meter langen Gespann transportiert werden. 

Platzprobleme beim Kunden

„Als wir die ersten Roadtrains planten, war das für uns Neuland“, erzählt Uhlich. „Die größte Herausforderung war, beim Kunden genügend Platz zu finden, um die Einheit zu parken. Zum Glück haben wir bei unserem Kunden optimale Voraussetzungen: Wir können auf das Werksgelände fahren und dort be- und entladen, ohne abzusatteln.“ 

Zum anderen muss das richtige Equipment vorhanden sein. An einen herkömmlichen Auflieger lässt sich kein zweiter ankoppeln. Deshalb hat der schwedische Vermieter TIP Service SE speziell für für DB Schenker Spezialtrailer in Deutschland fertigen und in Schweden testen lassen. 

© DB Schenker / Max Lautenschläger

Für einen wirtschaftlichen Erfolg müssen zudem Rückladungen für die großen Auflieger gefunden werden. Beim Pilotkunden nimmt DB Schenker Leergut mit und konzipiert so einen gut ausgelasteten Rundlauf mehrmals in der Woche. Da der Verkehr über drei Jahre vertraglich gesichert ist, bleibt genügend Zeit, um Erfahrungen zu sammeln.

Die Nachfrage ist da

Noch fährt DB Schenker den Roadtrain nur zwischen Trelleborg und Göteborg. „Wir wollen das auf weitere Relationen ausdehnen“, sagt Uhlich. Da die Routen von den Behörden ausgewählt und dann genehmigt werden, kann DB Schenker das Roadtrain-Konzept bei anderen Kunden erst dann ausrollen, wenn die Routen frei sind. Außerdem bemüht sich DB Schenker darum, den Roadtrain mit einer elektrischen Zugmaschine zu fahren – was die Umweltfreundlichkeit des Konzepts noch einmal deutlich erhöhen würde. Nachfrage besteht. Der Roadtrain ist für viele Kunden attraktiv, die hohe Volumina zuverlässig auf der Straße befördern lassen wollen.

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Axel Novak Axel Novak ist freier Journalist in Berlin. Seit mehr als einem Jahrzehnt beschäftigt er sich mit der Logistik-Branche und den Veränderungen, denen sie unterworfen ist. Axel Novak schreibt für Zeitungen, für Zeitschriften und für Unternehmen. Seine Schwerpunkte sind allgemeine Wirtschaftsthemen mit dem Fokus auf Mobilität, IT, Energie und Finanzen.