Logistiker sind ein besonders attraktives Ziel für Kriminelle aller Art. Sie bewegen oft teure Wirtschaftsgüter und nutzen eine öffentlich zugängliche Infrastruktur. Werden sie angegriffen, entstehen häufig hohe Schäden durch Diebstahl oder kostspielige Störungen in der Lieferkette. Mit einer ganzen Reihe von Maßnahmen schützen Logistikdienstleister ihre Fracht.

Schäden in Höhe von 2,2 Mrd. Euro

Die Zahlen sind erschreckend: Alle 20 Minuten schlagen Kriminelle in Deutschland zu. Fast 26.000 Lastwagen werden jedes Jahr ihrer Ladung beraubt. Konsumgüter, Pharmaprodukte, Autoteile, Schmuck und Edelmetalle, aber auch Nahrungsmittel und Getränke sind bei den Räubern begehrt, die häufig in Banden organisiert handeln. Beliebt ist alles, was wertvoll, gut absetzbar oder leicht zu transportieren ist. 2,2 Milliarden Euro betrug der wirtschaftliche Schaden durch Diebstahl für die Verbraucher im Jahr 2016, so eine Schätzung der „Arbeitsgemeinschaft Diebstahlprävention in Güterverkehr und Logistik“, in der sich viele Wirtschaftsverbände zusammengeschlossen haben. Allein an der Ware entstünden Schäden in Höhe von 1,3 Mrd. Euro.

Unsichere Parkplätze

Die Transport- und Logistikverbände wollen daher vor allem höhere Sicherheitsstandards und bessere Technik durchsetzen. Ortungstechnik, Diebstahlwarnanlagen, Wegfahrsperren und gesicherte Parkplätze sollen Mensch und Fracht besser schützen.
Vor allem auf ungesicherten Parkplätzen sind Lastwagen gefährdet. Bei sieben von zehn Fällen wurde dort die Ladung vom Lkw gestohlen, hat die Transportsicherheitsvereinigung TAPA festgestellt. Sie hat aus diesem Grund eine Initiative für sichere Parkplätze vorgestellt.
Problematisch ist, dass zum einen die Anzahl der bewachten Parkplätze derzeit noch gering ist. Zum anderen ist Sicherheit oft eine Kostenfrage: Im margenschwachen Transportgeschäft schlägt jeder Cent zu Buche.

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Politische Initiativen gegen Frachtdiebstahl

Auch die Behörden rüsten strukturell auf. Das Bundesverskehrsministerium (BMVI) hat im Aktionsplan Güterverkehr und Logistik einen Arbeitskreis Sicherheit eingerichtet, der mit Wirtschafts- und Polizeivertretern besetzt ist.
Das Landeskriminalamt Sachsen-Anhalt ist mit den Bundesländern Brandenburg, Sachsen, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen sowie in internationalen Partnerschaften aktiv geworden. Die Sachsen-Anhaltiner haben die Projektgruppe Cargo gegründet, die seit dem 1. Juli 2018 Ladungsdiebstahl grenzübergreifend bekämpft. Dabei fordert die Gruppe, dass künftig nur noch eine Staatsanwaltschaft pro Land zuständig ist und nur noch die Landeskriminalämter bei Frachtdiebstahl ermitteln.
Von diesem Vorhaben profitieren die Logistiker schon heute. „Wir arbeiten mit dieser Projektgruppe schon lange zusammen und stehen mit den Behörden in dauerndem intensiven Austausch“, sagt Eike Hillbricht, Leiter Security bei DB Schenker. „Wir haben dadurch viel über die Vorgehensweise der Diebe gelernt.“ Oft gingen die Kriminellen hochprofessionell und gut organisiert vor.

Neue und sicherere Prozesse

Doch Fracht ist nicht nur während des Transports gefährdet. Viele Logistiker haben deshalb ihre Prozesse verändert, um Diebstähle zu erschweren. Bei DB Schenker zum Beispiel sorgen Video-Überwachung in den Geschäftsstellen und eine systematische Dokumentation dafür, dass der Zustand der Fracht lückenlos nachverfolgt werden kann. Beim Umgang mit besonders wertvoller Ladung gelten besondere Sicherheitsregeln. Auch dürfen teilentladene Fahrzeuge nicht über Nacht beim Fahrer auf seinem ungesicherten Privatgrundstück stehen. Stattdessen müssen sie in einem eigens gesicherten Bereich der Geschäftsstellen verwahrt bleiben.

[selectivetweet float=“left“]2,2 Mrd. Euro Schaden durch #Frachtdiebstahl. #Logistiker, Behörden und Wirtschaftsverbände wehren sich[/selectivetweet]

Und schließlich bieten einige Fahrzeughersteller und Zulieferer technische Lösungen an, um Diebstahl zu erschweren. Wechselbrücken mit verstärkten Wänden oder einer Alarmsicherung machen den Zugriff auf die Fracht schwieriger. Sicherheitsplanen mit Drähten geben Alarm, wenn die Plane durchtrennt wird. Padlocks und Spezialschlösser sorgen für mehr Sicherheit. Komplexe Sicherheitssysteme wie das von CargoGuard beinhalten viele verschiedene Komponenten, die die Fracht schützen sollen.
Das Problem Sicherheit der Ladung ist allgegenwärtig, sagt ein Insider. Doch das schwächste Glied in der Kette aber ist immer der Mensch.

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