Hamburg gilt nicht nur als einer der schönsten, sondern auch als eine der wichtigsten Logistik-Hotspots Deutschlands. Gerade für die Seefracht spielt die Hansestadt mit ihrem Hafen eine herausragende Bedeutung. Wie die Millionenmetropole an der Elbe historisch ihre Bedeutung als Handelszentrum gewann, zeigen wir in Teil zwei unserer Reihe „Die Entwicklung Deutschlands Top-Logistikstandorte“.

Hamburgs Weg zur Handels- und Hansestadt

Zwar reichen Hamburgs Wurzeln zurück bis ins achte Jahrhundert nach Christus, wirtschaftliche Bedeutung gewann die Stadt aber erst Ende des 12. Jahrhundert. Grundlage hierfür war ein Freibrief von Kaiser Barbarossa. Dass die Hamburger das Dokument gefälscht hatten, wurde erst im 19. Jahrhundert entdeckt. Nichtsdestotrotz profitierte Hamburg seit jeher von dem Papier durch besondere Privilegien:

  • Zollfreiheit bis zur Nordsee
  • Erlaubnis für Viehhaltung, Fischfang und Baumrodung
  • Aufhebung der Heerpflicht
  • Verbot von Burgenbau im Umkreis von 15 Kilometern

Ein weiterer wichtiger Faktor für das wirtschaftliche Wachstum Hamburgs war die Zusammenarbeit der städtischen Kaufleute mit ihren Gleichgesinnten aus anderen norddeutschen Städten – darunter Lübeck, Rostock und Lüneburg. Immer öfter bezogen sie gemeinsam Position in politischen Fragen und bei der Interessenvertretung außerhalb des deutschen Reichs, zum Beispiel in Brügge oder London.

Aus dieser zunächst losen Gemeinschaft entstand der Städtebund der Hanse, der Hamburg noch heute seinen Beinamen gibt. In der darauffolgenden Zeit florierte der Handel – gerade zur See – und Hamburg brachte es zu beachtlichem Wohlstand. Wichtige Handelsrouten waren unter anderem die rheinische Verkehrslinie, die von Norditalien über den deutschen Raum bis nach England führte, sowie die hansische (Ost-West) Linie zwischen London und Brügge bis in den Ostseeraum. Hamburg belieferte insbesondere den Nordseeraum und Westeuropa.

Niedergang der Hanse und Piraterie

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Historische Darstellung von Hamburg
Eine historischer Karte von Hamburg im 16. Jahrhundert. © Public Domain, Wikipedia

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Gebremst wurde diese Entwicklung im 15. Jahrhundert. Zunehmend verlor die Hanse Handelsvolumen an die Niederlande und England, die ihr auch beim Schiffsbau den Rang abliefen. Daneben hatte der Bund große Probleme mit Piraten und den erstarkenden Territorialfürsten, welche die regionale Vormachtstellung der Hansestädte zu brechen versuchten.

Auch bei den Bankgeschäften geriet die Hanse ins Hintertreffen. Gerade die Italiener aber auch die Süddeutschen Bankhäuser, allen voran Medici und Fugger waren den Norddeutschen überlegen.

Zwar versuchte sich die Hanse im 16. Jahrhundert neu aufzustellen, doch bestand der Städtebund im 17. Jahrhundert nur noch dem Namen nach. Nur Hamburg, Lübeck und Bremen hielten dennoch wacker zusammen und betrieben gemeinsame Kontore und politische Vertretungen.

Hamburg bleibt handelsstark und wird zum Tor zur Welt

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Gegen Bedrohungen von außen schützte sich Hamburg in der Folge eher finanziell denn militärisch. Durch ihren florierenden Handel mit Portugal und Spanien konnte sich die Elbestadt vom Zugriff durch die nordischen Nachbarn aus Schweden und Dänemark mit großen Summen freikaufen.

In dieser Zeit belebte Einwanderung aus den Niederlanden die Wirtschaft Hamburgs. Außerdem entwickelten sich vor den Toren der Stadt eine blühende Landwirtschaft und Hamburg profitierte zunehmend vom Walfang.

In der Zeit bis Anfang des 18. Jahrhunderts entwickelte sich Hamburg so zu einer Großstadt mit 130.000 Einwohnern, die bis 1860 um weitere 170.000 Menschen anwuchs. Die Stadt boomte bereits seit 1783, denn das Ende des Unabhängigkeitskrieges in Nordamerika eröffnete für Hamburg den Handel mit den USA. Insbesondere Tabak, Reis und Indigo kamen so von der US-Ostküste durch das deutsche „Tor zur Welt“.

Die jüngere Geschichte der Elbmetropole

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Die wachsenden Warenströme machten eine Vergrößerung der Hafenanlagen notwendig. Zunächst wurden deshalb der Sandtorhafen (1840) und der Niederhafen (1855) erweitert. 1866 wurden zudem an beiden Elbeufern weitere Kaianlagen und ab 1885 die Speicherstadt errichtet. In drei Bauabschnitten wuchs der Umschlag- und Lagerplatz für Seefrachtgüter bis 1927 auf eine Größe von 26 Hektar an. Heute gilt die Speicherstadt als weltgrößter, historischer Lagerhauskomplex und steht auf der Liste des UNESCO-Welterbes.

Und auch zu Land wurde logistisch aufgerüstet. So wurde mit der Fertigstellung der Elbbrücken die Hamburg-Venloer Bahn abgeschlossen, dank welcher Waren bis nach Paris transportiert werden konnten.

Für die Bedeutung Hamburgs als Top-Logistikstandort waren diese Entwicklungen maßgeblich. Noch heute profitiert die Stadt von der Erweiterung des Hafengebiets zu beiden Seiten der Elbe. Den wirtschaftlichen Aufschwung den Hamburg Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts erlebte, spiegeln derweil auch die Einwohnerzahlen wider. So wurde Hamburg in dieser Zeit zur Millionenstadt. Der Hafen galt als bedeutendster in ganz Europa.

Einen Rückschlag für die Wirtschaftsstärke Hamburgs brachte der zweite Weltkrieg. Etwa zwei Drittel der städtischen Gebäude und 80 Prozent des Hafens wurden durch Luftangriffe zerstört.

Wiederaufbau Hamburgs und die Industrialisierung der Seefahrt

Nach dem Krieg wurde Hamburg unter Kommando der britischen Besatzer wiederaufgebaut. Besondere Bedeutung kam dabei dem Hafen zu. Umgerechnet 115 Millionen Euro wurden in den ersten zehn Jahren nach Kriegsende in die Lebensader der Elbestadt investiert.

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Mit der Etablierung der Containerschifffahrt setzte in den 1960er Jahren auch in Hamburg die Industrialisierung des Seeverkehrs ein. Mit den hochtechnisierten Containerterminals erhielt der Hafen ein neues Gesicht. Strukturen, die zuvor Jahrhunderte die Seefracht und auch die Hafenarbeit in der Hansestadt bestimmt hatten, veränderten sich dadurch in besonderer Weiße.

Der Logistikstandort Hamburg heute

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Diese Entwicklung ist noch heute prägend für den Logistikstandort an der Elbe. Die Container machten die Frachtschifffahrt und die Infrastruktur des Hafens sehr leistungsfähig und Hamburg zu einem Zentrum für den kombinierten Verkehr. 2015 wurden hier 8,8 Millionen Container und Fracht mit einem Gesamtgewicht von 137,8 Millionen Tonnen umgeschlagen. Damit ist der Hamburger Hafen der deutsche Seefrachtstandort mit dem größten Frachtaufkommen. Letztlich ist es auf den Hafen zurückzuführen, dass die Hansestadt heute die höchste Dichte an Logistikdienstlern in ganz Deutschland vorzuweisen hat. Die meisten der Logistikansiedlungen befinden sich in diesem Areal.

Zunehmend attraktiv für Logistikunternehmen werden jedoch auch Flächen südlich der Elbe. Gerade entlang der A1 bis nach Winsen lassen sie sich immer häufiger nieder. Grund dafür ist nicht zuletzt ein zunehmendes Platzproblem rund um die Hafenanlagen.

Auch DB Schenker ist in Hamburg stark vertreten. Neben einem der größten Seefrachtstandorte unterhält das Unternehmen hier Geschäftsstellen in nahezu allen Logistikbereichen – von Landverkehre und Luftfracht über Kontraktlogistik und Messelogistik bis Spezialverkehre sowie Anlagen- und Projektlogistik. Die besondere Bedeutung der Hafenstadt an der Elbe hebt Hans-Thorsten Lanfermann, Leiter Seefracht Nord der Schenker Deutschland AG hervor: „ Hamburg besitzt den größten deutschen Hafen. Außerdem ist die Stadt bestens per Schiene und Autobahnen angeschlossen. Für uns sind das beste Bedingungen. Dadurch sind wir hier in der Lage, trimodal zu reagieren und flexibel auf die logistischen Kundenwünsche einzugehen.“

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