Das Forum Automobillogistik von BVL und VDA fand diesmal online statt. © BVL / Jan Meier
Das Forum Automobillogistik von BVL und VDA fand diesmal online statt. © BVL / Jan Meier

Es ist immer wieder beeindruckend, die Themenwelt der Automobillogistik in einer einzigen Veranstaltung kompakt serviert zu bekommen. Das Forum Automobillogistik schafft das jedes Mal. Um was es nicht alles geht in dieser Branche! Corona hin, Pandemie her. Produktion, Werksversorgung, Beschaffungsprozesse, klimafreundliche Antriebe, hocheffiziente Intralogistik mit autonomen Fahrzeugen, Drohnen für die Inventur, Künstliche Intelligenz und und und. Das Forum am 9. und 10. Februar 2021 rückte wieder einmal das komplexe Tätigkeitsfeld der Logistik in den Fokus. Diesmal „nur“ online mit Vorträgen auf dem Laptop im Home-Office. Aber vielseitig und informativ. Erneut hat das Forum aufgezeigt, wozu Logistik und Industrie in der Lage sind, wenn man sie machen lässt und die Rahmenbedingungen stimmen.

Das komplexe Tätigkeitsfeld der Logistik

Veranstalter waren wie immer die Bundesvereinigung Logistik (BVL) und der Verband der Automobilindustrie (VDA). „Viele große Themen scheinen hinter der Pandemie kleiner geworden zu sein – das sind sie aber nicht“, betonte der BVL-Vorstandsvorsitzende Thomas Wimmer. „Strukturelle Herausforderungen der Wirtschaft, Ressourcenknappheit, nationale Egoismen, Klimawandel, Verkehrswende, digitale Transformation – sie alle sind noch da und relevanter denn je.“ Und so wundert es nicht, dass Corona in vielen Vorträgen eher ein Randthema war. Denn Automobilindustrie und Logistikbranche rüsten seit jeher auf, denken neue Konzepte, planen die Zukunft. Viren können Störfaktoren sein und neue Lösungen erforderlich machen. Aber die Antriebskraft für jahrzehntelange kontinuierliche Verbesserungsprozesse ziehen die Akteure aus anderen Motiven.

Weg von den globalen Märkten?

Kann oder soll man durch Lokalisierungsmaßnahmen den ökonomischen Folgen einer Pandemie wirksam entgegentreten? Vielleicht liegt es an der quasi naturgegebenen Weltoffenheit und Fernsicht von Logistikern, dass sie sich ihren weiten Horizont nicht durch vorschnelle Patentrezepte verstellen. Mehrfach wurden Stimmen laut, die der Idee einer Regionalisierung von Beschaffung und Vertrieb ein dickes Fragezeichen anhefteten. „Wir müssen smart und resilient global vernetzt bleiben“, sagte Simone Menne. Das Aufsichtsratsmitglied von Unternehmen wie BMW, Johnson Controls und Deutsche Post DHL sprach manch einem Forumsteilnehmer aus der Seele. Auch Simon Motter, Leiter Volkswagen-Konzernlogistik, unterstrich mit Blick auf Produktionsunterbrechungen: „Eine stärkere Regionalisierung hätte uns nichts genützt.“ Ganz im Gegenteil. „Globalisierung hilft, um globale Probleme gut zu meistern.“

Logistik-Award für Volkswagen und BMW

Im Rahmen des Forums hat der VDA die Volkswagen-Konzernlogistik und die BMW Group mit dem Logistik Award 2021 ausgezeichnet. Das ist der „Oscar“ der Logistikbranche, wie ihn VDA-Präsidentin Hildegard Müller nennt. Die Wolfsburger erhielten den Preis für ein innovatives Management-Tool. Es stellt die Werksversorgung bei Shutdowns und Relaunches sicher. In einem konkreten Fall ging es um Material von 8.000 Lieferanten, die direkt von Corona-Maßnahmen betroffen waren. Die BMW Group nahm den Preis für eine cloudbasierte Software in Empfang. Sie verknüpft verschiedene Kommissionierkonzepte in der Produktionslogistik – wie Pick-by-Light oder Pick-by-Tablet. Die Werkslogistik kann dank dieser Pickplattform neue Arbeitsplätze ohne zusätzliche IT-Kapazitäten selbstständig einrichten und in Betrieb nehmen.

Es gibt viel zu tun …

Eines hat Europas größter Branchentreff auch in seiner neunten Auflage deutlich gemacht: Lösungen, Ansätze und Perspektiven für eine effiziente, nachhaltige und erfolgreiche Automobillogistik gibt es auf lange Sicht in ausreichender Menge. Thomas Wimmer sagt dazu: „Es gilt jetzt, diese Herausforderungen anzunehmen und die Chancen der Krise zu nutzen.“ – Corona hin, Pandemie her.

About the Author

Andreas Pietsch Der freie Journalist Andreas Pietsch ist auf Logistik-Themen spezialisiert. Er schreibt seit 1992 für DB Schenker beziehungsweise für die Vorgängergesellschaften. Am meisten angetan haben es ihm die Themen aus Landverkehr, Seefracht und Kontraktlogistik. Aber auch bei der Luftfracht weiß er, wie man einen Sachverhalt treffend auf den Punkt bringt.