Flotte am Fjord: Ladungsverkehre führen die Fahrzeuge von DB Schenker in die nördlichsten Regionen Europas. © DB Schenker

Acht Paletten sollen von Passau nach Tromsø weit oben in Norwegen. Für klassische Systemverkehre mit Umladen an zentralen Knotenpunkten ist das zu viel. Die Faustregel lautet: Was schwerer wiegt als 2,5 Tonnen oder mehr ist als sechs Paletten, geht als Ladungsverkehr auf die Reise und nicht als Stückgut.

Aber acht Paletten alleine sind definitiv zu wenig. Ein 7,5-Tonner schafft 15 Paletten, beim 40-Tonner Sattelzug sind es 34. Den Lkw halbleer losschicken kommt nicht infrage. Was jetzt?

Spezialisten in Deutschland für jede europäische Region

Einer, der die Antwort weiß, ist Jens-Uwe Uhlich von DB Schenker, Head of Road Brokerage der Geschäftsstelle Güstrow: „Einzelne Geschäftsstellen unseres Landverkehr-Netzwerkes spezialisieren sich zusätzlich zu ihren normalen Verkehren auf bestimmte Europa-Relationen. Wir hier in Güstrow haben eine besondere Expertise für Nordeuropa entwickelt und nennen uns deshalb Skandinavien-Kompetenzzentrum.“

Für jede Zielregion in Europa hat DB Schenker Spezialisten, die Teilladungen unter optimaler Auslastung der verfügbaren Ressourcen ans Ziel befördern. Was Güstrow für Skandinavien ist, das ist beispielsweise Frankfurt für die Balkan-Region und Berlin unter anderem für Russland.

Was das bringt? Wenn die – um im Beispiel zu bleiben – für Passau zuständige DB Schenker-Geschäftsstelle nicht genug Ladung für einen vollen Lkw nach Tromsø hat, schaltet sie die Kollegen in Güstrow ein. Nach dem Motto: „Wir haben hier drei Lademeter fürs Nordkap, könnt ihr die übernehmen?“

Rund 50 Geschäftsstellen in Deutschland senden solche Anfragen nach Güstrow. Deshalb haben die Logistiker von der Ostsee immer genügend Aufträge, um nahe der ersten Beladestelle eine zweite für Skandinavien hinzuzubekommen. So treffen sich Teilladungen aus Oberbayern zu einer Fahrgemeinschaft und so bringt DB Schenker insgesamt zwei Dutzend Paletten von drei Herstellern im Südwesten auf einem Laster zusammen. Dabei kommt es nicht darauf an, dass alle Sendungen exakt das gleiche Ziel anstreben. Hauptsache die Richtung Norden stimmt. Wenn die Empfänger nah beieinander liegen, fahren die Lkw direkt dorthin. Das ist eher die Ausnahme, weshalb es erst zum Ostseehafen von Rostock geht. Dorthin werden Lkw aus allen deutschen Regionen mit Ladungen für skandinavische Ziele gelotst. Da kommt eine ganze Menge zusammen! „Allein für einen einzigen Kunden holen wir jeden Tag in Deutschland an 40 Stellen Sendungen ab. Wir bündeln sie in Rostock, dann geht es zu mehreren Werken des Kunden in Schweden. Zwischen Abholen und Zustellen liegen gerade mal 48 Stunden.“

Crossdock in Rostock

Am DB Schenker-Terminal im Rostocker Hafen geschieht etwas, was die Fachwelt Crossdocking nennt. Kurz erklärt: das direkte Verladen von Lkw zu Lkw. Am Crossdock-Terminal werden die Paletten mit gleichem Ziel in bereitstehenden Relationstrailern zusammengeführt. Eine Besonderheit von Rostock: Weiter geht es in aller Regel über das Wasser. Die Trailer, meistens sind es Sattelauflieger, werden auf Fähren verladen, die sie zu Häfen in der Zielregion bringen. Einige Fähren legen zwei- oder dreimal pro Woche von Rostock ab, etwa die nach Nynäshamn in Schweden oder nach Hanko in Finnland. Nach Trelleborg (Schweden) und Gedser (Dänemark) geht es mehrmals am Tag. Die restliche Strecke führt über die Straße.

Güstrow steuert auch Ladungsverkehre in die entgegengesetzte, also in die Nord-Süd-Richtung. Deshalb hat die Geschäftsstelle immer genügend Fahrzeuge unterwegs, die von Skandinavien in alle deutschen Regionen fahren und bei der Gelegenheit die nächsten Frachten für den Norden mitnehmen. Der Kreis schließt sich. Leerfahrten lassen sich so vermeiden. Voraussetzung für die ökonomische und umweltschonende Transportabwicklung ist, dass man immer genügend Kunden und Aufträge hat, um die einzelnen Fahrten auszulasten. Das ist die logistische und kaufmännische Herausforderung. „Hier zeigt es sich, wie wertvoll es für unsere Kunden ist, dass DB Schenker in Deutschland flächendeckend präsent ist“, sagt Uhlich. „Selbst bei dem aktuell vorherrschenden Laderaum-, Lkw- und Fahrermangel können wir ausreichend Kapazitäten bereitstellen.“

Teilladungen effizient bündeln

Was sich in unserem Beispiel für die Relation Passau – Tromsø abspielt, das wiederholt sich hundertfach auf allen erdenklichen europäischen Strecken. Immer lautet die Frage: Wie bringt man die Ladung für einen halbvollen Lkw wirtschaftlich zum Ziel? Die Antwort von DB Schenker: Wir steuern europäische Ladungsverkehre über ein starkes Netzwerk und haben für jedes Ziel spezialisierte Geschäftsstellen, die Teilladungen hocheffizient bündeln.

About the Author

Andreas Pietsch Der freie Journalist Andreas Pietsch ist auf Logistik-Themen spezialisiert. Er schreibt seit 1992 für DB Schenker beziehungsweise für die Vorgängergesellschaften. Am meisten angetan haben es ihm die Themen aus Landverkehr, Seefracht und Kontraktlogistik. Aber auch bei der Luftfracht weiß er, wie man einen Sachverhalt treffend auf den Punkt bringt.