Nah dran am Geschehen: Hyundai und Uber präsentieren auf der CES2020 ein neu entwickeltes Flugtaxi. © CES
Nah dran am Geschehen: Hyundai und Uber präsentieren auf der CES2020 ein neu entwickeltes Flugtaxi. © CES

Die diesjährige Consumer Electronics Show (CES2020) in Las Vegas hat sich wieder als eine der wichtigsten Messen für die großen Technologieunternehmen der Welt erwiesen. Rund 4500 Unternehmen aus verschiedenen Branchen haben Anfang Januar 2020 ihre Innovationen und Ideen vorgestellt. Dabei geht es nicht allein um technische Fortschritte. Die Messe ist auch zur Plattform für neue Entwicklungen in der Wirtschaft geworden. Das betrifft gerade Logistiker. Die sind als wichtige Kunden und Early Adopter technischer Neuheiten immer auf der Suche nach neuen Techniken und Produkten, um weltweite Lieferketten noch effizienter zu gestalten.

Sensorik für autonome Fahrzeuge

Wie in den Vorjahren waren autonome Fahrzeuge ein wichtiges Thema auf der diesjährigen CES2020. Zwar steckt die Technik immer noch in den Kinderschuhen. Doch Schritt für Schritt tasten sich die Unternehmen an Lösungen heran, die künftig eingesetzt werden.

Unentschieden ist noch, ob sich bei autonomen Fahrzeugen lasergestützte LiDAR-Sensoren oder Kameras am Markt durchsetzen. So stellte das chinesische Unternehmen RoboSense sehr smarte LiDAR-Sensoren vor, die künftig in selbstfahrenden Autos die Umgebung wahrnehmen und analysieren. RoboSense ist von der CES mit dem Innovationspreis für selbstfahrende Fahrzeugtechnik ausgezeichnet worden. Doch auch Mobileye, eine Tochter des Chipherstellers Intel, präsentierte auf der CES autonome Fahrzeugtechnik: Die Transporter orientieren sich im Straßengewirr von Jerusalem – und zwar mithilfe von Kameras.

Biometrische Verbindung mit dem Fahrzeug

Noch in einem anderen Punkt entwickelt autonome Technik die Mobilität weiter: Statt des Reisens wird nämlich die „Entertainment Experience“ im Fahrzeug wichtiger. Autos unterscheiden sich bald nicht mehr durch Leistung und Steuerung, sondern fließen automatisch im Verkehr mit. Somit entscheiden Entertainment- und Servicemöglichkeiten im Auto über den Kauf eines Fahrzeugs.

Mercedes-Benz hat sich daher bei seinem neuesten Modell, dem Vision AVTR, von Regisseur James Camerons inspirieren lassen. Ein gigantisches 3D-Display ermöglicht es, im Auto während der Fahrt in unterschiedliche Welten einzutauchen.

Doch der eigentliche Clou des Vision AVTR ist: Das Steuer fehlt! Der Fahrer lenkt den Wagen über ein zentrales Kontrollelement in der Mittelkonsole durch intuitive Gesten. Vibrationen im Sitz vermitteln dem Fahrer seinen Herzschlag und die Atmung – so geht der Fahrer eine biometrische Verbindung mit seinem Fahrzeug ein. Künftig können Fahrer schneller und intuitiver reagieren und so noch sicherer durch den zunehmenden Verkehr steuern.

Für Überraschung sorgte das Elektroauto Vision-S von Sony, das mit maximal 240 Stundenkilometer unterwegs sein soll. 33 Sensoren unterstützen die Steuerung. Große Displays und ständige Vernetzung erhöhen das Fahrvergnügen. Doch wirklich besonders machte die Kooperation des Unterhaltungskonzerns Sony mit den Zulieferern Magna Steyr, Bosch und Continental.

Partnerschaften führen zum Erfolg

Automobilbau ist längst nicht mehr nur Sache der Autokonzerne. Auch branchenfremde Unternehmen können sich den Zugang zum Kunden erarbeiten. Durchaus denkbar also, dass Sony als erfolgreicher Tech-Konzern zukünftig gemeinsam mit kleineren Hersteller Fahrzeuge baut.

Auch eine andere Kooperation sorgte für Aufsehen: Zwischen einem Autohersteller und einem Vertreter der Plattformökonomie. Uber und Hyundai haben ein Flugtaxi entwickelt, das sie nun bis spätestens 2025 einsetzen wollen. Das Drohnen-Vehikel ist eine Mischung aus Flugzeug und Multikopter und soll künftig in den großen Städten als autonomes Personal Air Vehicle (kurz PAV) bei UBER gebucht werden können.

Neue Player auf veränderten Märkten

Konsequent weitergedacht bedeutet das: Auch auf dem Markt für Nutzfahrzeuge wird es voraussichtlich bald zu neuen Anbietern kommen. Uber, Amazon oder Tesla waren mit ihren Ankündigungen, LKW zu bauen, nur ein Vorgeschmack. Und das wirkt sich auch auf die Lieferketten der traditionellen Hersteller und Branchen aus.

„Diese Messe ist immer wichtiger geworden – auch für uns als Logistiker“, sagt Erik Wirsing, VP Global Innovation bei DB Schenker. „Unsere Welt wandelt sich rasant – neue Technologien und Partnerschaften verändern unsere Wirtschaft. Wir werden noch viel Spannendes erleben!“

Für die Logistik lautet die Erkenntnis der diesjährigen CES daher: Noch flexibler zu agieren, noch stärker mit den Partnern zu kooperieren – und vor allem noch offener für Neues zu sein.

 

About the Author

Axel Novak Axel Novak ist freier Journalist in Berlin. Seit mehr als einem Jahrzehnt beschäftigt er sich mit der Logistik-Branche und den Veränderungen, denen sie unterworfen ist. Axel Novak schreibt für Zeitungen, für Zeitschriften und für Unternehmen. Seine Schwerpunkte sind allgemeine Wirtschaftsthemen mit dem Fokus auf Mobilität, IT, Energie und Finanzen.