Rotterdam oder gar Hamburg? Nein, den größten Frachthafen der Welt sucht man unter Europas Städten vergeblich. Denn schon vor mehreren Jahrzehnten haben ihnen die asiatischen Anlagen den Rang abgelaufen. Nachdem Singapur lange das Seefrachtzentrum mit dem größten Umschlagsvolumen beheimatet hatte, steht heute eine chinesische Metropole an erster Stelle – Shanghai.

Die Volksrepublik öffnet sich und Shanghai profitiert

Von der Qing-Dynastie im 16. Jahrhundert bis heute hat der Seehafen in Shanghai eine lange und bewegte Tradition vorzuweisen. International begann seine Geschichte Mitte des 19. Jahrhunderts, als er durch die „Ungleichen Verträge“ für den Handel mit den Kolonialmächten England, Frankreich, Japan und Deutschland zwangsgeöffnet wurde.

Nach der Besatzungsphase im Zweiten Weltkrieg durch Japan und der Eingliederung der Stadt in die Volksrepublik ab 1949 sollte es aber noch Jahrzehnte dauern, bis Shanghai und sein Hafen erneut an die damalige internationale Bedeutung anschließen konnten. Das lag einerseits an der wirtschaftlichen Bevorzugung von Peking durch die dortige Zentralregierung, andererseits aber auch an der grundsätzlichen ökonomischen Schwäche des Landes der aufgehenden Sonne.

Dies änderte sich erst 1991 mit der Einführung der neuen kommunistischen Wirtschaftspolitik. In Shanghai sowie weiteren Zentren entlang der chinesischen Küstengebiete führte sie zu einem Boom mit einem jährlichen Wirtschaftswachstum in zweistelliger Prozenthöhe. Dank Förderung und Sonderrechten wurde die Stadt zum Modernisierungsmotor des Landes.

Seine günstige Lage am Yangtse Fluss und am chinesischen Meer macht den Frachthafen von Shangai zu einem nationalen und internationalen Drehkreuz für Seefrachttransporte.

Shanghais Frachthafen überflügelt die Konkurrenz

Im Windschatten dieser Entwicklung gewann auch der Seehafen Shanghais, der seit 2003 von der Shanghai international Port Group geführt wird, mehr und mehr an Bedeutung. Allein zwischen 1999 und 2006 verdreifachte sich der Umschlag in der südchinesischen Metropole von 186 Mio. Tonnen auf 537 Mio. Tonnen. Basis für den sprunghaften Anstieg war jedoch nicht nur das wirtschaftliche Wachstum, sondern der Zusammenschluss regionaler Anlagen zu einem Hafen. Genug, um Singapur 2006 den Titel des weltweit wichtigsten Seehafens abzuknöpfen.

Heute bewältigt Shanghai ein Container-Umschlagsvolumen von 37,13 Millionen TEU (Zahl von 2016) und führt damit nach wie vor die Liste der größten Seefrachthäfen vor dem zweitplatzierten Singapur (30,9 Mio. TEU) an. Doch für die Hafenmetropole kein Grund sich auf dem Erfolg auszuruhen. Im Gegenteil: Für die Zukunft wird ein weiteres Wachstum erwartet und so baut Shanghai aktuell eine zusätzliche Hafenanlage. Das Terminal in Yangshan soll Ende 2017 seinen vollautomatisierten Betrieb aufnehmen und die Kapazität um weitere 6,3 Millionen TEU pro Jahr steigern. Dafür investiert der Hafenbetreiber etwa 1,31 Milliarden Euro. Doch auch die Konkurrenz schläft nicht: Nur etwa 700 km entfernt in Qingdao entsteht ein Seehafen, der nach seiner Fertigstellung Shanghai nicht nur das Wasser reichen, sondern auch Kapazitäten abringen könnte.

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Jörg Sebald Integer posuere erat a ante venenatis dapibus posuere velit aliquet. Aenean lacinia bibendum nulla sed consectetur. Cras mattis consectetur purus sit amet fermentum. Donec sed odio dui. Cum sociis natoque penatibus et magnis dis parturient montes, nascetur ridiculus mus.